Taubenkot ist hässlich, zerstört aber keine Dächer, Balkone und Hausfassaden
(Direkt zu einem Thema)
Verdauung ist ein ganz natürlicher Prozess. Genau wie wir Menschen haben Tauben dieses Bedürfnis. Eine Taube scheidet täglich etwa 20 g Kot aus. Doch bei kaum einer anderen Vogelart lösen die Hinterlassenschaften dermaßen schlimme Hasstiraden aus.
Typische Statements über Taubendreck
Frag mal irgendwelche Leute irgendetwas über Tauben und du wirst feststellen, wie viele von den befragten Personen sich nicht mit abfälligen Kommentaren zurückhalten können, da sie mit Tauben vor allem eins assozieren: „Die kacken alles voll und zerstören damit die Fassaden von Gebäuden.“ Darauf folgen häufig noch üble Flüche oder Wünsche aus der untersten Schublade. Eine traurige Folge von Falschinformation in den Medien, die das Image von Stadttauben seit vielen Jahren bestimmen.
Gegenbeweise liefert seit 2004 ein wissenschaftliches Gutachten
Wissenschaftliche Untersuchungen der Universität Darmstadt belegten bereits 2004, dass diese Behauptung falsch ist. Es wurde festgestellt, dass durch Taubenkot – insbesondere den in flüssiger Form (siehe dazu auch Hungerkot als Folge von Fütterungsverbot) zwar unästhetische Rückstände bleiben, aber davon weniger Risiken ausgehen als von bestimmten Seiten behauptet wird. Laut Gutachten zeigte der Säuregehalt von Taubenkot keine Einwirkung auf mineralische Baustoffe, führte allerdings zu Flecken bei bestimmten Blechen und griff den Korrisionsschutz an.
Somit dürfte klar sein: Veränderung an Hauswänden entstehen in erster Linie durch Luftverschmutzung und sauren Regen.
Das komplette Gutachten der Technischen Universität Darmstadt als PDF:
https://www.tierrechte.de/wp-content/uploads/2019/04/gutachtenbaustoffe.pdf
Die Werbetrommel der Schädlingsbekämpfer rührt kräftig weiter
Dennoch werden die Gefahren durch Taubenkot von Firmen, deren Geschäft nun einmal Schädlingsbekämpfung ist, weiterhin über Gebühr hochgespielt. In Broschüren und auf Webseiten puschen sie die realen Gefährdungspotenziale durch Taubendreck unangemessen hoch, um mehr Aufträge ergattern zu können.
Wie sehr gefährdet Taubenkot unsere Gesundheit?
Dank jahrelanger einseitiger Berichterstattung in den Medien haben manche Menschen eine regelrechte Phobie gegen Taubenkot entwickelt. Sie fürchten, dass die schlimmsten Krankheiten von ihm ausgehen und sie sich schon anstecken, wenn sie einem der vielen Klecks zu nahe kommen.
Bedenken sollte man doch stattdessen, dass in früheren Zeiten Taubenkot bei den Bauern sogar sehr begehrt war. Er diente als Dünger für die Felder oder auch das Gemüse im Garten. Vielleicht hatten auch die Menschen früher nicht so eine Panik vor Ansteckung und Krankheit.
Die ehrliche Antwort auf die Frage, ob Taubenkot den Menschen krank machen könnte, ist ein klares JA. Diese Gefahr ist allerdings nicht taubenkot-spezifisch, denn auf jedem festem Vogelkot können Schimmelpilze wachsen.
Wie hoch ist das Risiko durch Schimmelpilze?
Es ist wissenschaftlich unbestritten, dass mit dem Kot viele Mikroorganismen ausgeschieden werden. Diese können bei engem Kontakt und aufwirbelndem Kotstaub eingeatmet werden. Darunter befinden sich auch krankheitserregende Organismen wie Bakterien, Hefen und Pilze – zum Beispiel der Schimmelpilz Aspergillus. Der gedeiht allerdings nicht nur auf Vogelkot, sondern auch altem Obst und Gemüse sowie nicht selten in Wohnräumen – beispielsweise an den Wänden hinter der Tapete oder in Blumenerde.
Inwieweit der Pilz eine Infektion hervorrufen kann, hängt in erster Linie vom Immunsystem ab. Gesunde Menschen erkranken in der Regel nicht an Aspergillose. Asthmatiker, COPD- oder HIV-Patienten gehören dagegen zur Risikogruppe.
Wie gefährlich ist Taubenkot für Menschen im Alltag?
Ich selber habe in meinem Leben schon viele Tauben angefasst und ich möchte nicht nachzählen, wie viele Kleckse von oben schon auf meinem Kopf oder den Klamotten gelandet sind. Das war ärgerlich, aber ich wurde davon nicht krank.
Darüber hinaus kenne ich Taubenschlagbetreuer, die Woche für Woche mehrere Schläge entsorgen und reinigen. Diese Leute sind täglich Staub, Dreck und Kot ausgesetzt, darum schützen sich durch eine Atemschutzmaske. Dass sie sich nach getaner Arbeit die Hände waschen, versteht sich von selbst. Derartige Risiken existieren aber wohl kaum für Passanten, die sich in der Nähe eines Taubenschwarms irgendwo in der Stadt oder im Park aufhalten.
Manchmal kommen Tauben den Menschen näher, als manchen lieb ist. Sie sitzen im Garten, verdrecken die Fensterbank oder nisten gar auf dem eigenen Balkon. Wer damit Hygieneprobleme hat – was ich sehr gut verstehen kann – braucht in der Regel keinen Schädlingsbekämpfer, sondern nur nur wenige Utensilien für die problemlose Reinigung.
Kotreste von der Fensterbank und vom Balkon entfernen
Bei uns im Hinterhof sind unterschiedliche Vorgelarten heimisch. Sonnen sie sich auf der Fensterbank, dann bleiben Schmutzspuren. Das nächste Regenwasser spült das meiste weg. Aber solange will man ja – in Zeiten des Klimawandels – nicht warten.
Leider sind manche Terrassen und Balkone so überdacht, dass man selbst Hand anlegen muss. Je früher der Dreck entfernt desto weniger Arbeit hat man mit der Säuberung. Vielleicht einmal die Woche checken, was zu tun ist, das dürfte ausreichen.
So sollte die Entsorgung klappen:
- Weicher Kot lässt sich ganz einfach mit Wasser wegspülen.
- Harten Kot kann mit heißem Wasser und etwas Essig (Haushaltsessig) übergießen, anschließend, wenn nötig, den Kot locker spachteln, und mit Küchenpapier aufnehmen.
- Sind auf einem Balkon größere Flächen verschmutzt, diese mit heißem Wasser plus Essigkonzentrat übergießen und wegspachteln.
Atemschutz bei der Reinigung
Solltest du tatsächlich selbst einmal in Lage kommen (dafür gäbe es allerdings Spezialfirmen), einen Dachboden oder Kellerräume entsorgen und reinigen zu müssen, wo länger Tauben gehaust und genistet haben, dann müsstest du dich unbedingt durch entsprechende Kleidung (abwaschbar) und eine Atemschutzmaske schützen, um nicht Staubpartikel von den Kotresten einatmen zu müssen.
Die entsprechenden Hilfsmittel gibt es in Baumärkten und im Internet:
Weiterführende Links zum Thema:
Die Berliner Tiermedizinerin Almut Malone über die Gefährdung durch Tauben