Noch im Mai hieß es, dass die Düsseldorfer Kanadagänse dieses Jahr kaum Nachwuchs hätten. Es seien sogannte Gänse-Manager als Eierdiebe unterwegs, die sytematisch als Niststellen durchkämmen und Nachgelege verhindern würden. Wenn dich das Thema intererssiert, geh später auf folgende Links:
- Düsseldorfer Gänse-Managerin (rp-online, April 2018
- Kein weiterer süßer Kanadagans-Nachwuchs…(17.05.2019)
Inwieweit diese Methode tiergerecht ist, das müssen die Experten in Düsseldorf verantworten. Ich weiß nur, dass man Tauben die Eier nicht einfach wegnimmt, sondern nach Plan gegen Plastikattrappen austauscht. So fühlen sich die Taubeneltern nicht gestört und wechseln nicht den Nistplatz.
Aus Futterneid werden Kanadagänse besonders agressiv
Im Hofgarten musste feststellen, dass dort die Population der Kanadagänse keinesfalls zurückgegangen ist. Ganz im Gegenteil – seit Juni rücken immer weitere Elterntiere nach, die ihre Jungen zu Futterstellen führen. Zu bestimmten Zeiten rückt an allen Platzen, wo Wasservögel gefüttert werden, eine ganze Armada von Kanadagänsen an. Deren Verhalten ist inzwischen äußerst dominant und aggressiv gegenüber anderen Vögeln geworden. Überall wo die Gänse auftauchen, attackieren sie gleich Tauben. Obwohl auch sie und der Nachwuchs immer reichlich bedient werden.
Kürzlich wurde sogar ich von einer gebissen, während ich eine Taube entschnürte (grins) und nicht sofort Futter für parat hatte. Darüber kann man sich natürlich amüsieren, es sind ja auch hungrige Tiere, die etwas abbekommen möchten.
Jungtaube konnte gerade noch entwischen
Manchmal haben die Attacken auch fatale Folgen – zum Beispiel als – direkt vor meinen Augen – eine wohl gerade flügge gewordene Jungtaube wiederholt so stark gebissen wurden, dass sie hilflos und apathisch mit aufgeplusterten Gefieder vor sich hin fiepte. Von den Eltern fehlte leider jede Spur. Die Kleine packte ich in meinen Transporter und nahm sie mit.
Glücklicherweise war das Täubchen nicht ernsthaft verletzt worden, sondern von den Angriffen nur paralysiert. Zu Hause begann es aber bald zu fressen und zu trinken. Der Kot war fest und binnen einiger Stunden hatte sich mein Neuzugang an die neue Umgebung (mein Nagerstall in der Küche) gewöhnt. Vor allem eins hat die Taube begriffen: Alles was mit Ernährung und Komfort zu tun hat, wird jetzt in Beschlag genommen und verteidigt: der Fressnapf, die Wasserschale und eine Suppenschüssel.
Von der Jungtaube zur Kampftaube
Eigentlich war der Plan, das Täubchen wie immer schnellstmöglich nach Köln zu bringen, damit es dort weiter versorgt und mit anderen Tauben zusammenkommen kann. Doch dann kam meine Mutter plötzlich ins Krankenhaus, weshalb ich alle Termine außerhalb des Jobs abblasen musste. Die Taube heißt jetzt „LEE“ und ist somit weiterhin mein Gast. Mit Sicherheit ist es noch kein perfektes Taubenleben, aber gefahrlos und ohne Entbehrung. Wie sich herrausgestellt hat, ist LEE ein Täuber, er entwickelt sich ganz prächtig. Gegen die Einsamkeit hat er hin und wieder ein kleines Stofftier im Stall – dass er nach Belieben ignorieren oder nur verprügeln kann.
Denn Tipp mit den Stofftieren bekam ich übrigens letzten Winter von einer erfahrenen Taubenfreundin. Wehrlose Pappkameraden unterstützen die natürliche Wahrnehmung, da Tauben nun mal keine Einzelgänger, sondern gesellige Schwarmvögel sind.
Auf jeden Fall hoffe ich auch, dass LEE lernt, sich zukünftig besser gegen aufdringliche Artgenossen und/oder angrifflustige Kanadagänse durchzusetzen. Das folgende Video spricht auf jeden Fall dafür:
(Video mit aktiviertem Datenschutzmodus)
In Facebook las ich allerdings kritische Kommentare. Mir wurde Selbstzweck unterstellt und das Stofftier als gefährliches Spielzeug (wie ein Plastikvogel bei Wellensittichen) dargestellt. Dem darf ich entgegenen, dass es sich hier nicht um eine Taubenattrappe handelt, die Verhaltenstörungen wie „Füttern“ hervorrufen könnte. Auch zeigt Lee gegenüber dem Stofftier keinerlei Angst, sondern ist eher neugierig. Und wenn es ihn stört, befördert er das Teil in die hinterste Ecke – holt es aber zu einem späteren Zeit wieder hervor und spielt mit ihm eine Zeit lang.
Zwischendurch wird gefressen, getrunken oder Körperhygiene betrieben. Alles ist ganz entspannt. Dieses Verhalten konnte ich ich immer wieder boabachten und auf Video festhalten. Und solange das Täubchen noch bei mir wohnt, soll es sich nicht nur langweilen. Darum gibt es auch etwas Abwechslung.
Doch wie geht es mit der kleinen Stadttaube nun weiter?
Lee ist bereits über 3 Wochen bei mir, darum muss eine Auswilderung artgerecht durchgeführt werden. Stadttauben sind standorttreu und verfügen über einen Heimflugkompass. Darum ist es keine gute Idee, Lee demnächst wieder wieder im Hofgarten auszusetzen. Dort gehört er keinem Schwarm mehr an und würde hocher Wahrscheinlichkeit versuchen, wieder zu seinem Wohnort zurückzufliegen. Dann wartet er womöglich auf meiner Fensterbank. Spätestens dann, wenn er hungrig wird und in in freier Natur seinen geliebten Fressnapf vermisst.Nein, so was geht gar nicht.
Ins Düsseldorfer Tierheim, wo bekanntlicherweise auch Haustauben ausgewildert werden, werde ich Lee wegen der Kastrationsversuche auf keinen Fall abgeben wollen. Aber wenn nicht nach Köln dann vielleicht nach Neuss, wo auch ein erfolgreiches Stadttaubenprojekt realisiert worden ist. Vielleicht findet er dort bald eine neue und vor allem taubengerechte Heimat. Ich werde zum entsprechenden Zeitpunkt hier ein Update liefern.