In den letzten drei Wochen gab es zwei wichtige Begebenheiten, die ich in diesem Beitrag zusammenfassen möchte.
Brieftaube 580740 wurde tasächlich abgeholt
Ich fange mal mit einer ersten Brieftaube in 2019 an. Die war mir im Hofgarten vor rund zwei Monaten aufgefallen. Von Anfang an hatte ich den Eindruck, dass sie dauerhaft nicht im Stadttaubenschwarm klarkommen würde. Dafür verhielt sie sich zu distanziert und viel zu wenig kämpferisch. Als sich die Gelenheit bot, fotografierte ich die Ringinformationen und benachrichtigte den Besitzer, seines Zeichens Rechtsanwalt und 2. Vorsitzender eines Reisesportvereins im Ruhgebiet. Erstaunlicherweise erklärte sich der Herr sofort bereit, die Taube bei mir abzuholen, wenn ich sie eingefangen hätte. Allerdings sah er kaum Chancen. Zitat: „Die werden Sie niemals kriegen. Das sind clevere Kerlchen und lassen sich nicht einfangen.“ Nun denn, es kam anders, weil bei der Taube nach einiger Zeit auch der Hunger größer war als jede Vorsicht.
In der freien Natur wäre sie wohl früher oder später verhungert. Denn bei mir zu Hause zeigte sich, wie wählerisch Zuchttauben bei der Nahrungsaufnahme sein können. Während sich Ringels und Stadttauben bei allen Körnern bedienen, die man ihnen vorwirft, sprang Nr. 580740 erst einmal in die Futterschale und selektierte ausschließlich die Pralinen (hauptsächlich geschälte Sonnenblumenkerne), den Rest – darunter auch Erbsen und Mais – verteilte sie im Stall und verschmähte ihn.
Wenigstens hatte ich erstmalig eine positive Erfahrung mit einem Züchter. Der Mann stand zu seinem Wort und kam persönlich, um seine Taube wieder zu übernehmen. Er bedankte sich sehr nett und erzählte mir dass er sie gerne für die weitere Zucht einsetzen möchte. Im Kochtopf würde sie auf keinen Fall enden, versprach er hoch und heilig.
Das große Elend der Düsseldorfer Altstadttauben
Als die Leiterin des Düsseldorfer Tierheims kürzlich gegenüber der BILD erzählte, man wolle jetzt Tauben kastrieren, weil man schließlich nicht die ganze Stadt mit betreuten Taubeschlägen bepflastern könne, vergass sie zu erwähnen, dass ihr Projekt bereits um eine ganz Station ärmer geworden ist. Ich werde nicht daher müde, nochmals hier zu betonen, wie sehr sich die Situation der Altstadttauben seit der Schließung des Taubenturms am Burgplatz verschlechtert hat. Nicht nur Hunger und Krankheiten grassieren, in Ermangelung der kontrollierten Nistplätze, brüten viele Tauben in unmittelbarer Nähe eines Rauchabzugschachtes, so dass das Gefieder der Küken verölt. Betroffene Tauben können schlechter fliegen und verfilztes Gefieder schützt weniger gegen Nässe und Kälte.
Tod einer ausgehungerten Jungtaube
Letzte Woche sicherte ich in der Brückenstraße noch am späten Abend eine herumirrende Jungtaube, die völlig fertig war und keine 180 g mehr auf die Waage brachte. Dazu muss sehr lobend die Hilfe der Mitarbeiter der Pommesbude erwähnen. Sie brachten sofort einen Karton. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle!
Trotz sofortiger Versorgung mit Nutribrei und Vitaminen schaffte die Kleine es leider nicht. Am nächsten Nachmittag bekam sie extremen Durchfall und verstarb innerhalb von drei Stunden.
Das miterleben zu müssen, tut immer wieder weh, aber wenigstens passierte es nicht irgendwo auf der Straße. Ob ihre Organe wegen des langen Hungers versagt hatten oder ob womöglich taubenspezifische Rotaviren die Ursache waren, bleibt offen, da ich keine medizinische Untersuchung in die Wege geleitet habe. Ich vermute mal Ersteres, denn sonst wären noch viel mehr ähnliche Fälle vorgekommen. Solche waren mir bei meinen jüngsten Taubenrundgängen nicht aufgefallen.