Erziehung zur Respektlosigkeit gegenüber Tauben

Egal ob man sie mag oder nicht, der Respekt vor der Taube als lebende und fühlende Kreatur zeichnet meiner Meinung auch den Charakter von Menschen aus. Was ich tagein tagaus miterleben muss, wie Menschen Stadttauben verachten und behandeln, macht mich traurig und wütend. Vielleicht klingt das jetzt etwas übertrieben, schließlich sind ja nicht alle Menschen gleich. Aber meine Beobachtungen wollen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.  Es gibt anscheinend schon viele Menschen, die aus ihrer – worin auch immer begründeten – Respektlosigkeit gegenüber Tauben eine Doktrin machen und  Teil der Erziehung von Kindern werden lassen.

Da saß ich gestern am späten Nachmittag in Köln auf dem Treppchen an der Domplatte, döste vor mich hin und wartete auf meinen Zug nach Düsseldorf. Um mich herum jede Menge Trubel und natürlich auch einige Taubengruppen auf Nahrungssuche.

Hungrige Tauben am HBF in Köln
Hungrige Tauben suchen am Bahnhof verzweifelt nach Essbarem

Direkt vor meinen Augen stand eine Familie: Vater und Mutter und zwei Kinder, drei bis Jahre alt, jeweils eins an der Hand. Beide Elternteile vertrieben sich die Zeit damit ihren Sprösslingen zu zeigen, wie man Tauben verjagt. Die Kleinen schienen mit dem Verfolgen der Tauben noch  gar nicht so richtig was anfangen zu können, bei den Alten war der Spaßfaktor hingegen enorm. Ich holte meine Kamera raus und tat so als würde ich fotografieren. In dem Moment blieben Eltern wie angewurzelt stehen. Und Schluss mit der ersten Vorstellung.

Die zweite folgte tags darauf in Düsseldorf an einer Straßenbahnhaltestelle. ein etwa 6-jähriger Junge findet eine Taubenfeder und präsentiert diese stolz seinem Papa. Der allerdings war davon ganz und gar nicht angetan und ließ gegenüber dem Kleinen eine ausgiebige Tirade gegen Tauben los. Er solle die Feder bloß gleich wieder wegwerfen. Sie stamme von ganz ekligen Stadtvögeln, die die ganze Stadt vollkacken und verpesten und somit auch sehr gefährlich für Menschen seien. Schon bei der kleinsten Berührung könne man furchbare Krankheiten kriegen. Und dann versuchte er zu untermauern: Schau mal….überall kacken die….dann zeigte er auf den Boden und suchte dann aber verzweifelt nach bildlichen Beweisen. Es war schon irgendwie amüsant, wie seine Argumente ins Leere liefen.

Nun ja, der Vortrag des Vaters endete schließlich mit der Empfehlung, stattdessen lieber nach einer Adlerfeder zu suchen, die dürfe er dann auch bedenkenlos mit nach Hause nehmen. Der Junge schaute ihn nur mit großen Augen an, als würde er fragen,  was denn eigentlich ein Adler sei? Die Bahn kam und alle steigen ein. Schluss mit der zweiten Vorstellung.

Leider erlebte ich auch schon öfter, wie Kinder und Jugendliche rohe Gewalt gegen Tauben ausübten. Sie traten nach ihnen, hinderten sie an der Futtersuche oder warfen mit Steinen. Einen extremen Fall beobachtete ich mit eigenen Augen an der Haltestelle Barbarossaplatz in Köln, wo eine Gruppe Schüler hungrige Tauben mit Brotkrümeln anlockten, um diese dann wie einen Fußball weg zu kicken. Etwa so, wie im folgenden Video zu sehen ist:


(Youtube Video mit aktiviertem Datenschutzmodus)

Als ich dazwischen ging und fragte, was das sollte, so wurde die Einmischung mit derben Sprüchen und Stinkefingern kommentiert. Und über all standen Leute, die wort- und tatenlos herumstanden. Soviel zum fehlenden Respekt von manchen Kids gegenüber schwächeren Kreaturen. Die kürzlich angelaufene Kampagne #RespektTaube vom deutschen Tierschutzbund kommt bestimmt nicht von Ungefähr. Hoffentlich gibt sie den Menschen zu denken und hilft, auf die Stimme des Gewissen zu hören und trägt so zu einem zukünftig besseren Umgang mit Tauben bei.