Update:
Montage von intransparenten Netzen am ISS Dome! Wo bleibt der Tierschutz?
Gerade heute erfuhr ich, dass die Betreiber des ISS Dome dabei seien, die derzeitigen Netze gegen undurchsichtiges Material zu ersetzen.
Das hat natürlich die Folge, dass kein Mensch mehr mitverfolgen kann, was sich hinter den Netzen unter dem Dach der Mehrzweck-Arena abspielt. Wie viele Tauben sich drinnen befinden und nicht herausfinden. Wenn Tauben wieder in Not geraten, kann keine Hilfe gerufen werden. Wenn kranke oder junge Tauben sterben, dann geschieht nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Diese Maßnahme bestätigt mir wieder, wie wenig Wert dort auf Einhaltung des Tierschutzes gelegt wird. Mit anderen Worten: Das Elend der Tauben in Düsseldorf Rath geht weiter – doch niemand soll es sehen!
Ende Juli wurde am ISS Dome in Düsseldorf (Rath) eine umfangreiche Tauben-Vergrämung durchgeführt. Rund um die Mehrzweckhalle befinden sich seitdem unterhalb des Dachs Netze, die den dort ansässigen Tauben den Zugang zu Nist-und Brutplätzen innerhalb der Arena versperren sollen. Tierschutz hatte bei der Durchführung des fatalen Projekts anscheinend kaum Bedeutung. Denn die Maßnahme führte zu einer beispiellosen Tierquälerei, die mehreren Hundert Tauben das Leben kostete.
Nach Plan des Vergrämers, der bislang verdeckt blieb, wurde mit Netzen fast hermetisch abgeriegelt. Es wurde nur winzige Öffungen gelassen, aus denen die allein nicht mehr ins Freie finden konnten. Vorsorgliche Maßnahmen für die Unversehrtheit der Tiere, so wie es der Gesetzgeber vorschreibt, ließ man somit unter den Tisch fallen.
Unwissen und Untätigkeit führen zum Massensterben
Da stellt sich mir die Frage, wie sonst übliche Auflagen und Kontrollen seitens der Behörden, des Veterinäramts und der Feuerwehr in diesem Fall problemlos umgangen werden konnten. Aber nachdem vor über einer Woche endlich der Druck auf die Betreiber größer wurde, signalisierte das Management der Arena erstmalig Kooperationsbereitschaft und erklärte sich für eine regelmäßige Fütterung und Wasserversorgung bereit
Dass dieses viel zu späte Angebot – wenn überhaupt – dann nur stümperhaft umgesetzt wurde, bewies die enorme Zunahme der Todesfälle innerhalb und außerhalb der Arena. Obduktionen von toten Tauben zeigten ganz klar, dass einige Tiere aus Verzweiflung versucht hatten, den Hunger mit Isolationsmaterial zu stillen. Dieser Irrtum kostete alle das Leben.
Das viel zu kurze Leben dieser Jungtaube war eine Hölle
Ein typisches Opfer der beschriebenen Missstände ist eine Jungtaube (sie hatte die Ringnr. 018), die ich am Montag vor der Arena in einem jämmerlichen Zustand vorfand, starb heute Abend in meinen Händen. An Organversagen infolge der wochenlangen Unterernährung.
Dabei hätte sie so gerne gelebt. Ihr Körper war leider dafür zu schwach geworden. Mein einziger Trost ist, dass das Leiden des kleinen Stadtvogels nun auch auf der PETA-Website gezeigt wird. Danke PETA!
Die dreiste Ausrede: Versiegelung zum Schutz der Vögel
Der Betreiber der Halle rechtfertigte das Vernetzungskonzept damit, dass das Dach nach obenhin komplett vernetzt werden müsste, damit die Turbinen der Halle keine Vögel hineinziehen könnten. Aus diesen besagten Gründen wäre es daher unmöglich, die Netze wieder zu öffnen werden – so wie es deutschlandweit üblich ist. Es ist doch klar, dass die sich vor Ausgaben drücken wollten. Kein weiterer Kommentar also zu diesem lächerlichen Quatsch.
Die Vernetzung begann schon im Juli 2019
Spätestens seit Anfang August sind rund um den ISS Dome zahllose Tauben innerhalb der Vernetzung gefangen, die Versorgung der Küken nicht mehr möglich. Als im August der Notstand der Tiere von Tierschützern bemerkt und die Feuerwehr zum Einsatz kam, wurde das Ereignis als ein Riesenerfolg gefeiert, doch geändert hat sich nichts. Auch das Düsseldorfer Veterinäramt zeigt sich hilflos, Tierschützer werden stattdessen mit Ausreden und der Beteuerung, dass man alles Menschenmögliche tun werde, im Zaum gehalten. Währenddessen waren schon unzählige Tauben gestorben, für unzählige andere war jetzt bereits jede Hilfe zu spät. Die tolierte Tierquälerei und massenhafte Vernichtung von Taubenleben im Norden von Düsseldorf ist ein furchtbarer Skandal für unsere Stadt.
Angeblich ließe der Vergrämer die eingeschlossene Tauben durch Fassadenkletterer füttern und mit Wasser versorgen. Doch in der Zwischenzeit geht das Sterben geht weiter. Tag für Tag, Woche für Woche.
Wenn du dir die folgenden Bilder, die ich selbst am ISS Dome von toten und halbtoten Tauben machte, wirst du sehen, wie viel Wahrheit in den Aussagen der Verantwortlichen stecken kann. Bei der Begehung des Geländes suchte ich ein Gespräch mit einem Mitarbeiter der beauftragten Firma. Statt einer Antwort wurde ich sehr harsch angefaucht: „Es gäbe hier nichts zu sagen, das ist mir zu politisch.“ Hört,hört!
