Taubenrundgänge am HBF und im Hofgarten

Abends nach Feierabend oder am Wochenende gehören Taubenrundgänge inzwischen zu einer lieb gewonnen Gewohnheit. Am Bahnhof und Umgebung, dort, wo trotz des angeblich neu besetzten und betreuten Schlags am Bertha-von-Suttner-Platz immer noch viel zu viele heimatlose und ausgehungerte Tauben ein sehr trauriges Bild abgeben.

Taubenpärchen am Bertha-von-Sutter-Platz
Zwei Tauben am Bertha-von-Suttner-Platz

 

Wenn das Wetter und die Pünktlichkeit der Bahn es erlauben, drehe ich auch gerne mal eine Runde entlang dem IHZ Bürgerpark oder durch den Hofgarten. Immer wieder entdeckt man dort übliche Verdächtige, die möglicherweise menschlicher Hilfe bedürfen.  Also setze ich mich irgendwo in Ruhe hin, trinke manchmal dabei ein Bierchen und beobachte eine Weile das Verhalten der Tiere in der Gruppe und wie sie auf  kleinen Anreiz durch Körner reagieren.

 

Tauben im Gleichschritt
Rechts – 2,3,4…geradeaus!

Verlebtes Gefieder durch weggeworfene Süßigkeiten

Kürzlich fiel mir allerdings im Hofgarten ein leicht extremer Fall auf. Eine Taube, deren Füße nicht verschnürt waren, die aber nicht laufen, sondern nur auf eine recht komische Art hin und her hoppeln konnte, um so einem lästigen Bewerber zu entkommen. Irgendetwas Undefinierbares klebte ihr am Gefieder zwischen den Beinen.  Ich fütterte sie an sicherte sie, um mir das Problem genauer anschauen zu können. Unglaublich: Unter dem Hintern der Armen klebt ein regelrechter Müllberg: Ein Knäuel aus Fäden, ein Strohhalm, Wollknäuel und dazwischen jede Menge Kot. Ich brachte die Taube zum Schwanenhaus, wo sie Frau Bonmarriage freundlicherweise übernahm und gründlich abspülte.

Gottseidank war die Taube in keine Klebefalle geraten, es handelte sich nur um irgendwelchen Süßkram, an dem alles andere haften blieb, den man mit Wasser aber wieder vom Gefieder runter bekam. Nach der ausgiebigen Dusche war sie wieder fit und konnte in die Freiheit entlassen werden.

Leicht aufgeplusterte Taube am Weiher
Nicht jede leicht aufgeplusterte Taube ist automatisch ein Pflegefall.

 

 

 

Verschnürte Füße verdanken Tauben uns Menschen

Verschnürte Taubenfüße

Entweder aus Unachtsamkeit oder purer Gleichgültigkeit vermüllen viele Menschen ihre Umwelt. Neben Kippen, Dosen und Essensresten werden  Tüten, Schnüre, Garn, Verpackungsbänder,  und anderes Plastikzeugs einfach an Ort und Stelle fallen gelassen – so als wenn es keine Papierkörbe gäbe.

Im Park achtlos zurückgelassene Strickrestes oder so was
Garn und Strickfäden im Park. Gibt es dort keine Papierkörbe?

Das erlebe ich als Pendler am Bahnhofsgleis, sehe es im Zug auf oder unter Sitzbänken – egal wo, kein Ort ist sich vor irgendwelchen Hinterlassenschaften.  Auch nicht in Parkanlagen, dort wo auch sich kleine Eichhörnchen, Wildvögel, Wasservögel und eben auch Stadttauben aufhalten, die auf dem Boden auf Nahrungssuche sind oder sogar den Müll mitnehmen und in ihren Nestern verwerten.

Plastikmüll im Düsseldorfer Hofgarten
Plastikmüll durch Junggessellenabschied im Düsseldorfer Hofgarten

So passiert sehr häufig, dass sich Fäden um die Zehen wickeln, mit der Zeit immer tiefer ins Fleisch eindringen und letztendlich die Blutzufuhr abschnüren. Tauben sind nicht in der Lage sind, sich selbst von Fäden zu befreien. Die Verschnürung bereitet den Tieren mit der Zeit furchtbare Schmerzen und führt zu Infektionen, die oft tödlich enden.  Stark humpelnde und verkrüppelte Tauben begegnen uns an allen Ecken und Enden, tagein tagaus.

Taube mit amputierten Zehen am Bahnsteig Karl-Arnold-Platz
Taube mit amputierten Zehen am Bahnsteig Karl-Arnold-Platz
Humpelnde Taube mit abgestorbener Zehe am Köbogen, Düsseldorf
Humpelnde Taube mit abgestorbener Zehe am Köbogen, Düsseldorf
Stark verschnürte Taube in der Düsseldorfer Altstadt
Mit Kordeln verschnürte Jungtaube in der Bolkerstraße, Düsseldorf

Taubenfreunde versuchen die Opfer durch Anfütterung anzulocken, zu sichern und die Tiere von ihrem Leid zu befreien. Das gelingt auch leider auch erfahrenen Tiernothelfern längst  nicht immer. Beispielsweise, weil sie an die verletzten Tauben nicht nahe genug herankommen oder aber auch, weil sich Passanten einen Spaß daraus machen, Hilfsaktionen zu stören. Letzteres passierte mir immer wieder in der Düsseldorfer Altstadt.

