Heute beginnen die Drei Tollen Tage in den Narrenhochburgen. Köln und Düsseldorf gehören ganz klar dazu. Um dem Trubel und den Komasauf-Szenarien unterwegs zu entgehen, nahm ich mir für die Zeit Urlaub. Und heute war ich gleich mit meinem Taubenfreund im Hofgarten verabredet um unser Wildvogelfutter loszuwerden und um nach verletzten Tieren zu schauen.
Mein erster Eindruck war, dass die Körnergang weiterhin extrem überschaubar ist – obwohl seit zwei Wochen einige Neuzugänge die Lücken ganz langsam füllen. Es will mir einfach nicht aus dem Kopf, dass meine alten Freunde illegalen Anti-Tauben-Aktionen zum Opfer gefallen sind. Nicht im direkt im Hofgarten. Irgendwo in Düsseldorf, dort wo die Vögel besonders unbeliebt sind. Besonders auffällig war das Verschwinden einer beträchtlichen Menge an Taubem am Bertha-von-Suttner-Platz.
Dort hatte ich den ganzen Winter über nach dem Rechten geschaut und verletzte, kranke Tiere nach und nach eingesammelt – zuletzt auch neue PMV-Fälle. Einen auf den anderen Tag waren alle diese Tauben verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Dass beispielsweise die Bahn AG – ähnlich wie in Neumünster oder Passau geschehen – eine Firma für die Säuberung beauftragt hatte. Um ganz sicher zu gehen, erkundigte ich mich bei den zuständigen Stellen in Düsseldorf. Dabei kam heraus: Weder dem Tierheim noch das Veterinäramt in Düsseldorf liegen irgendwelche Infos vor. Lebendfallen habe ich keine entdecken können. Alles recht mysteriös.
Aber bestimmt keine Paranoia eines Taubenfreundes. Nicht weit vom HBF, am S-Bahnhof Friedrichstadt, wurden diverse tote Stadtauben an einer Stelle gefunden, die jemand dort ritualartig platziert hatte. Interessant in diesem Zusmmenhang ist, dass genau an dieser Stelle auch regelmäßig gefüttert wurde. Etwa eine Botschaft an alle, die dass Fütterungsverbot ignorierten? Vielleicht aber nur eine Verschwörungstheorie.
Kaum habe ich meine Facebook-Aktivität wieder aufgenommen, schon werde mit neuen Horrormeldungen über Tauben konfrontiert. Wie schon 2018 in Neumünster beauftragte die Deutschen Bahn AG nun in Passau eine zertifizierte Vergrämungsfirma mit einem Abwehrservice gegen die Vogelplage. Diese stellte nun Lebendfallen auf und wollte angeblich die darin gefangenen Tiere in regelmäßigen Abständen abholen und in ländliche Gebiete umsiedeln. Der Name der Firma wurde nicht genannt.
Explizit wiesen die Verantwortlichen der DB darauf hin, dass alle Tauben körperlich unversehrt bleiben sollen. (wie das wohl gemeint sein könnte) Nur aus dem Bahnhof sollen sie endlich verschwinden. Mit dieser Aufgabe hat man Spezialisten beauftragt.
So arbeitete Rentokil im Auftrag der DB am Bahnhof in Neumünster
Aussetzen von Stadttauben ist gewaltsam und keine Lösung
Die vorgefallenen Maßnahmen waren für mein Empfinden ein schwerer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Denn: Die Vögel wurden gewaltsam aus ihrer sozialen Struktur entfernt, sprich vom Partner und möglicherweise auch von ihrer Brut getrennt. Wurden beide Elternteile ins Exil gebracht, dann waren ihre Küken einem qualvollen Hungertod ausgesetzt. Davon mal abgesehen, Vorhaben kosten Geld und führen meistens nicht zum gewünschten Ziel. Vielleicht wollte man die Öffentlichkeit aber auch nur für dumm verkaufen.
Denn eigentlich wissen Schädlingsbekämpfer, die sich mit dem Verhalten von Tauben auseinandersetzen müssen, dass eine Umsiedlung gar nicht so einfach ist und selten auf Dauer funktioniert. Der Grund: Aufs Land verfrachtete Tauben folgen einem Heimkehrinstinkt und verfügen dazu über einen fantastischen Kompass, der sie in Kürze schnell wieder zum alten Standort zurückfliegen lässt. Ich gehe mal davon aus, dass dieses Verhalten auch Vergrämern bekannt sein dürfte. Auch ist es kein Geheimnis, dass Stadttauben heutige Nachfahren der Felsentaube sind und sich in Gebäuden und an Hausfassaden heimischer fühlen als auf einem Acker.
Wie können Schädlingsbekämpfer nach einer (angeblich) tierfreundlichen Entfernung von Tauben ihrem Auftraggeber garantieren, dass die umgesiedelten Vögel nicht schon ein paar Tage später nicht schon wieder am Bahnhof zurück sind. Allein die Erklärung der DB halte ich für eine Farce: „Die Bahn fängt Tauben und bringt sie raus auf Land.“ Wie blauäugig muss man denn sein, wenn dem Glauben schenken will?
Umsiedlung der Tauben aufs Land?
