Artgerechte Betreuung und Kontrolle der Taubenpopulation
Nachdem sich die Population der Stadttauben in den Ballungszentren so stark vermehrt hatte, dass diese für viele Menschen zum Ärgernis wurden, suchten die von Beschwerden genervten Stadträte nach Lösungen, wie sie den Taubenbestand wieder dezimieren konnten. (siehe Vergrämung)
Nahezu alle Versuche scheiterten entweder an der Anpassungsfähigkeit der Vögel selbst oder gerieten in Konflikt mit dem Tierschutz. Als einziger Ausweg bewährt sich schon seit Jahren ein artgerechtes Konzept, bekannt als das „Augsburger Modell“, auf das von Tierschutzvereinen und Taubenfreunden oft verwiesen wird – wobei einige der vorgestellten Maßnahmen inzwischen für Kontroversen sorgen.
Grundsätzlich richtig und erfolgreich sind eine Umsiedlung in eine für Tauben attraktive Umgebung mit artgerechter Fütterung sowie ein maßvoller Austausch von echten Eiern gegen Eierattrappen. Denn nur wenn die Lebensbedingungen für Tauben ganzheitlich stimmen, werden sie ihre neue Heimat akzeptieren.
Das Stadttaubenmanagement funktioniert natürlich nur dort erfolgreich, wo die Betreuer zuverlässig arbeiten und voll und ganz mit ihrem Herzen bei der Sache sind.
Taubenschläge in Düsseldorf
In Düsseldorf werden alle betreuten Taubenhäuser vom Tierschutzverein gemanagt. Laut meinen Informationen gibt es derzeit 9 betreute Schläge bzw. 8 Türme.
Zwei Beispiele:
Sehr gelungen ist der Taubenschlag in Düsseldorf Derendorf. Von der Betreuerin, die seit Jahren dort alles im Alleingang bewerkstelligt, werden jedes Jahr Hunderte von Eiern gegen Plastikattrappen ausgetauscht, ohne dass Tiere den Schlag wieder verlassen. Das nenne ich top!!
Ein weiteres Taubenhaus befindet sich hinter dem Bertha-von-Suttner-Platz (der beginnt am Nordausgang des Hauptbahnhofs), wo lange Zeit ein dicht besiedelter Tauben-Hotspot war – darunter auch viele Tauben, die in der Nähe weiterhin wild nisten, was für das Projekt kontraproduktiv ist. Da ich das Elend der Vögel am HBF nahezu täglich miterlebe und hörte, dass zu wenig Personal zur Verfügung stünde, bot ich dem Verein meine Hilfe an, was seinerzeit dennoch ignoriert wurde.
Obwohl in den Taubentürmen laut Frau Piasetzky (Leiterin des Taubenprojekets) in den ganzen Jahren an die 50.000 Eier ausgetauscht worden seien, scheint das noch nicht auszureichen, so dass der Verein im Frühjahr 2019 begonnen hat, männliche Tauben im Heim durch einen chirurgischen Eingriff unfruchtbar machen zu lassen.
Das Taubenprojekt am Rathaus in Neuss
Gwendolin Wonneberger aus Frechen managt schon seit vielen Jahren zusammen mit ihrer Mutter die Arbeitsgruppe gegen die Taubenproblematik e.V. in Köln. Von mir nimmt der Verein regelmäßig und äußerst zuverlässig hilfsbedürftige Tauben an – egal woher sie nun kommen: aus Köln, aus der „verbotenen Stadt“ Düsseldorf oder sonst woher. Gwendolin hat inzwischen ihre Passion für Tauben in einen festen Beruf verwandelt. Sie ist nun offizielle Taubenbeauftragte für das Umweltamt Neuss und reguliert dort die Population nachhaltig durch artgerechten Eieraustausch.
Artgerecht heißt, dass Tauben, nachdem sie sich im Schlag niedergelassen haben, die ersten Eier ausbrüten dürfen. Das gibt ihnen das Gefühl der Sicherheit und sie suchen nicht wieder nach neuen Brutstätten. Ab der zweiten Brut werden die Eier größtenteils durch Attrappen ersetzt. Wie das geht, führt dir Gwendolin im folgenden WDR-Beitrag Kampf gegen Taubenplage in Neuss vor, der noch bis Mai 2019 in der Mediathek abrufbar ist.
Kontrolliertes Management der Stadttauben
Wenn du dich das in Thema „Betreute Taubenschläge“ einlesen möchtest, empfehle ich dir, einen Blick in das Buch von Viktor Wiese „Stadttauben im Griff“ zu werfen. Ich habe es mir vor einiger Zeit selbst besorgt und vollständig gelesen. Zwar gehe ich nicht mit allen darin beschriebenen Punkten konform, halte das Büchlein aber dennoch für eine guten Einstieg ins Thema.
Übrigens: Hier findest du weitere Besprechungen über Taubenbücher