Kurzvorstellung und Erinnerungen
Ich bin 58 Jahre alt. Ich habe in Berlin an der Hochschule der Künste studiert, meinen Abschluss als Diplom Kommunikationswirt gemacht, war viele Jahre als Texter unterwegs und arbeite heute als Suchmaschinenoptimierer in einer Online-Marketing-Agentur in Köln.
Da ich allerdings in Düsseldorf wohne, bin ich Pendler und täglich viel unterwegs. So sah ich schon Dinge, die mir Kopfzerbrechen bereiteten. Zum Beispiel fieses Verhalten der Menschen untereinander, aber ganz besonders das abscheuliche Verhalten gegenüber Tauben, die zwischen den Menschen hin und her liefen – immer auf der Suche nach etwas Essbaren. Manche Szenen, die sich abspielten, tun einfach weh. Warum fehlt uns Menschen so oft Empathie und Respekt gegenüber Schwächeren?
Als Kind war auch ich öfters ein Ekel
Wenn früher meine Oma auf dem Spielplatz sah, dass ich kleinere Kinder treten oder schlagen wollte, zeigte sie auf einen hochgewachsenen Mann gleich neben uns und sagte: „Halt mein Freund, warum gehst du nicht zu dem Mann dort drüben und machst da weiter?“ Meine trotzige Antwort war: „Weil der stärker ist als ich.“ Aha – da haben wir’s: Menschen lassen gerne ihre Aggressionen an Schwächeren aus. Es gibt auch sicher viele Städter, die keine Hunde mögen. Aber bis heute habe ich noch keinen Passanten auf der Straße gesehen, der versucht, einen Doberman oder Schäferhund zu treten.
Jedes Leben ist es wert, geschützt zu werden
Wenn du mich fragst, was für mich das Wichtigste im Leben sei, antworte ich dir ganz knapp: Das Leben! Mit 18 Jahren habe ich aus dem Grund den Wehrdienst verweigert und Zivildienst absolviert. Seit 27 Jahren bin ich aus ethischen Gründen überzeugter Vegetarier und ernähre mich seit 2010 soweit wie möglich rein vegan. Vielleicht fühle ich mich deshalb auch eher zu Körnerfressern hingezogen.
Schon mein ganzes Leben erfreue ich mich an Tieren, insbesondere an Vögeln. Weniger als Haustiere oder im Zoo, wo sie in Gefangenschaft gehalten werden, als in ihrer natürlichen freien Umgebung. Wenn ich in der Kindheit mit meinen Großeltern im Park Enten und Tauben füttern durfte, war das in der Regel ein Riesenspaß. Manchmal aber auch nicht. Zu sehen, wie die größeren Vögel mich umreihten und versuchten, mir Brot oder Äpfelstückchen aus der Hand schnappen wollten oder wenn Schwäne anfingen, die Flügel zu heben , so sorgte dieser Anblick bei mir für gemischte Gefühle. Meine Oma gab mir dann netterweise Anweisungen und Tipps, wie ich die Situation am besten meistern konnte. Pass auf die Küken da hinten auf. Verärgere die Eltern nicht. Und renn nicht immer so wild auf sie zu. Warte lieber, bis sie von selbst kommen und verhalte dich vor allem ruhig. Das klappte prima und alle waren happy. Die Vögel und ich, der sich stolz wie Bolle fühlte (das würden die Berliner sagen)
Irgendwann fragte ich meine Oma, warum wir denn nicht auch die Tauben auf der Straße füttern. Da erklärte sie mir, dass das viele Leute nicht mögen, weil dann Reste auf der Straße blieben und nachts die Ratten kämen. Oje, Ratten, die hatte ich schon oft gesehen, wenn ich im Hof spielte. Und manchmal auch Keller, als ich den Müll herunterbringen musste. Die waren viel größer als Mäuse, haben einen langen Schwanz, spitze Zähne und waren unglaublich flink.
Seit wann können Ratten fliegen?
Als ich in den 80igern zum ersten Mal den Begriff „Ratten der Lüfte“ vernahm, konnte ich ja so gar nichts damit anfangen – vor allem nicht in Verbindung mit Tauben. Irgendwann wurde mir klar, worin der Zusammenhang bestand. Viele Berliner in meinem Bekanntenkreis mochten keine Tauben, die Medien begannen mit der Verbreitung von hässlichen, mitunter hanebüchen Gerüchten…, nun ja, heute würde man dazu Fake-News sagen.
Leider hat sich das Image der Taube als eine müllschluckende Bakterienschleuder bis heute kaum verbessert. Manchmal denke ich: Würde John Lennon noch leben und ein neues Lied über Tauben schreiben, hätte der den Song vielleicht „Pigeons are the nigger of the birds“ genannt.
Meine persönliche Einstellung zu Stadttauben:
Erfreulicherweise stelle ich auch fest, dass die Meinung über Tauben inzwischen auch polarisiert. In den sozialen Medien zeigt sich erfreulicherweise eine wachsende Gegenbewegung von Tierfreunden, für die Stadttauben intelligente und liebenswerte Geschöpfe sind, denen geholfen werden muss. Ich gehöre dazu!