Taubenpopulation

Warum Tauben so oft im Jahr brüten

Dass sich die verwilderten Haustauben in Städten  so derartig vermehren, ist einzig allein der Mensch schuld. Er hat über Jahrhunderte die Tauben zu leistungsfähigen Brutmaschinen gezüchtet, die 6x oder häufiger im Jahr anlaufen – selbst in den kalten Wintermonaten. Ob es die natürlichen Lebensbedingungen erlauben oder nicht, ist völlig egal – Tauben können einfach nicht anders.

Brut- und Nistdauer kurz zusammengefasst

Sobald eine Täubin zwei Eier ins Nest gelegt hat, beginnt auch das Brüten, die Phase dauert  bis zu 18 Tagen. Die Küken brauchen nach dem Schlupf etwa weitere 25 Tage, dann können sie das Nest verlassen und gehen früher oder später auf Partnersuche. In der Zwischenzeit wird das Elternpaar schon wieder an anderer Stelle für eine neue Brut aktiv.

Kaum eine Jungtaube überlebt das erste Lebensjahr

Aber es gibt auch Grenzen: Bei frei lebenden Stadttauben wird die gezüchtete Vermehrung durch eine enorm hohe Jungensterblichkeit gebremst, etwa 90 Prozent der Jungtauben vollenden das erste Lebensjahr nicht. Das ist im Prinzip auch das eigentliche Ziel der Fütterungsverbote. Dass der Mangel an Nahrung Tauben nicht vom Brüten abhält, son dern eher das Gegenteil bewirkt, das wissen die Verantwortlichen schon. Aber man hofft dadurch die Taubeneltern durch Hunger zu schwächen, dass sie ihre Jungen nicht mehr durchbringen können.

Selbst eine ausgewachsene  Stadttaube hat längst nicht mehr die von der Natur gegebene Lebenserwartung. Statt  10-12 Jahren sind es in der Regel höchstens 3.

Vermehrung durch verirrte und ausgesetzte Zuchttauben

Bei den Rasse- und Brieftauben liegt die Vermehrung allein in den Händen der Züchter. Zwar verpflichtet in NRW der § 26 der Viehverkehrsverordnung – ViehVerkV, (dient dem Seuchenschutz) die Züchter  zur Anzeige und Registrierung ihrer Taubenbstände, aber wenn man den Postings in Brieftauben-Foren Glauben schenkt, dann wird diese Auflage nicht sonderlich ernst genommen. Demnach reguliert wahrscheinlich jeder Züchter seinen Bestand nach eigenen Bedürfnissen.

Tauben mit Preis- und Gewinnchancen werden ins Rennen geschickt, der unliebsame Rest wird aussortiert und im Freien entsorgt. Gerne auch in der Nähe der Städte, damit sicher Ausschuss unauffällig unter die ansässigen Schwärme mischt. Auf diese Weise entsteht in den Städten immer wieder neuer Nachschub. Ich selbst entdecke auf meinen Fototouren immer wieder Neulinge – deren Aussehen und soziales Verhalten ganz und gar nicht dem der Stadttauben entspricht.  Mit einem halbwegs geübten Auge merkt man, das fremde Tiere, die ihr Leben nur in einem Schlag verbracht haben, noch längst nicht mit den harten Bandagen ihrer heimischen Artgenossen vertraut sind.

Jedwede Säuberung eigener Taubenbestände wird offiziell natürlich abgestritten. Die Züchter geben in der Regel einem Unwetter oder Raubvögeln die Schuld, wenn Tiere auf der Reise verloren gingen. Werden allerdings verirrte Tauben von Tierfreunden gemeldet, so ist es kein Einzelfall gewesen, dass die „unbrauchbare“ Taube entweder ganz entsorgt oder gar nicht erst abgeholt wurde. Ich habe mit Taubenfreunden und Tierschützern gesprochen, die mir die beschriebene Praxis voll und ganz bestätigten.

Hierzu noch einige Links zum Thema:

Der Effekt in Taubenhäusern lässt auf sich warten