Öffne deine Augen für hilfsbedürftige Tauben
Es vergeht, glaube ich, kein Tag, ohne dass in Facebook Taubennotfälle gemeldet werden. Darunter sind hilflose Nestlinge, traumatisierte oder kranke Tauben und natürlich Unfallopfer, aber häufig sieht man auch humpelnde Tauben.
Wenn dir unterwegs eine Taube verdächtig erscheint, weil sie eine Jungtaube ist, die noch nicht fliegen kann, eine mit aufgeplustertem Federkleid, die einsam in einer Ecke sitzt oder offensichtliche Verletzungen hat, überlasse das Tier bitte nicht seinem Schicksal. Diese Tauben haben kaum noch eine Überlebenschance. Früher oder später werden sie überfahren oder gar nachts von Ratten getötet.
Ich selbst habe mehrmals erleben müssen, wie Tauben gegen unser Bürofenster geflogen sind. Die Folge waren mindestens ein gebrochener Flügel, sofortige Hilfe war daher dringend erforderlich. Da man während der Arbeitszeit aber nicht einfach zum Tierarzt fahren konnte, rief eine Kollegin die Kölner Taubennothilfe an. Alles, was wir tun mussten, war, das Tier in einen Karton zu packen und warten, bis es abgeholt wird. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Tauben mit verschnürten Füßen
Eine der häufigsten Handicaps, welche die Stadttauben ertragen müssen, sind Verschnürungen. Wenn du irgendwo eine Taubenansammlung siehst, eins, zwei Humpler sind meistens darunter. Diese Verletzungen enstehen durch Fäden und Haare, die sich beim Laufen um die Beine, Füße und Zehen wickeln. Da die Tiere nicht in der Lage sind, sich wieder von selbst zu befreien, ziehen die Fäden sich mit der Zeit immer enger und dringen so tief ins Fleisch.
Das ist nicht nur ungemein schmerzhaft, es entstehen Infektionen oder wenn die Blutzufuhr unterbrochen wird, sterben die Gliedmaßen ab. Wie bereits gesagt, wenn dir unterwegs eine humpelnde Taube auffällt, so liegt das sehr häufig einer Verschnürung.
Zugegebenermaßen sind solche Tauben sehr schwer zu fangen, wenn sie noch fliegen können. Ohne Hilfsinstrumente und eine Transporttasche wird das alles recht kompliziert. Merke dir nur die Stelle, mach vielleicht einen Schnappschuss und melde den Fall den Taubenhelfern.
Kranke Tauben auf den ersten Blick erkennen
Verschnürte Füße sind allerdings nur ein Beispiel, das für die Tierchen sehr unangenehm ist. Es gibt aber noch viel extremere Fälle, die dir begegnen können. Tauben, die so ausgehungert sind, dass sie nicht mehr fliegen können oder wie im folgenden Bild zu sehen ist, irgendwo hilflos in der Ecke liegen.
Tauben mit lebensbedrohlichen Schäden, Verletzungen oder Erkrankungen. Solche, die du vielleicht völlig apathisch in einer Ecke hocken siehst, mit stark aufgeplustertem Gefieder und geschlossenen Augen. Solche, die permanent komische Halsbewegungen machen als hätten sie irgendetwas verschluckt, was sie dringend auswürgen wollen. Solche, die durch Parasiten oder Trichomonaden extremen Durchfall bekommen haben und so geschwächt sind, dass kaum noch was geht. Und nicht zuletzt Fälle, die mit PMV infiziert sind und schwerste Koordinationsstörungen zeigen.
Wenn dir so ein armes Wesen begegnet, dann ist meistens nur noch schnelle medizinische Hilfe durch einen sehr erfahrenen Tierarzt oder Päppler die einzige Überlebenschance. Leider ist es aber so, dass längst nicht jeder Tierarzt sich so richtig gut mit Tauben auskennt. Wenn du also also eine Taube mit einer der beschriebenen Beschwerden findest und mit ihr selbst einen Arzt aufsuchen möchtest, erkundige dich bitte, ob in der betreffenden Praxis oft Tauben behandelt werden.
