Resümee der jüngsten Taubenrundgänge

Stadttauben brauchen Wasser zum Trinken und Baden

Wegen einer sehr heftigen Grippe wurde ich fast drei Wochen von meinen Taubenrundgängen abgehalten. Das war traurig, aber manchmal geht die eigene Gesundheit auch vor. Erst als ich wieder in nach Köln fuhr, nutzte ich die Wartezeit am Hauptbahnhof, um nach den gefiederten Gesellen zu schauen.

Erfreulich war, dass am Bertha von Suttner Platz nach wie vor regelmäßig gefüttert wird, wenn auch so viel, dass immer noch sehr viel liegenblieb. Möglicherweise wissen die Fütterer nicht, dass der Bestand dort enorm abgehommen hat. Von den ganzen PMV-Fällen war auch nichts mehr zu sehen.

Nur eine kleine Taube fiel mir auf. Sie hatte an einem Flügel zu wenig Federn und bekam Probleme bei Abflug. Ich schaute jeden Abend nach ihr und fütterte sie an.  Fressen und trinken klappte tadellos – und im Laufe der Tage baute sie auch ganz gut auf, so dass ich beschloss, sie erst einmal nicht aus ihrer vertrauten Umgebung zu reißen. Ich werde sie aber weiter beobachten.

Jungtaube in Düsseldorf
Kleine Taube mit fehlenden Federn am Flügel

Vergrämung in Bilk

Am Bilker Bahnhof hat die Vergrämung ein schreckliches Ausmaß angenommen. Nahezu gesamte Bereich unterhalb der Eisenbahnbrücke wurde mit Metalfolien versiegelt, so dass sich die Tauben dort nirgendwo mehr niederlassen können.

Vergraemung der Stadttauben in Düsseldorf Bilk
Vergraemung der Stadttauben in Düsseldorf Bilk

Im Hofgarten ist die Anzahl der Stadttauben nach wie vor sehr überschaubar – also kein Vergleich mit dem vergangenen Jahr. Obder Bestandsrückgang nun allein durch Fressfeinde verursacht wird, lasse ich an dieser Stelle mal offen. Ansonsten sah die Gang recht munter aus. Ein Täubchen hatte am Kopf ein paar Feder gelassen, zeigt aber aber keinerlei Schwächen, so dass es sicher weiterhin selbst klar kommt. Bis auf eine unkomplizierte Entschnürung musste ich daher nicht aktiv werden.

Frische Verschnürung am Fuß einer Stadttaube
Diese Entschnürung wurde schnell entfernt

Schon jetzt verirrte Reisetauben im Anflug?

Obwohl die Reisesaison erst im April losgeht, sah ich gesten morgen bereits die erste Brieftaube. Wahrscheinlich ein Testflieger, da  ein sehr junges Täubchen mit grünem Ring (2019), einer Telefonnummer und dem Hinweis „Bitte melden“. Gecheckt, getan. Leider wieder mal erfolglos. Wie schon so oft zuvor, meldete sich ein AB ohne Namensnennung. Dreimal hinterließ ich meine Nachricht mit Rückrufnummern (Festnetz und Mobil) und bat um einen Rückruf. Der kam bis heute nicht bei mir an.

Beringte Brieftaube 2019
Ring mit Telefonnummer und Bitte um Meldung

Jetzt frage ich mich nur, wie ernst man die Besorgnis des Inhabers nehmen soll. Vielleicht war der Ring auch nur ein Zugeständnis, weil der Verband Druck macht und von seinen Mitglieder erwartet, dass sie zukünfti mehr sich mehr um ihre Tauben kümmern. Heute nachmittag beschloss ich die Taube nicht erst einmal nicht zu sichern, bis sich der Züchter meldet. Schließlich liegt mein Fokus auf hilfsbedürftigen Stadttauben.

Update zum Kampf gegen die Taubenplage in Viersen

Das ging ja recht schnell. Schon am Veilchendienstag veröffentlichte die Rheinische Post den aktuellen Stand über das, was mit den Tauben in der Viersener Fußgängerpassage – nicht! – geschehen soll. Alles andere bleibt offen, aber es gibt eine Vorgabe: Vergrämung mit einfachen Mitteln.

Keine Verwendung von klebrigen Vergrämungsmitteln

Die gute Nachricht ist, dass man von Vergrämungsmitteln, die in Viersen schon 2015 zum Einsatz gekommen waren und  noch letzte Woche erneut angedacht waren, nun Abstand nimmt. Ob es sich dabei um NOPALOMA oder eine andere Klebepaste gehandelt hat, geht aus der Stellungnahme gegenüber der Presse nicht hervor. Man hielt sich bedeckt, wies jedoch darauf hin, dass man inzwischen über die schädlichen Folgen von Vergrämungsmitteln informiert sei. Von einem Verbot wüsste man allerdings nichts. Wie dem auch sei: Der Kampf gegen die Taubenplage in Viersen geht weiter.

