Tauben

Wie wir Tauben, die uns täglich begegnen, wahrnehmen

Wir Städter sehen Tauben täglich. Überall auf der Straße, in Parkanlagen an Bahnhöfen und auf größeren Plätzen. Manchmal sogar auf dem eigenen Balkon. Sie laufen hin und her, fliegen auf und nieder. Manchmal in in großen Schwärmen. Bersonders dort, wo Tauben regelmäßig vertreten sind, polarisieren sie unsere Meinungen, Gefühle und den Umgang mit ihnen.

Kommt man im Gespräch durch Zufall auf das Thema „Stadttauben“, kann man zuweilen interessante Verwandlungen beobachten. Mir passierte es jedenfalls schon häufiger, dass ein Gesprächspartner, der sonst immer sehr besonnen und freundlich auftrat, sich urplötzlich in einen tobenden Exentriker verwandelte und sich einer Wortwahl bediente, die ich ihm zuvor nie zugetraut hätte.

Den einen geht beim Anblick einer Taube das Herz auf

Manche Menschen mögen Tauben, weil sie in ihnen das Symbol für Frieden und Treue sehen. Oder, weil sie Tauben gerne zuschauen. Andere schätzen ihre Zutraulichkeit oder amüsieren sich über die beeindruckenden Balztänze, die Tauben gerne in der Öffentlichkeit aufführen. In guten alten Zeiten nannte man Menschen, die öffentlich die Nähe zu Tauben suchten und die fütterten, scherzhaft „Taubenmutterl“ oder „Taubenvaterl“, die sogar auf Ansichtskarten  verewigt wurden.

Nicht nur ältere Leute füttern Tauben, manchmal, um ihnen möglichst nahe sein zu können. Oder vielleicht deshalb, weil sie sich seit ihrer Kindheit auch ganz besonders für Vögel interessieren. Denn viel ist von der einst so vielfältigen Vogelwelt in unseren nicht mehr übrig geblieben.

Auch junge Leute mögen und füttern Tauben, vielleicht deshalb, weil sie mitbekommen haben, wie hungrig Tauben sind. Sie möchten den Tieren helfen.

Andere empfinden für Tauben nur Hass und Ekel

Auf der anderen Seite gibt es ebenso viele Städter, die Tauben verabscheuen. Denen geht allein das Gurren der Vögel gehörig auf den Keks. Diese Menschen halten Tauben oft für dumm. Ebenso finden sie , dass es viel zu viele Tauben gibt, dass die eh nur alles verdrecken und dass die Tauben am besten ganz aus den Städten verschwinden.

Meiner Erfahrung nach wissen nur wenigsten Menschen genug über Tauben, um ohne übernommene Vorurteile etwas Eigenes und Konstruktives in der Debatte beitragen zu können. In der Presse, im Fersehen oder Internet findest du zuhauf  Reportagen über Stadttauben und die Taubenplage, die meisten davon beruhen auf Recherchen, die nur an der Oberfläche kratzen.

Was mir bisher fehlte, dass mir jemand die Gesamtproblematik rund um Stadttauben so zerlegte, dass alle Facetten ohne persönliche Vorbehalte klar und deutlich wurden. Damit die Menschen, die Tauben mögen, akzeptieren, dass die Taubenpopulation aus dem Ruder geraten kann. Und damit Menschen, die Tauben hassen, akzeptieren lernen, dass die Tiere zum Menschen gehören, und dass man die Tiere nicht einfach zum Teufel wünschen darf.

Dass ein solche Ansatz sich nur sehr schwer umsetzen lässt, das ist mir schon klar. Darum starte ich einfach mal hier einen Versuch. Wahrscheinlich wird mir das nicht immer 100%ig gelingen, doch daran will ich arbeiten.