Nachdem ich seit längerem Probleme mit den Atemwegen (vor allem in den Nasennebenhöhlen und dann auch verstärkt produktiven Husten) bekam, konsultierte ich Mitte vergangenen Jahres auch einen Lungenfacharzt, der mich von Grund auf untersuchte. Als er hörte, dass ich seit meiner Kindheit unter Heuschnupfen und diversen Lebensmittelallergien (z.b. gegen Maulbeeren und diverse Sojaprodukte) leide, veranlasste er eine umfassende Blutuntersuchung, die sogar erweitert wurde, nachdem ich auch über mein Stadttaubenhobby erwähnt hatte. Bei meinem Doc läuteten die Alarmglocken: Staub aus Federn und Kot enthalten Eiweiße, die zu Abwehrreaktionen des menschlichen Immunsystems führen können.
Feststellung meiner Vogelallergie
Die Diagnose war der absolute Worstcase: eine ausgeprägte Vogelallergie (Speichel, Drüsensekrete, Federstaub, Kot), wobei die Tests auch auf alle Taubenarten angeschlagen hatten. Mein Arzt verordnete mir ein spezielles Kortisonsspray und riet mir dringend, den Kontakt mit Vögeln zu meiden oder zumindest so einzuschränken, dass ich mit allergenen Stoffen möglichst nicht in Berührung komme, vor allem keine einatme. Ansonsten könnten die Entzündungen in den Bronchien schleichend zu dauerhaften Schäden führen (chronische exogene allergische Alveolitis), durch welche die Lungenfunktion zurückgehen kann – vielleicht vergleichbar mit COPD. Im Volksmund heißt das Vogelhalterlunge.
Es war nicht klar ob und inwieweit meine Beschwerden durch Kreuzallergien entstanden, fest steht allerdings, dass man eine Vogelallergie derzeit nur schwer desensibilisieren kann. Die einzig wirksame Therapie ist: Abstand halten.
Wie dem auch sei: Mit allem hätte ich eher gerechnet, aber nicht mit dieser Allergie. So lange ich denken kann, war ich von Federvieh umgeben. Bei meinen Großeltern und Eltern gab es mehrere Wellis, als Heranwachsender brachte ich verwaiste Taubenkinder nach Hause und zog sie auf. Noch vor einigen Jahren war eine meiner liebsten Beschäftigungen, auf einem Bauernhof die Hühner zu versorgen. Ich spürte niemals irgendwelche Anzeichen einer Allergie wie gerötete Augen, Schnupfen, Niesanfälle geschweige denn Asthma.
Welche Beschwerden zeigten sich?
Das Tückische an meiner Vogelallergie ist, dass die Beschwerden wenigstens bei mir nicht – wie bei Pollen oder Nahrungsmitteln – unmittelbar nach einem Kontakt auftreten, sondern zeitlich um ein bis zwei Tage versetzt. So schob meinen Husten am Wochenanfang immer auf das Feinstaubproblem durch den Straßenverkehr in Köln.
Als erste notwendige Konsequenz übergab ich „Audrey“, eine wunderschöne Taubendame mit PMV, für die ich schon einen Endpflegeplatz fest im Auge hatte, schnellstmöglich in andere gute Hände. Weitere Pflegefälle musste ich schweren Herzens ablehnen. Denn es war zu dem Zeitpunkt völlig unklar, inwieweit ich mich überhaupt noch meinen geliebten Stadttauben noch nähern durfte.
Meine persönlichen Aktivitäten reduzierte ich weitestgehend – ausgenommen Futterhilfe und Fußpflege, sofern sich das schnell vor Ort erledigen ließ. Ich informierte die Taubenfreunde in Düsseldorf, Köln und natürlich auch die Nothilfegruppen in Facebook.
Wie ich mit der Allergie umgehen muss
Nun sind seit der schlimmen Diagnose über drei Monate vergangen. Der Frühling steht vor der Tür, die bereits eingesetzt Pollenallergien halte ich mit den üblichen Bordmitteln aus der Apotheke erfolgreich in Schach. Meine Vogelallergie-Beschwerden spüre ich dennoch kaum noch. Damit kenne ich auch meine Grenzen. Ich kann eine Taube sichern, anfassen und auch mit der Sonde versorgen, wenn ich mir danach die Hände wasche. Blöder wird es, wenn ich mich – beispielsweise beim Sichern von Fußpatienten – innerhalb eines Taubenschwarms befinde und die Vögel um mich herumflattern. Dann fliegen Federn und entsteht Staub, der tatsächlich am nächsten Tag zu erneutem Husten führte.
Natürlich bringe ich es niemals übers Herz an einer kranken oder gefährlich verschnürten Taube vorbeizulaufen. So gab es trotz der Vorsätze gab es den einen oder anderen Notfall, den ich übernahm. Kürzlich übernachtete sogar wieder fiepende Jungtaube bei mir. Das allerdings in einer kleinen Transporttasche, durch die keine Federn durchkommen. Es tat mir unheimlich weh, die Kleine einer solchen Einzelhaft aussetzen zu müssen. Aber sie im Park hätte sie in dem Zustand nicht mehr lange durchgehalten.
Ich bin mit dem derzeitigen Zustand alles andere als glücklich. Auch im Büro in Köln kam es zu einer Umstrukturierung der Arbeitsplätze. Seit Ende letzten Jahre arbeitet das ganze Team mit anderen Kollegen in einem Großraum. In unmittelbarer Nähe sitzen nun zwei Personen, die unter einer Vogelphobie leiden. Diese nehme ich sehr ernst, arbeite aber intensiv einer Lösung, mit der alle Beteiligten leben können. Nur solange für gefiederte Patienten aus Düsseldorf im Büro noch kein geeigneter Platz zur Verfügung steht, sind Taubentransporte nach Köln längst nicht mehr so stressfrei wie früher.