Aber die Kampfansage gegen Tauben bleibt

Die Strategie des Viersener Stadtrats ist nach wie vor Vergrämung. Man will sich für ein einfaches Mittel entscheiden. Doch was bitte ist bei der beschriebenen Stadttaubenproblematik eine einfache Lösung? Außer den Kot regelmäßig zu entfernen, fällt mir auf Anhieb keine ein.

Eine nachhaltige Lösung wäre ein Taubenprojekt mit Experten einzurichten – entweder in Form eines Taubenhauses, wo die Tiere ein Zuhause finden oder auch durch Gewöhnung an eine betreute Futterstelle fernab der Fußgängerpassage – beides in Kombination mit einer Geburtenkontrolle durch den Austauschvon Eiern gegen Plastikattrappen. Diese Methode hat in viele Städten schon sehr gut funktioniert, sie muss aber artgerecht umgesetzt und konsequent praktiziert werden. Eine friedliche und tiergerechte Lösung war wohl wieder kein Thema in der vergangenen Sitzung.

Tauben sollen hungern und den Standort wechseln

Wahrscheinlich setzt man auf die Keule des Ordnungsamts: Fütterungsverbot, mehr Kontrollen und Strafen. So will man Viersen die Tauben aus den Fußgängerzonen vertreiben. Ist der Stadtrat tatsächlich so weltfremd? Ich glaube eher nicht.

Dass die Methode nicht viel bringen wird, wissen die Entscheider mit Sicherheit, aber solche Maßnahmen haben ja auch einen gewissen Showeffekt. Die braven Bürger auf der Straße sehen, dass etwas unternommen wird im schönen Viersen. Da stehen Verbotsschilder, Ordnungshüter patrollieren, wer sich nicht an das Verbot hält, wird zur Kasse gebeten. Damit fängt man vielleicht Wähler, löst aber kein Stadttaubenproblem.

Oder vielleicht mit chemischen Repellentien verscheucht werden?

Schon aus einem früheren Bericht (vom 9. Februar 2019) über geplante Aktivitäten der CDU gegen die Viersener Stadttauben, geht hervor, dass Ratsherr Ole Wiggers über eine artgerechte Lösung des Taubenproblems nicht  nachdenkt. Darin wird ein Geruchsstoff angesprochen, der Tauben fernhalten soll. Erneute Fehlanzeige, denn die Wirkung von chemischen Repellentien ist nicht  nachgewiesen (siehe Empfehlungen von Haag-Wackernagel). Statt ordentlich zu recherchieren zu lassen oder einen in Viersen ansässigen Taubenzüchter zu konsultieren, plant die CDU Einsatzgruppe wohl lieber nur mit Schädlingsbekämpfern ihres Vertrauens.

Also abwarten, was da in Viersen tatsächlich alles auf den Weg gebracht wird. Ich habe schon die Taubenfreunde in NRW alarmiert und die in Viersen und Umgebung wohnen, gebeten, dass sie die Augen aufhalten. Denn sollten Lebendfallen aufgestellt werden und verdeckte Aktionen laufen, beispielsweise, dass Tauben von einer Schädlingsbekämpfungsfirma eingefangen und (angeblich) umgesiedelt werden, dann werden unverzüglich alle Tierschutzorganisationen informiert werden!

Taubenplage Viersen: Offener Brief an die Rheinische Post

Stadttaube in Viersen
Screenshot vom Artikel der online Ausgabe

Die Rheinische Post hat am 1.3. 2019 einen Artikel über das Taubenproblem in Viersen veröffentlicht, in welchem sich die ansässige Antitaubenfraktion, CDU (Ratsherr Ole Wiggers) und Vergrämer, mit überholten Konzepten profiliert, aber das Kernproblem mal wieder nicht angesprochen wird.

Da die Redaktion Karneval feiert, hat sie auch die Kommentarfunktion gesperrt. Darum gebe ich hier meinen Senf in Form eines offenen Briefs dazu:

Sehr geehrte Frau Fischer und RP-Redakteure, sehr geehrter Herr Ratsherr Wiggers,

schon das Foto zu Ihrem Artikel wirkt etwas irritierend. Eine Taube auf weiter Flur? Na dann machte die Plage wohl gerade Pause.

Stadttauben sind Stadtbewohner

Ich kenne diverse Tauben-Hotspots in Düsseldorf. Die sind oft nicht so überschaubar, manchmal mit hundert Tauben an einem Platz, alle verzweifelt auf Futtersuche. Wie die Natur nun mal so ist, bleiben Hinterlassenschaften.

