Düsseldorfer Stadttauben im Dauer-Lockdown

Vor über einem Jahr begann mit dem Lockdown auch eine große Hungersnot der in Düsseldorf lebenden Kulturfolger wie Krähen, Möwen und natürlich  Stadttauben. Letztere halte ich für besonders betroffen. Erstens, weil Tauben von Natur aus keine Allesfresser sind und zweitens, weil sie besonders ortsgebunden sind. Stadttauben bleiben in ihren Revieren, auch wenn Hunger und Not noch so groß sind. Wer es nicht glauben will, braucht sich nur an vergangenen Futterplätzen umschauen, deren Spender verjagt wurden oder nur noch sporadisch verteilen. Obwohl kaum eine Chance auf Nahrung besteht, bleiben sie dennoch dort am Platz oder warten in der Nähe.

Bevor ich vergangenes Jahr im menschenleeren Hofgarten psychische Probleme (nach einem Zwischenfall mit der Polizei) bekam, wurde ich selbst Zeuge dieser traurigen Situation. Kaum näherte ich mich dem Schwanenhaus, kamen sie aus allen Richtungen angeflogen und klebten nahezu an mir fest.

Dann kam der besagte Tag X.

Mehrere Monate, in denen ich ganz ausfiel, plagten mich arge Gewissensbisse, weil ich um den Hofgarten einen großen Bogen machte, um nicht mehr an das Erlebnis erinnert zu werden.

Wie wir alle wissen, hat sich die Situation kaum geändert. Kein Spaziergang ohne Begegnungen mit Streifendiensten der Ordnungshüter. Während vor Corona wenigstens die Polizei immer wieder auf meiner Seite war, wenn ich Tauben entschnürte oder wegen Verletzungen sicherte, so scheint heute kaum noch Kommunikation mit den Beamten möglich zu sein. Das ist wenigstens meine Erfahrung. Im fortwährenden Lockdown-Stress scheint viel Empathie verloren gegangen zu sein.

Von anderen Taubenfreunden habe ich gehört, dass sie nicht mehr in die Altstadt und den Hofgarten gehen, weil sie sich der Gefahr einer Konfrontation mit Taubenhassern oder/und Ordnungshütern nicht mehr aussetzen wollen. Ich verstehe diesen Rückzug nur zu gut, aber was bedeutet das schlussendlich für die Tiere, denen wir doch helfen wollen? Sei es eine zugeflogene Brieftaube, ein unerfahrenes Jungtier oder eine von Verschnürungen geplagte Humpeltaube, viele der schwachen Tiere bleiben sich selbst und ihrem Schicksal überlassen. Diese Erkenntnis tut mir sehr weh.

 

Schwächelnde Taube im Hofgarten
Gesehen im Hofgarten am 20-04-2021

 

Humpeltaube im Hofgarten am 21-04-2021
Gesehen im Hofgarten am 31-03-2021

 

Wegen krassee Allergieprobleme (derzeit verstärkt noch durch den Heuschnupfen) darf ich definitiv keine Tauben mehr in der Wohnung unterbringen, geschweige denn päppeln. Aber ich werde gerne wieder sichern, sobald grünes Licht kommt, dass die betreffende Taube zeitnah von jemandem übernommen werden kann.

Meine große Hoffnung ist aber auch, dass andere Taubenfreunde diesen Bericht lesen und selbst mehr Möglichkeiten haben als ich. Euch möchte ich schon im Voraus für euer Engagement danken.