Fütterungsverbot

Fütterungsverbote für Tauben in vielen Städten

In Deutschland herrscht seit Jahren in vielen Städten ein rigoroses Fütterungsverbot für Tauben. Die Entscheider, also die verantwortlichen Gremien im Stadtrat beziehen sich dabei auf die Theorie, dass der Futterentzug die Population zurückgehen lasse. Auch wenn bekannte Taubenexperten, wie Professsor Daniel Haag-Wackernagel diese Theorie unterstützen, bin auch ich der Überzeugung, dass die Rechnung so leider nicht aufgeht, denn das  angezüchtete und von Züchtern bis heute forcierte Brutverhalten der Tauben bleibt immer unabhängig vom Nahrungsangebot. Im Klartext: Hunger hält sie nicht ab sich zu vermehren. Im Gegenteil, die Tauben werden zu Stressbrütern, die ihre letzten Kräfte für den Nachwuchs mobilisieren. Was  mit Futterentzug allerdings erreicht werden kann, ist, dass Jungtiere qualvoll an Unterernährung sterben. Die Kropfmilch der Eltern, mit der  Taubenküken in den ersten Lebenstagen ausschließlich ernährt werden, reicht nicht mehr aus. Das Brüten geht jedoch weiter.

Ein Fütterungsverbot  erhöht die Qual der Vögel somit enorm. Sie rücken den Menschen, die sie ja eigentlich loswerden wollten, immer näher. In ihrer Not fressen sie den Müll, den Passanten auf die Straße werfen – selbst vor Erbrochenen machen manche Tauben keinen Halt. Allein diese Vorstellung finde ich unerträglich. Vor meinen Augen habe ich dann die Bilder von den Hungersnöten nach dem zweiten Weltkrieg, als Menschen auf der Straße verendete Tiere zerlegten – weil der Hunger sie dazu zwang. Und genau dieses Leid tun die Verantwortlichen der Fütterungsverbote hilflosen Tauben an.

Kampf um wenige Körner
Nie genug Futter: Der tägliche Überlebenskampf von Stadttauben!

Ein Brotkrumen fällt – und schon spielen Tauben verrückt

Wenn du das nächste Mal in der Stadt einen sogenannten Tauben-Hotspot siehst (das sind Plätze, wo Tag für Tag größere Ansammlungen stattfinden). Wenn irgendwo ein Passant seine Pommes verliert oder achtlos irgend etwas Essbares wegwirft, kommen sie aus allen Richtungen geflogen und fallen an der betreffenden Stelle alle blindlinks übereinander. Der Anblick wird dich schnell von den den realen Lebensumständen der Stadttauben überzeugen

Sie werden anfälliger für Krankheiten und ihr flüssiger Hungerkot sorgt wiederum für Ekel. Ich persönlich bin der Auffassung, dass diese Methode eindeutig gegen den Tierschutz verstößt.

hungrige Tauben picken Zigarettenkippen
Nach stundenlanger Suche nach Essbaren werden selbst Kippen und Erbrochenes zur Delikatesse

Noch vor einigen Jahrzehnten sah man zumeist ältere Menschen, die an Plätzen, in Parkanlagen oder vor Bahnhöfen regelmäßig Tauben fütterten. Das war zwar nicht immer gern gesehen, wurde aber toleriert. Zuweilen nannte man solche Omis scherzhaft  – wie einst Therese Schedlbaur aus München-  „Taubenmutterl“, welche eine kleine Touristenattraktion abgab, die es in den 30iger Jahren auf Postkarten zu kaufen gab.

Vögel im Hofgarten füttern
In Zeiten, als Füttern von Tauben und Wildvögeln noch nicht verboten war.

Fütterung der Stadttauben soll verboten bleiben

Mit der weiteren Vermehrung der Stadttauben, die zu Verunreinigung und damit zu Beschwerden von einflussreichen Bürgern führte, gerieten die Stadtregierungen unter Druck und suchten nach Schuldigen. Mit dem Ergebnis, dass die Toleranz gegenüber Tieren in unserer Gesellschaft mehr und mehr abnahm. Und Taubenfütterer gerieten in die Schusslinie – bis heute. In vielen Städten und Gemeinden werden so beherzte Menschen, die das Leid der Tiere nicht tatenlos ansehen wollen, regelrecht kriminalisiert.