Taube wurde gesichert – und jetzt?

Hat man aber eine Taube erwischt, muss man selbst entscheiden, ob man selbst helfen kann oder besser einen Tierarzt aufsucht. Meistens suchte ich mir Unterstützung beim Düsseldorfer Tierheim. Dort sind gute Ärzte, die mit Vögeln Erfahrung haben und vor allem Tauben gegenüber positit eingestellt sind. Aber manchmal sind die Verschnürungen noch nicht nicht ins Gewebe eingedrungen, dann kommt man auch gut mit einer Nagelschere zurecht, ohne die Taube zu verletzen und ihr noch mehr Schmerzen zuzufügen. Wichtige Utensilien sind:  Desinfektionsmittel, Nagelschere und Pinzette.

Erste Hilfe bei verschnürten Tauben
Vor der Entschnürung mit einer Nagelschere wurde die Taube in ein Tuch eingewickelt.
Die Taube ist befreit und unverletzt….

Abschließender Tipp: Wenn Du doch lieber zum Arzt gehen möchtest, aber keinen Transportbehältnis bei dir hast, kannst du das Täubchen auch in einem Stoffbeutel tragen. Das hat bei mir immer gut geklappt.

Schwerkranke Taube wartet neben der Haustür

Blinde und schwerkranke Taube

Heute Abend kam ich von meiner Freundin zurück, hatte unterwegs noch zwei Dosen Bier gekauft und freute mich darauf den Feierabend in aller Ruhe ausklingen zu lassen. Leider würde nichts daraus. Zuerst traute ich meinen Augen nicht. Direkt neben der Eingangstür zum Haus kauerte in der Ecke eine Taube mit stark aufgeplustertem Gefieder. Als ich sie aufnahm, sah ich, dass sie auf einem Auge blind war. Zudem dünstete sie einen extrem unangenehmen Geruch aus, der mich an den Atem von Hunden erinnerte.

So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Natürlich nahm ich das arme Tierchen direkt mit hoch und setzte sie in meinen Käfig in der Küche. Sofort zog sie sich in eine Ecke zurück.

Kranke Taube verweigert Nahrung und Wasser
Die arme Taube verweigerte Nahrung und Wasser.
Durch Krankheit erblindete Taube
Die Arme war auf dem linken Auge total blind.

Ich bot ihr Sonnenblumenkerne und Wasser an. Keine Chance, nichts von beidem nahm sie an. Als ich vorsichtig ihren Kropf tasten wollte, gab sie seltsame knarzige Geräusche von sich. Dort schien sie also Schmerzen zu haben.

Hm, dachte ich, was nun? Es ist Mittwoch Abend, 21:30 Uhr. Für einen Tierarztbesuch entschieden zu spät. Die Taubenexpertin aus dem Tierheim konnte ich um diese Zeit auch nicht mehr  anrufen. Die Gute lag bestimmt längst im Bett.  Bei den vorliegenden Symptomen schien es eine ganze Reihe von Krankheiten zu geben, die in Frage kommen könnten: Trichomonaden, Kokzidiose,  Chlamydien, evtl. Paramyxovirose (PMV)?

Um mir Rat zu holen, wendete ich mich an meine Facebook-Gruppe, von der gleich Tipps , aber auchFragen in Hülle und Fülle kamen. Wie viel wiegt die Taube? Ist Belag im Rachen? Gibt es Hinweise für weitere Verletzungen – man ging zunächst davon aus, dass das Auge auf diese Weise erblindete, wie sieht der Kot aus…. und, und, und.

Zunächst versuchte ich, allen Hinweisen irgendwie nachzugehen, stellte dann aber fest, dass derartige Untersuchungen das arme Täubchen nur noch mehr belasteten.  Darum beschloss ich recht schnell, mit der Piesackerei aufzuhören und lieber bis zum nächsten Morgen zu warten. Innerlich drückte ich die Daumen, dass sie durchhielt.

Kranke Taube kauert in der Käfigecke
Das war die letzte Aufnahme kurz vor 5 Uhr.

Nahezu jede Stunde schaute ich nach ihr. Der Zustand schien unverändert zu bleiben. Bis kurz nach 5 Uhr. Nachdem sie sich kräftig erbrochen hatte, gab ihr gequälter Körper auf. Das ansehen zu müssen, war traurig. Aber nun hatte sie keine Schmerzen mehr. Und ich wünsche mir, dass ihre Seele den Übergang in eine freundlichere Welt und Ruhe gefunden hat.

Tote Taube
Bald darauf ist sie gestorben. RIP!

Wie ich später erfuhr, konnte die Erblindung auch mit einer Infektionskrankheit zu tun haben, z. B. im Fall einer Ornithose, welche wiederum durch die oben erwähnten Chlamydien ausgelöst wird. Aufgrund der Kopfhaltung und des wässrigen Durchfalls hätte sie möglicherweise auch PMV haben können. Bei der Infektion sterben mindestens 10 % der erkrankten Tiere an Organversagen.

Letztendlich bleibt für mich die Diagnose weiterhin spekulativ.  Um mich überhaupt erst einmal in die Thematik einzulesen, besorgte ich mir ein Nachschlagwerk über Taubenkrankheiten, dass nur leider wieder einmal in diesem typisch abartigen Züchterjargon geschrieben wurde. Sollte aber auch die Zielgruppe sein.