Aufgrund der Corona-Krise keimen unterschiedlichste Verschwörungstheorien auf. Darunter ist sicher eine Menge Blödsinn, der von politischen Randgruppen oder geistig umnachteten Personenkreisen verbreitet wird. Was aber die Düsseldorfer Stadttauben betrifft, kann ich mich auch nicht von einigen gruseligen, wenn auch kaum beweisbaren Vermutungen freimachen.
Deutlich weniger Stadttauben in Düsseldorf anzutreffen
Seit April hat sich die Taubenpopulation auffällig verringert. Und zwar nahezu an allen Stellen, die ich seit Jahren bei meinen Rundgängen besuche.
Im Hofgarten, in der Altstadt, diverse Orte in der Innenstadt. Dort, wo man noch vor kurzem hoffen musste, dass es bloß nicht noch mehr werden, erwarteten mich nun extrem schaubare Grüppchen. Wo waren die alle nur geblieben?
Liegt es an der Brutzeit?
Im Frühjahr ist Brutzeit. Etwa 16 Tage lang werden (meistens) zwei Eier gebrütet und die Nestlingszeit beträgt weitere (ca.) 20 Tage. Eine Erklärung wäre also, dass derzeit viele Pärchen mit der Brut beschäftigt sind, so dass jeweils ein nur ein Elternteil auf Futtersuche ist, während der Partner im Nest zurückbleibt.
Meiner Meinung kann das aber nicht zur Folge haben, dass sich binnen kurzer Zeit nur noch ca. 30 % eines Schwarms am gewohnten Versammlungsort aufhält. Im Hofgarten hatte ich Anfang des Jahres noch über 170 Vögel gezählt, laut Infos aus einer FB-Gruppe kam man kürzlich auf gerade mal 50 Tauben. Also, normal ist das nicht.
Führt der Hunger zu Standortwechseln?
Eine zweite Erklärung wäre, dass zahlreiche Tauben aufgrund des rasanten Futtermangels seit dem Corona-Shutdown tatsächlich umgezogen sind. In dem Fall hätte sich der Traum der Stadt Düsseldorf, die – im Gegensatz zu Köln- strikt am Fütterungsverbot festhielt, erfüllt. Dieses Verhalten widerspräche allerdings der typischen Standorttreue von Stadttauben. Diese suchen ihr Futter normalerweise in einem recht begrenzten Radius vom eigentlichen Nistplatz. Es war auch nicht so, dass Tauben, die ich am Schadowplatz vermisste, stattdessen im IHZ Park oder im Volksgarten aufgetaucht wären. Von daher kann ich mir diesen Grund ebenfalls nur sehr schwer vorstellen.
Tötung von Stadttauben in Düsseldorf?
In Facebook-Gruppen häuften sich Nachrichten über vergiftete Tauben (z.B. in Flingern), die bislang wohl ungeahndet blieben. Das ist eine echte Sauerei, doch nach unserem Gesetz keine Straftat, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit.
Wer selbst Zeuge einer Misshandlung von Stadttauben wird, kann sich ans Ordnungsamt oder Veterinäramt wenden. Die Polizei nimmt im Falle eines Falles lediglich die Personalien eines auf frischer Tat gestellten Täters auf. Der darf danach wieder nach Hause gehen und weitermachen. Dazu fehlen mir die Worte.
Was du als Taubenfreund gegen solche Machenschaften tun kannst, steht u. a. im Blog von Tierrechte.de
Leider leider ist die Rechtsprechung zum Tierschutz in unserem Land äußerst schwammig und lässt auch Lücken für eine gezielte Entsorgung von Stadttauben im großen Stil.
Hurra, mein ältester Freund ist wieder da!
Gestern Nachmittag machte ich eine ausgiebigen Rundgang, um nach verschnürten Tauben für eine Fußpflege Ausschau zu halten. Meine erste Station war am Carsch-Haus in der Altstadt. Endlich waren mal wieder mehr Tauben am Platz. Ich warf meine Köder und sogleich flogen sie zusammen und ließen sich fotografieren. Ich entdeckte keine Verschnürungen aber mittendrin meinen guten alten Freund „Sir Henry“.
Ich traute meinen Augen nicht. Nach all dem Frust, den ich in den letzten Wochen erfahren musste, hatte ich nicht mehr damit gerechnet, ihn jemals wieder anzutreffen. Aber weit gefehlt, der alte Knabe hält weiterhin wacker die Stellung. Das Beste war jedoch: Als Sir Henry mich sah und wiedererkannte, hielt er sofort inne und kam im bewährten Stechschritt näher, um sich seine extra Portion abzuholen. Was für eine Freude für uns beide.
Fazit: Man soll die Hoffnung nie aufgeben.