(Eigenes Video im gesicherten Datenschutzmodus eingebettet)Tipps für einen Besuch beim Tierarzt
Wenn du dir die Zeit nimmst, was ich ganz, ganz toll finde, dann sei bitte weiterhin vorsichtig. Gib auf keinen Fall die Taube als Notfall nur in der Praxis ab, in der Hoffnung, dass nun alles seinen richtigen Weg gehen wird. Bleibe bitte auch bei der Untersuchung dabei, lass dir genau erklären, was die Diagnose ist und welche Chancen das Tier hat. Sollte man dir raten, das Tier lieber einschläfern zu lassen, so kann das viele Gründe haben. Ohne einem Arzt irgendetwas Falsches oder Böses unterstellen zu wollen, Euthanasie(sprich einschläfern) ist sowohl bei Tauben als auch bei Wildvögeln keine Seltenheit. Darauf lasse ich mich nur ein, wenn ich hundertprozentig nachvollziehen kann, dass das Tier eh keine Chance mehr hat und bis zum Übergang in den Tod nur noch leidet. Gerade kürzlich las ich wieder in Facebook, dass eine Finderin sich am nächstem Tag beim Arzt erkundigte und nur erfuhr, dass es die Taube es nicht geschafft hätte. Solche News machen mich sehr traurig, denn vielleicht hätte man der Taube doch noch helfen können.
Wie gesagt, vieles ist möglich und die Hoffnung stirbt zuletzt, aber manchmal stirbt sie eben deshalb, weil Einschläfern die schnellste und wirtschaftlichste Lösung war. Darum empfehle ich dir, entweder unbedingt darauf zu bestehen, dass die Taube bestmöglich behandelt wird. Frag nach den Kosten für eine lebensrettende Behandlung und nimm das Tier im Zweifelsfall und/oder weil du die Kosten gar nicht tragen kannst, lieber wieder mit und wende dich direkt an Taubenhelfer in deiner Nähe oder die Taubennotfall-Gruppen in Facebook. Keine Sorge, die Kommunikation funktioniert in der Regel mehr als super. Mir ist es noch nie passiert, dass ich bei einem Taubennotfall im Stich gelassen wurde.
Du hast leider keine Zeit, dich um die Taube zu kümmern?
Kein Problem: Solltest du es gerade sehr eilig haben oder einfach keine Möglichkeit sehen, selbst etwas zu unternehmen, bitte wende dich kurz an eine Taubennothilfe in deiner Nähe. In Düsseldorf und Umgebung wäre das der Tiernotruf: 0174 7703000. Ansonsten findest du hier weitere Adressen von Tierfreunden, die du im Falle eines Falles kurz kontakten kannst.
Nun noch ein Link von mit tollen Infos vom Hamburger Stadtauben e.V.:
Erkennen und Hilfe bei Tauben-Notfällen
Verletzte und hilfsbedürftige Brieftauben
Alle Jahre wieder finden in den Monaten April bis September in ganz Europa die Flugwettbewerbe mit Brieftauben statt. Oft liegen die Auflassorte viele hundert Kilometer vom Heimatschlag entfernt, so dass viele Tauben trotz des inneren Kompasses ihr Ziel nicht erreichen. Wenn sie nicht von einem Greifvogel erwischt werden, verletzen sie sich unterwegs oder geben einfach völlig entkräftet auf. Bedenke bitte: Brieftauben sind Haustiere, die an eine regelmäßige Vollverpflegung gewöhnt sind. Somit haben die meisten in der freien Natur kaum längere Überlebenschancen. Anders als Wildtauben oder Stadttauben verdursten und verhungern sie. Während der erwähnten Reisesaison verirren sich unzählige Brieftauben in Städten in und Ortschaften. Man sieht sie hilflos auf dem Boden sitzen in Parks, Gärten oder auch in der Randzone eines Stadtaubenschwarms verschüchtert hin- und herlaufen.
Woran erkenne ich eine Brieftaube auf den ersten Blick?
Brieftauben haben meistens zwei farbige Fußringe, auf denen alles notwendigen Informationen stehen sollten. Eine mehrstellige Identifikationsnummer mit dem Kürzel des Verbands. Bei deutschen Brieftauben beginnt die Nummer mit DV (Deutscher Verband) bei Tauben aus den Niederlanden mit NL. Auf dem anderen Ring findest du meistens eine Telefonnummer des Besitzers. Diesen kannst Du anrufen und informieren, dass dir seine Taube zugeflogen ist. Und dann? Die Halter von Brieftauben sind verpflichtet, ihre Tauben beim Finder abzuholen.
Leider sind längst nicht alle von vom Anruf begeistert. Sie melden sich nicht zurück oder wollen die Taube nicht zurück. In solchen Fällen halte ich es für unbedingt ratsam, sich an die nächste Stadttaubenhilfe zu wenden und nicht an sogenannte Vertrauensmänner, die der Brieftaubenverband auf seiner Website angibt. Diese gibt es meiner Meinung nämlich nur, damit der Verband in der Öffentlichkeit sauber dasteht. Was dann hinter den Fassaden mit der Taube passiert, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Aus dem Grund verhandle ich nur persönlich mit dem Besitzer und übergebe nur diesem eine gefundene Brieftaube.