Dann heißt es: Die Tierschützer und Veterinäramt und Feuerwehr seien machtlos, denn an die vernetzten oberen Bereiche dürfen nur durch die vom Vergrämer eingesetzten Industriekletterer. In bestimmten Zeitabständen entsorgt der Einsatztrupp die toten Tauben aus den Netzen. So geht das Spiel immer weiter, ohne eine Rettung in Sicht ist.
Man ließ die Tauben weiter verrecken…
Aus familiären Gründen war es mir erst jetzt möglich mir ein persönliches Bild zu machen. Ich rechnete schon mit schlimmen Bildern, doch was ich dann rund um die Mehrzweckhalle sehen musste, war der reinste Alptraum.
Aufnahmen von toten Tauben in den Netzen kannte ich schon von Facebook-Posts. Aber mit dermaßen bis aufs Skelett abgemagerte Tauben, die über den Platz verteilt herumsaßen, vor Schwäche nicht mehr fliegen und kaum noch laufen konnten, hatte ich so nicht gerechnet. Ich vermute deshalb ganz stark, dass offensichtlich geschwächte aber noch lebende Tiere von den Industriekletterern gar nicht mehr versorgt, sondern einfach vor der Halle ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen werden. So entstand am ISS Dome in Düsseldorf Rath, wo Menschen Spaß haben und sich unterhalten lassen wollen, eine Art Bergen-Belsen für Stadttauben.
PETA-Strafanzeige gegen das ISS Dome und das Vergrämer-Unternehmen
Ich war jetzt dreimal vor Ort. Seit definitiv bekannt war, dass Peta Deutschland gegen die Verantwortlichen eine Strafanzeige auf den Weg bringt, schienen diese kalte Füße bekommen zu haben. Auf einmal wurde möglich, was zuvor unmöglich schien. Die Netze wurden endlich zwei in größeren Bereichen geöffnet.
Industriekletterer werden zur Rettung der noch im vernetzten Bereich der Arena verbliebenen Tauben hinzugezogen.
Allerdings musste ich ebenso feststellen, dass die Arbeiten äußerst zäh angegangen werden. Angeblich seien über hundert Tauben an das Tierheim geschickt worden. Angekommen sind allerdings nur zwei. Eine mir bekannte Taubenpflegerin hatte der Firma extra Behältnisse für gerettete Vögel zurückgelassen, alle blieben leer. Defakto sehe ich nicht, dass von Seiten der ISS-Dome-Entscheider überhaupt eine ernsthafte Rettungsaktion eingeleitet worden war. Auf mich wirkten die Arbeiten von gestern eher wie ein Show-Act für die Presse.
Denn es bleiben rund um die Hall noch gefangene Tauben sichtbar, welches Bild sich innerhalb der Arena bietet, wissen wir nicht. Und viele Hundert Tauben tatsächlich diesem skrupellosen Vergrämungsprojekt zum Opfer gefallen sind, können wir nur erahnen. Laut Betreiber verweilten am Dome wohl bis zu 500 Tauben, sah ich heute sieht nur vereinzelte Tauben und ein zwei Mini-Grüppchen.
Sollte die Anzahl durch Rückkehrer nicht wieder zunehmen, kann man befürchten, dass in Düsseldorf im August eine Massenvernichtung von Tauben stattgefunden ist, die Deutschland einzigartig ist. Dafür müssen alle Beteiligten, die diese Tragödie in Kauf genommen, durchgeführt und geduldet haben, vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden.
Last but not least: Die Presse war da und berichtet
Inzwischen gibt es Beiträge in den lokalen Medien und im WDR über die wahre Situation in Düsseldorf Rath
- Skandal am ISS Dome: Feuerwehr darf nicht retten
- https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/taubensterben-duesseldorf-dome-tierschutz-100.html
- PETA erstellt Strafanzeige (NRZ)
Update: Seit September mehr Kooperation mit Tierschützern
In der ersten Septemberwoche nahm Tiernotruf.de, mit dem ISS-Dome-Management Kontakt auf, um eine tierschutzgerechte Lösung für die Tauben zu finden. Die den Dome-Leuten installierten Futter- und Wasserstellen müssen zusammen mit dem gemeinnützigen Verein „Tiernotruf.de“ in Gänze überarbeitet werden. Eine neue Vernetzung steht wohl an, eine die nun besser verhindern kann, dass wieder Tauben hinter der Vergrämung geraten und nicht mehr rausfinden.
Zum Plan gehört wohl auch ein Austausch von Eiern von möglicherweise neu brütenden Tauben. Die Maßnahme wird ebenfalls unter Anleitung des Tiernotrufs stattfinden. In einem langen Facebook-Post erklärte Stefan Brökling, dass er nicht eher ruhen wird, bis sich keine Taube mehr hinter den Netzen befindet. Die Situation innerhalb des Domes kenne ich nicht, daher kann ich nur schwer beurteilen, wie viel Sinn die viel zu spät begonnene Zusammenarbeit von Vergrämern und Tierschützern heute noch macht. Hoffen wir mal das Beste.
Mein Senf dazu: Wenn von Seiten des Betreibers tätsächlich ernsthaftes Interesse an einer nachhaltigen Lösung des Taubenproblems bestände, sollte man in Kürze mit Herrn Eßer & Co. über ein betreutes Taubenhaus am ISS Dome verhandeln. Dadurch bekämen die Tiere eine neue Heimat, artgerechtes Futter und könnten sich dank Eierkontrolle – und -austausch entsprechend weniger vermehren.