Am vergangenen Samstag war ich erstmalig bei der Mahnwache vor der jährlich stattfindenden Ausstellung vom Deutschen Brieftaubenverband (DBA) in Dortmund. Es war recht kalt und regnete etwas. Bei meiner Ankunft war der Stand schon aufgebaut und die Stadttaubenfreunde aktiv.
Viele Messebesucher, die in großen und kleinen Trupps an uns vorbeizogen, musterten uns nur kurz. Teilweise lächelnd, teilweise verächtlich. Manche beschimpften uns, andere ließen sich sogar auf eine kleine Diskussion ein. Nach über zwei Stunden am Stand brach ich mit Sylvia M. (unermüdliche Taubenaktivistin und Fb-Freundin) zu einer Besichtigung der Messe auf. Wir wollten mit eigenen Augen sehen, was dort jedes Jahr abgeht: Organisation, Taubenvermarktung und sonstige Attraktionen, welche die Besucher anziehen.
Warum die Mahnwache vor der Westfalenhalle?
Die Mahnwache richtete sich gegen die unsäglichen Praktiken im Brieftaubensport, gegen die Selektion und das Leid aller Tauben, denen unzumutbare Leistungen abverlangt werden, damit sich ihre Besitzer mit Preisen feiern lassen und ebenso die Taschen vollstopfen können. Denn anders als von Züchtern proklamiert, sind heutzutage die Wettflüge der Tauben längst kein Hobby mehr, sondern ein international ausgerichtetes Business, bei dem es auf Kosten unschuldiger Tauben um Einsatz und Gewinn geht. Und das nicht zu knapp.
Unermüdlicher Einsatz für die Rechte der Tauben zeigt Wirkung
2018 protestierten wir mit Unterstützung von PETA und anderen Tierrechtsorganisationen heftigst und erfolgreich dagegen, dass das Brieftaubenwesen von der UNESCO als Immaterielles Kulturgut gewürdigt wurde. Der schönste Effekt dabei war vor allem, dass der Verband so endlich gefordert war, sich ernsthaft um Verbesserungen zu bemühen. Auch wenn die Wettflüge weiter in vollem Umfang stattfanden, so gab es – zumindest in meinem Revier – deutlich weniger Brieftauben, die sich verirrt hatten und von meiner Seite keine gesichteten Todesfälle. Auch hatte sich endlich auch ein Züchter auf den Weg gemacht, um seine Brieftaube bei mir abzuholen.
Doch damit geben wir uns nicht zufrieden. So lange Tauben für menschliche Bedürfnisse missbraucht werden, sorgen wir für weiterhin ordentlich für Gegenwind.
Nicht nur Brieftaubensport führt zu Tierquälerei – auch gewisse Zuchtarten
Nicht nur bei den Sportsfreunden der Wettflüge, sondern zukünftig auch im Bereich Rassetauben. Dort scheint die Spielwiese für Abartigkeiten durch die Herren der Taubenschöpfung schier grenzenlos zu sein.
Mit fatalen Folgen: Manchen Kreaturen, die uns beim Rundgang begegneten, waren offensichtlich alle Bordmittel der Natur weggzüchtet worden, um im Entferntesten noch ein halbwegs artgerechtes Leben führen zu können. Damit verstoßen bestimmte Züchtungen auch gegen den Paragraphen 11b des Tierschutzgesetzes.
„Ein Schaden liegt bereits vor, wenn der Zustand eines Tieres dauerhaft auch nur geringfügig zum Negativen verändert ist.“
(Tierschutzgesetz und Europäisches Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren )
In Dortmund fielen bei den Rassetauben mir die folgende drei Beispiele besonders auf:
Kropftauben
Kröpfer können bei Erregung oder bestimmten Lauten auf Kommando ihren Kropf mit Luft aufblasen, wodurch dann rassetypische Formen entstehen – beispielsweise Kugelform oder Birnenform. Insofern ein nettes Spielzeug für den Züchter, doch Das Problem bei dieser Rasse ist, dass die Tiere sich dank des übergroßen Kropfes gnadenlos überfressen können und daran erkranken würden, sofern das Futter nicht künstlich knapp gehalten wird. Gesunheitliche Folgen wäre Kropfentzündungen.
Mehr Info über das Leid von Kropftauben bei PETA
Warzentauben
Eine Reihe von Warzentauben sind kaum in der Lage ihr Gefieder selbst zu pflegen und benötigen regelmäßige Spezialpflege und Ungezieferkontrolle. Schmutz und Futterreste sammeln sich in den verwarzten Teilen des Schnabels und der Nasenlöcher an, wodurch schwere Entzündungen entstehen können.
Bucharchische Trommeltauben
Tauben ohne Kopf? Hier fehlten uns die Worte: Wie hinderlich Latschenfedern für die Beweglichkeit sein können, habe ich schon oft bei verirrten Hochzeitstauben ansehen müssen, aber diese armen Trommler-Tauben sind in meinen Augen bedauernswerte Geschöpfe, die man nur noch unter Qualzucht verbuchen kann. Sie können kaum laufen und sehen nichts. Was für schreckliches Leben sie Rassetauben ertragen müssen. Schon allein wegen Sichtbehinderung sollte hier ein Zuchtverbot ausgesprochen werden.