Kein Aprilscherz: Zwei krasse Fälle mit Stadttauben

Ehe ich mich versehe, ist der April schon fast vorüber und noch kein einziger neuer Artikel im Blog. Schande über mich, aber die Zeit rannte mir weg. Familie und Job gingen diesen Monat vor. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Begegnungen über die ich kurz berichten möchte, weil sie mir in der Form einfach für mich Neuland waren.

Jungtaube konnte nicht mehr kacken

Immer wieder passiert es, dass hungrige Krähen auch in Taubennestern räubern und sich wehrlose Kühen holen. Mir fiel im Hofgarten beim Anfüttern eine Krähe auf, die sich an pickende Tauben anpirscht und versucht eine zu stellen. Das sind zwar Gesetze der Natur, aber bitte nicht vor meinen Augen. Dreimal gelang es mir der Krähe ein anvisiertes Beuteopfer zu entreißen. Beim letzten Fall, am vergangenen Karfreitag, handelte es sich um eine noch deutlich fiepende Jungtaube, die offensichtlich Probleme mit einem Bein hatte. Sie humpelte und dass recht kraftlos. Ich scheuchte die Krähe weg und konnte die verängstigte Taube problemlos aufsammeln.

Jungtaube Freddy in Sicherheit
Jungtaube Freddy in sicherer Umgebung – keine Kotkleckse weit und breit

Glücklicherweise hatte die Kleine (ich gab ihr später den Namen Freddy) keine blutigen Verletzungen. Im Vogeltransporter verhielt sie sich auch ganz normal, er pickte an dort bereitliegende Körnchen und rebellierte dann gegen die Gefangenschaft. Zu Hause zog sie um in ein größeres Behältnis. Bis dahin lief alles wie gehabt. Am Abend wunderte ich mich, dass  Freddy weder ein Häufchen noch Flüssiges abgesetzt hatte. Zuerst dachte ich, dass die Taube zu wenig Flüssigkeit im Kropf hätte. Beim Untersuchung fiel mir auf allerdings, dass das Gefieder ziemlich mit Kot verklebt war. Sollte darin die Ursache liegen? Ich war etwas ratlos. Wie schon bei den PMV-Fällen, wo ich nicht mehr weiterkam, konsultierte ich meine Taubenfreundin in Spanien. Sandra F.  schrieb sofort zurück, dass solche Probleme keine Seltenheit seien. Freddie konnte also nicht kacken, weil der  Kanal total dicht war.

Wir spülten den verhärteten Kot mit warmen Wasser klumpenweise aus dem Gefieder. Es dauerte fast eine Ewigkeit, bis die Kloake endlich wieder frei war und eine erste Fontäne rauskam. Freddy fiepte und zappelte ordentlich – hoffentlich vor Erleichterung. Denn keine Ahnung, wie lange der kleine Kerl schon an der Verstopfung gelitten hatte, am nächsten Tag hatte immer noch gehörigen Durchfall, so dass nur mit Futterbrei per Sonde ernährt wurde. Diese Art von Zwangsernährung macht mir überhaupt keinen Spaß (mir wahrscheinlich noch weniger als der Taube), doch wenigstens zeigte sich recht eine sichtbare Besserung. Freddy nahm ich mit nach Köln, wo er dann von Gwendolin übernommen wurde.

Verschnürung und ein eigroßes Abszess am Fuß.

Mir sind bei meinen Rundgängen ja schon einige krasse Fälle von Fußverletzungen zu Augen gekommen, aber anscheinend kann es immer noch schlimmer werden. Der Täuber, von dem ich hier schreibe, ist  ein bekannter Körnerkunde aus der Altstadt, die ich wegen seiner Verschnürungen bereits im Winter vergeblich versuchte zu sichern. Das Kerlchen war clever und flink. Als ich ihn gestern Nachmittag wieder sah, bekam ich meine Chance, weil ihn der Hunger alles Vorsicht vergessen ließ und er mir quasi vo die Füße flog. Ich hatte ihn beim ersten Zugriff. Der Zustand des Fußes hatte sich in der Zwischenzeit zusehends verschlechtert. Zu den Entzündungen durch die Fäden bekam die Taube noch eiförmige Eiterablagerungen am Bein, möglicherweise durch eine Streptokokkeninfektion verursacht.

Stadttaube mit Tumor am Bein
Von der Seite kann man die schlimmen Stellen am Fuß nicht deutlich sehen

 

Damit war die Geschichte nicht beendet. Es war Samstag nachmittag und der Platz voller Menschen, die meine Aktion sahen. Links ein Gruppe jugendlicher Neo-Punks, die sich erst über meine Fütterung lustig machten, dann aber, als sie mich mit der Taube in der Hand sahen, sofort recht lautstark wissen wollten, was ich den mit dem Vogel vorhätte. Von rechts kam eine Gruppe Moslems hinzu, für die Tauben bekanntlicherweise heilige Tiere sind. Nun hieß es, die Nerven zu behalten und sachlich mein Handeln zu erklären. Ich zeigte das schlimme Bein der Taube und betonte, dass die Arme dringend eine ärztliche Versorgung bräuchte.

Eiförmiges Abszess am Taubenfuß als Folge einer Streptokokkeninfektion
Eitriges Abszess fast so groß wie ein Taubenei

Glücklicherweise wirkten der optische Eindruck und meine  Kommentare so überzeugend, dass die Leute sich zufrieden gaben und wieder ihrer Beschäftigung nachgingen. Als nächstes konsultierte ich Frau Bonmarriage, die als erfahrene Vogelpflegerin befürchtete, dass man den Fuß womöglich sogar amputieren müsste. Hoffentlich wird es nicht dazu kommen. Ich nehme die Taube morgen mit nach Köln und kann hoffentlich bald hier ein positiveres Update schreiben.