Heute geht es mal wieder um das leidige Thema „Tauben füttern verboten“. Alle, die Tauben nicht leiden können, finden das Verbot super. Tauben sind eh Ratten der Lüfte, die alles vollkacken und ganz furchtbare Krankheiten verbreiten. Braucht kein Mensch, sollen die doch verrecken. Und alle, die anders denken, die kriegen eben Druck. Ich nenne das, was mir seit einigen Wochen widerfahren ist, schlicht und einfach Mobbing.
Was denn so alles passiert ist: Anonyme Anrufe? Ja! Anonyme Briefe? Ja. Vielleicht sogar mit Diebstahl (mein Fahrrad wurde demontiert) – Letzeres bleibt nur eine Vermutung, vielleicht etwas paranoide, doch alles passierte im gleichen Zeitraum.
Wie dem dem auch sei, langsam frage ich mich, was da eigentlich in diesen Köpfen vorgeht. Geht es um urbane Ästhetik? Um Lebensqualität? Um die eigene Gesundheit? Etwa um Sauberkeit? Letzteres wäre ein schlechter Witz.
Mal ehrlich, wie viele Mitbürger in Deutschland halten sich im Alltag an Sauberkeit – auf Straßen in der Nachbarschaft, in der Altstadt, in Parks, auf Bahnsteigen am Bahnhof, in Zügen, Bussen – egal wo? Ich weiß es nicht.
Täglich erlebe ich, wie viele Menschen sich einen Dreck für eine saubere Umwelt interessieren. Egal, wo sie sich aufhalten, lassen sie fallen und liegen, was sie nicht mehr brauchen: Essensreste, Becher, Tüten, Papier, Dosen, irgendwelchen anderen Müll – einfach weg damit, ohne auch nur eine Sekunde lang zu hinterfragen, welche Konsequenzen das haben könnte. Für andere Menschen und Tiere, für die Umwelt. Das sind die Fakten, die ich mit prall gefüllten Bildergalerien belegen könnte.
Mobbing gegen vermeintlich Schuldige
Worum es geht es dann also? Anscheinend eher um Prinzipien oder vielleicht um den Abbau latenter Aggression, kurz: die Suche nach dem geeigneten Sündenbock dafür.
Heckenschützen in der Nachbarschaft?
Es gibt Menschen, die hinterhältig und feige sind, so dass man beinahe schon in die dunklen Zeiten unserer Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Solche Menschen scheinen nicht in der Lage zu sein, offen ihre Meinung zu äußern, geschweige denn sich einer Diskussion zu stellen. Nein, viel lieber drohen sie getarnt und beziehen sich mit ihrem Anliegen auf die öffentliche Ordnung. Solche Menschen haben kein Interesse an einer Erörterung des Problems, das sie persönlich betrifft, das scheinbar mit mir haben. In deren Augen bin ich der Böse, der gegen bestimmte Regeln verstieß? Und den man einfach mal ankacken kann. Damit ist der Fall erledigt, Widerspruch wird eh nicht gewünscht. Solche „Nachbarn“ verstehen sich als Ordnungshüter, denen der Arm des Gesetzes zu kurz ist. Darum müssen sie sich wehren – feige anonym, aus sicherer Distanz, um die Zielperson zu verunsichern und mürbe zu machen. So etwas ist kein fairer Umgang mit Mitmenschen – nein, es ist primitives, kleinbürgerliches Mobbing – und sonst nichts.
Hätten diese „Nachbarn“ (für mich sind sie Mobber) ein konkretes Anliegen gehabt, zum Beispiel Probleme mit Taubenkot etc., könnten sie es mir persönlich vermitteln und konstruktiv darüber reden, um eine gemeinsame Lösung finden. Dabei bekäme ich auch die Gelegenheit, zu erklären, was Tauben für mich bedeuten und was ich eigentlich tue. Ebenso könnte ich auch erklären, dass man rund um die Mauerstraße Tauben gar nicht füttern muss – da es nämlich kaum 300 Meter entfernt einen betreuten Taubenschlag gibt, wo die Vögel jeden Tag ausreichend artgerechtes Futter erhalten. Dazu gibt es in der Nähe mehrere Futterstellen zur Winterzeit, an denen sich niemand stören kann. Wer das Verhalten von Tauben kennt, weiß ganz genau, dass jedwede Fütterung außerhalb eines betreuten Taubenschlags kontraproduktiv wäre.
Was ich also tat und was ich immer wieder tun werde: Ich halte Ausschau nach verletzten und verschnürten Tauben und versuche, diese einzufangen, um ihnen zu helfen. Da hilfsbedürftige Tauben nicht auf Zuruf angeflogen kommen, muss man sie mit Körnern anlocken. Das nennen die Experten „anfüttern“.
Ich wüsste nicht, dass es sich bei einer solchen Hilfsaktion auch um eine Ordnungswidrigkeit handeln könnte. Darüber könnte man beispielsweise reden. Aber wen interessiert das schon bei einer solchen Nachbarschaft?