Um Futter kämpfende Tauben
Der Hunger treibt friedliche Tauben zum Äußersten: Kampf um jedes Korn!

Die Not fördert den Selbsterhaltungstrieb

Keine Ahnung, weshalb detschlandweit viele Stadtkommunen zu dem Schluß kamen, dass ein Fütterverbot der weiteren Taubenvermehrung am ehesten Einhalt gebieten könnte. Wahrscheinlich aber ist,  dass man hier die Studie des Straßentaubenforschers  Daniel Haag-Wackernagel aus Basel zu Rate zog. Darin sollte die Annahme wissenschaftlich bestätigt werden, dass verwilderte Tauben bei Nahrungsmangel weniger nisten und Eier legen würden. Die Methoden und Ergebnisse der Studie sind heftig umstritten. Denn leben Tauben im permanenten Hungerzustand, setzt bei ihnen der oben bereits erwähnte Selbsterhaltunsgtrieb ein. Sie versuchen noch mehr Nachwuchs in die Welt zu setzen, der in letzter Konsequenz dem Hungertod ausgeliefert ist.

Zunehmende Verfolgung von Taubenfütterern

Wer Tauben in der Öffentlichkeit füttert, begeht in vielen deutschen Städten (Hamburg, Köln, Düsseldorf, Fulda usw. ) eine Ordnungswidrigkeit und kann zur Kasse gebeten werden – in München seit neuestem bis zu 1000 Euro.  Künftig sollen dort die Ordnungshüter des kommunalen Außendiensts (KAD) im Stadtgebiet „illegale Taubenfütterer“ aktiv verfolgen. Aus dem Grund werde ich München und den Freistaat Bayern sowie einige andere Städte nicht mehr besuchen.  Nun ja, eigentlich ist meine persönliche Konsequenz aus der verzwickten Lage ziemlich bescheuert, aber Fütterverbote halte ich für genauso daneben. Und ich sehe es auf keinen Fall ein, mich von Handlungen abschrecken zu lassen, die von meinem ethischen Einstellung gesteuert werden.

Urteil in Düsseldorf wegen Verstoß gegen das Fütterverbot von Tauben
Screenshot NRZ 2014: Nicht so milde fallen die Kommentare zu diesem Artikel aus.

Probleme mit Taubenhassern und  Passanten

Wie du auch mit der Situation in deiner Stadt umgehen willst, du musst dir klar darüber sein, dass Taubenfütterer  von Trittbrettfahrern, verärgerten Nachbarn, Geschäftsinhabern und Passanten immer wieder sehr aggressiv angegangen, beleidigt  oder manchmal sogar angezeigt werden. In der Regel drohen sie oder machen auch Aufnahmen mit Smartphone, was du dir natürlich nicht bieten lassen musst – denn immer noch gilt : Private Personen, die also nicht in der Öffentlichkeit stehen wie beispielsweise Prominente, Politiker ect. müssen vorher um Erlaubnis gefragt werden und einem Foto oder Video zugestimmt haben. Hier weitere Infos zum Schutz deines Persönlichkeitsrechts.

Hungrige Tauben im Winter 2018
Erste Hilfe für hungernde Tauben im Park

Mein Tipp: Solltest du dich aus gutem Grund einmal veranlasst sehen, Tauben zu  füttern, dann mach es bitte unauffällig und am besten nur dort, wo Tauben schon suchen. So bleibt nichts liegen und gut ist. Achte bitte auch darauf, dass deine Aktion Menschen nicht behindert und diese auf Körnern ausrutschen können- ein Unfall passiert schneller als man  glaubt. Und solltest du attackiert werden, versuche lieber die Nerven zu behalten und zieh dich zurück. Denn sollte die Situation weiter eskalieren, sitzt du rechtlich wegen der begangenen Ordnungswidrigkeit eh am kürzeren Hebel.