Werden die unerwünschten Tauben etwa in einem artgerechten Reservat oder extra eingerichteten Schlägen angesiedelt und fortan liebevoll versorgt. Weit weg vom Dreck und Lärm der Großstadt, wo es so schön ist und dass sie immer dort lieber bleiben wollen. Mitnichten – ich kann mir kaum vorstellen, dass die Auftraggeber darin eine zufriedenstellende Erledigung des Jobs sähen. Es darf nämlich nicht passieren, dass sich Tauben früher und später wieder sich wieder auf den Heimflug begeben können. Damit die Rechnung aufgehen kann, wird man sich auf eine andere nachhaltige Lösung verständigt haben. Gedacht, getan – man legte einfach mal los und das wohl auch ohne behördliche Genehmigung. Im Fall Passau lief die Aktion wohl so ab, dass weder das Veterinäramt noch das Ordnungsamt im Vorfeld informiert worden waren. Als Tierschützer dort wegen der aufgestellten Lebendfallen nachfragten, wusste zu dem Zeitpunkt jedenfalls noch niemand vom einer Taubendeportation. Danach erst versuchte die DB zu beschwichtigen. Anscheinend mit wenig Überzeugungskraft, denn Falle musste weg und die Aktion erst einmal abgebrochen werden. Mal schauen, was stattdessen unternommen wird – ich fürchte, nichts Gutes. Weitere Infos
Und was passierte mit den Düsseldorfer Stadttauben?
In den Ortsteilen, wo ich Tauben-Hotspots regelmäßig besuche und fotografiere, fiel mir auf, dass einige Schwärme binnen sehr kurzer Zeit deutlich kleiner geworden ist. Kürzlich blieben an einer bestimmte Futterstelle begehrte Körner mehrere Tage liegen, die ansonsten ruck, zuck weg gewesen wären. Ich schätze mal so Pi mal Daumen, in der Altstadt und im Hofgarten sind heute nur im Vergleich zum vergangenen Jahr nur noch die Hälfte der Tauben vor Ort.
Voriges einem Jahr berichtete über ich über ähnliche Beobachtungen. Gibt es etwa einen Frühjahrsputz bezüglich unliebsamer Stadtvögel? Keine Ahnung! Über den Verbleib so vieler Tauben kann man wirklich nur rätseln, spekulieren oder an einer Verschwörungstheorie festhalten. Nach den Ereignissen in Passau tendiere ich zu Letzterem.
Unter den vermissten Tauben in Düsseldorf befinden sich auch einige, die ich bei meinen Runden regelmäßig antraf. Heute auf morgen verschwanden sie einfach von der Bildfläche. Darunter auch mein Freund SmarT, ein von der Vogelwarte Helgoland beringter Täuberich, den ich ganz besonders ins Herz geschlossen hatte. In Facebook füllte ich einst ganze Alben mit ihm.
Tauben sind standorttreu, die fliegen nicht einfach weit weg in den Süden oder sonst wohin. Für mich ist der Populationsrückgang kaum nachvollziehbar. Auch halte ich es für unwahrscheinlich, dass so viele Tauben binnen so kurzer Zeit plötzlich vom Baum gefallen, einem Auto, Greifvogel oder etwa dem Paramyxovirus zum Opfer gefallen sind. Ich denke mal eher an andere Todesursachen: beispielsweise in Zoos, denn Raubtiere fressen keine Blumen oder Unis, wo Tierversuche in der Grundlagenforschung durchgeführt werden. Ansonsten gibt es auch Mülldeponien, wo unauffällig entsorgt werden kann.
Was fehlt, sind handfeste Beweise
Leider bleiben die Umstände, bei denen Tauben gefangen werden, für die Tierschützer ziemlich nebulös. Es liegen nur ganz selten konkrete Hinweise vor, denen man nachgehen könnte. Was den Hofgarten betrifft, ist eine Beurteilung der Lage eh schwierig, da die Tauben sich größtenteils nur stundenweise zur Futtersuche an den Grünflächen aufhalten, genistet wird anderswo. Dazu gibt es dort zu viel Publikumsverkehr, um Stadttauben oder invasive Vogelarten wie Nilgänse und Kanadagänse unbemerkt dezimieren zu können. Das wurde mir auch von einer dort tätigen Vogelexpertin bestätigt.
Was mit den Vögeln tatsächlich passiert, da wird kein Service-Unternehmen mehr in die Karten schauen lassen. Rentokil, einer der ganz Großen in der Branche, hat inzwischen das Kapitel Tauben aus der deutschen Website verbannt. Das heißt zwar nicht viel, bedeutet wohl aber, dass eine „Taubenbekämpfung“ inzwischen kaum noch unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden wird. Allerdings lassen sich Internet längst nicht alle Spuren verwischen.
Halte bitte die Augen auf und reagiere sofort!
Wenn du also unterwegs einen Verdacht hast, dass Tauben durch Lebendfallen in Not geraten, dann zögere bitte auf keinen Fall, deine Beobachtungen so gut wie möglich festzuhalten und diese an entsprechende Stellen weiterzuleiten. Vielleicht kennst du Taubenbetreuer in deiner Region – gleich kontaktieren! Informiere ggf. auch an PETA (Link zum Formular) oder eine andere Tierschutzorganisation. Kontakte für Notfälle mit Tauben findest du hier in meiner Website. In Facebook müsstest du dich wahrscheinlich erst einmal in einer Taubengruppe anmelden, bevor du posten kannst. Gerne kannst du aber auch mir eine Nachricht schicken – unter „tierschutz [@] pro-palomas [.] de“. Vielen Dank!
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