Es ist nachvollziehbar, dass manche Menschen mit dem Kot ästhetische Probleme haben. Andere Gefahren anzuführen, ist unhaltbar und reine Panikmache. Das sieht Volker Guske (Vorsitzender des Landesverbands NRW der deutschen Schädlingsbekämpfer) ja auch ähnlich. Ebenso, dass viele Vergrämungsversuche gar nicht wirkten, hat er richtig bemerkt. 

Der Grund dafür ist: Stadttauben sind Nachkommen der Felsentaube, die sehen Hausfassaden und Dächer als ihren natürlichen Lebensraum an. Außerdem haben wir Menschen die Tauben selbst in die Städte geholt, dort gezüchtet, veredelt und als Nutztiere eingesetzt. Deren verwilderten Nachfahren kann man nicht einfach verjagen oder vergrämen. Denn Tauben sind von Natur aus standorttreu.

Was kann man also tun?

Die einfache Soforthilfe gegen hässlichen Taubenkot: Wasser (am besten heißes) drüber. Damit lässt sich der  Kot normalerweise recht leicht wegspülen. Ich spreche aus Erfahrung und kann versichern, dass die Methode funktioniert. Übrigens: Taubendreck kann man um ein Vielfaches besser entfernen als manche menschliche Hinterlassenschaft. Zum Beispiel ausgespuckte Kaugummis, die unzählige Gehwege verunstalten.

Die nachhaltige Lösung: Man bietet den Stadttauben einen festen Standort, einen betreuten Taubenschlag, in dem sie keine Pommes suchen müssen sondern artgerechtes Futter geboten bekommen. Und in dem man durch regelmäßigen Eiertausch auch sehr gut die Population kontrollieren kann. Solche Projekte gibt es in vielen deutschen Städten. Einfach mal googeln und Experten ansprechen. Die informieren sicher gerne weiter.

Fütterungsverbote ohne Alternativen sind keine Lösung

Fütterungsverbote verhindern nicht, dass Stadttauben weiterhin überall in der Stadt  auf Futtersuche gehen. Der Hunger treibt sie dazu. Sie picken menschlichem Müll wie Essensresten und Erbrochenem. Sie bekommen Durchfall, der übrigens schwerer zu entfernen ist als normaler Kot.

Dennoch vermehren sich die Tauben weiter. Durch dauerhaften Hunger können sie zu Stressbrütern werden. Sie legen noch mehr Eier. Viele Jungtauben werden durch den Nahrungsmangel krank und sterben qualvoll, aber es kommen auch immer wieder neue Tauben nach – auch Zuflieger von außerhalb: Weil Züchter ihren Bestand aussortieren und nicht zuletzt durch den internationalen Brieftaubensport. Jedes Jahr in der Saison von Mai bis September werden unzählige Tauben bei Wettbewerben kreuz und quer durchs Land geschickt. Darunter auch unerfahrene Jungtauben zu Trainings- und Testzwecken.Viele  finden nicht zurück, sterben unterwegs oder stranden in Ortschaften und Städten. Als zugeflogene Stadttauben. Die begegnen mir in Düsseldorf jeden Tag.

In Düsseldorf zugeflogene Reisetaube
Eine von unzähligen Brieftauben aus der Saison 2018, die sich als Zuflieger in der Stadt niedergelassen haben.

Auch Klebepasten sind der falsche Weg.

Solche Maßnahmen sind pure Tierquälerei mit oft tödlichen Folgen. Nicht nur für Tauben, auch für andere Vögel und Insekten (falls es diese in Viersen noch gibt). Klebepasten werden übrigens vom Basler Taubeabwehrexperten Daniel Haag Wackernagel eindeutig abgelehnt. weil sie das Gefieder dauerhaft schädigen. In vielen deutschen Städten (z.B. Berlin und Stuttgart) wurde das Teufelszeug verboten und musste wieder entfernt werden. In Viersen fängt man jetzt an, darüber machzudenken.

Wollt Ihr das wirklich?

Folgen von Klebenpasten
Durch Klebepaste nahezu flugunfähige Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube

Also liebe Leute, setzt euch bitte zusammen und lasst euch nicht vom Taubenhass leiten, sondern denkt mal lieber konstruktiv und entscheidet euch für die Lösung, die allen hilft: Gastronomen, Geschäftsinhabern, Shopping-Passanten und natürlich den Tauben.

Ein gut geführtes Taubenprojekt dürfte zudem kosteneffektiver sein als sinnlose Vergrämungsversuche und immer mehr Ordnungspersonal, um Taubenfütterer zu fassen.