Jungtaube „Erbse“ vor Krähen gerettet

Am vergangenen Samstag besserte sich das Wetter kurzfristig, also nutzte ich die Gelegenheit den nervigen Kopfschmerzen, die mich schon fast zwei Tage plagten, mit einem Spaziergang in der frischen Luft zu begegnen. Inklusive Taubenrundgang versteht sich. Im Hofgarten gerade angekommen, sprach mich eine Pflegerin der Wasservögel an. Ich möchte doch bitte die Augen offenhalten, sie hätte in der Nähe des Schwanenhauses mehrere Jungtauben gesehen, die doch noch recht hilflos wirkten.

Normalerweise brüten Stadttauben nicht im Hofgarten, aber schon mal eine offensichtliche Jungtaube saß allein auf dem Dach des Schwanenhauses, vom eigentlich dort ansässigen Taubenschwarm war nichts zu sehen. Genau gegenüber vom Dach hockte eine Krähe im Geäst und lärmte herum, so als würde Gefahr drohen. Es war eine seltsame Stimmung. Ich hatte kein gutes Gefühl, die Jungtaube saß dort allein auf ziemlich verlorenem Posten. Ich war noch in diesen Gedanken, als endlich einige Tauben angeflogen kamen und um mich herum kreisten. Die Kleine auf dem Dach fühlt sich sogleich motiviert sich dazu zu gesellen. Nach und nach kamen immer mehr Tauben, so dass ich langsam aufpassen musste, wo ich hintrat.

Das Schwanenhaus im Düsseldorfer Hofgarten
Das Schwanenhaus im Düsseldorfer Hofgarten am Samstag Vormittag

Noch schien alles „Business as usual“: Ich streute Körner und suchte nach Kandidaten für die nächste „Fußpflege“. Dann gab es urplötzlich irgendeinen Alarm. Der gesamte Schwarm flog im Nu auf und verschwand im Irgendwo. Kein Hund, kein Mensch in der Nähe. Leicht irritiert drehte ich mich um, und rund zehn Meter entfernt geschah das Unglück. Zwei Krähen machten sich über die Tauben her, die nicht schnell genug wegkonnten, Eine verzog sich, die andere hielt an ihrem Opfer fest. Ich rannte sofort dazwischen, jedoch vergebens. Erwischt hatte es zwei Jungtauben, für die leider jede Hilfe zu spät kam.

Jungtaube, die von einer Krähe tödlich verletzt wurde
Die kleine Taube wurde bei der ersten Attacke tödlich verletzt
Taube von Krähe getötet
Diese tote Jungtaube ließen die Krähen so liegen

Die Krähen hatten die empfindlichsten Stellen am Kopf und Hals zerfetzt. Alle anderen Tauben blieben weg, auch von den Krähen war nichts mehr zu sehen. Ich ging zum Weiher, wo ich wenigstens eine weitere Jungtaube konnte ich glücklicherweise später noch sichern konnte. Ein winziges graues Federknäul lief völlig arglos zwischen Gänsen und Enten und pickte gezielt los – fast wie eine ausgewachsene Taube. Dennoch war sie bestimmt noch keine vier Wochen alt, sie fiepte kräftig und ihr Gefieder war noch voller Flaum. Als war sie noch nicht voll flugfähig und so eine extrem leichte Beute für die nächste Krähe. Keine Eltern weit und breit, so konnte ich das Taubenkind unmöglich zurücklassen.

Es passierte schon öfters, dass Krähen während der Fütterung versuchten, Tauben am Rand eines Schwarms zu attackieren. Doch oft fliegen sie auch einfach dazwischen und warten auf Nüsse und ähnliche Köstlichkeiten, die wir für aus dem Beutel zaubern. Damit lassen sie sich in der Regel sehr gut weglocken und geben sich auch damit zufrieden.

Auf dem Rückweg stellte ich übrigens fest, dass die Krähen die getöteten Tauben in der Zwischenzeit kaum weiter angerührt hatten. Also Hunger allein kann nicht zu dem Massaker geführt haben. Bei Rabenvögeln ist von Februar bis März Brutzeit. Denkbar wäre daher, dass die Krähen in der Nähe des Schwanenhauses ihre Nester haben, die sie nun schützen und Tauben als Gefahr sehen, die bekämpfen. Dazu werde ich bei nächster Gelegenheit die Expertinnen im Hofgarten genauer befragen.

Jungtaube ERBSE im Sicherheit
Satt und zeimlich relaxed ließ sich ERBSE fotgrafieren.

Die kleine Taube packte ich ein und wegen ihrer frühreifen Picklust taufte ich sie „Erbse“. Mein persönliches Risiko wegen der Vogelallergie verdrängte ich erfolgreich, also die Taube bei mir bleiben musst als es geplant war.

Taubenkind Erbse kriegt Vitamine
ERBSE nach Zuführung der täglichen Vitamindosis.

Wegen des Corona-Chaos wusste ich ganze Woche über nicht genau, ob ich am nächsten Tag ins Büro fahren darf oder Home-Office machen muss. Ebenso musste ich mit den beiden Kollegen, die unter einer Taubenphobie leiden, absprechen. So scheint Freitag der 13. Für Erbse und mich ein Glückstag zu sein. Die Taube wird heute aus der Einzelhaft entlassen und wir hoffentlich viele nette Kumpels bei der Taubenhilfe in Köln finden.

Unterstützung nach der Sicherung einer Taube gesucht

Wenn du vielleicht bei zukünftigen Fällen eine gesicherte Taube übernehmen und versorgen möchtest oder andere Leute kennst, die Tauben päppeln, dann schreibe mir bitte eine Mail unter wrk[at]pro-palomas[Punkt]de oder in Facebook eine PN an meinen Wolf Reinhart.

Abschließend noch ein kurzes Krähen-Update

Jetzt, wo ich mehr als sonst für Krähen sensiblisiert bin, fiel mir heute morgen in der Küche auf, dass im Gartenhof und über den dahinterliegenden Gebäuden  mehrere Krähen laufend ihre Runden fliegen und/oder laute Warnrufe kommunizieren. Den Rest der Vogelwelt haben sie damit verscheucht. Selbst die winterliche Körnerklientel hat sich nicht getraut, mir einer Fensterbank einen Besuch abzustatten. Jedenfalls wurde heute bislang nichts angerührt.