Taubenplage Viersen: Offener Brief an die Rheinische Post

Stadttaube in Viersen
Screenshot vom Artikel der online Ausgabe

Die Rheinische Post hat am 1.3. 2019 einen Artikel über das Taubenproblem in Viersen veröffentlicht, in welchem sich die ansässige Antitaubenfraktion, CDU (Ratsherr Ole Wiggers) und Vergrämer, mit überholten Konzepten profiliert, aber das Kernproblem mal wieder nicht angesprochen wird.

Da die Redaktion Karneval feiert, hat sie auch die Kommentarfunktion gesperrt. Darum gebe ich hier meinen Senf in Form eines offenen Briefs dazu:

Sehr geehrte Frau Fischer und RP-Redakteure, sehr geehrter Herr Ratsherr Wiggers,

schon das Foto zu Ihrem Artikel wirkt etwas irritierend. Eine Taube auf weiter Flur? Na dann machte die Plage wohl gerade Pause.

Stadttauben sind Stadtbewohner

Ich kenne diverse Tauben-Hotspots in Düsseldorf. Die sind oft nicht so überschaubar, manchmal mit hundert Tauben an einem Platz, alle verzweifelt auf Futtersuche. Wie die Natur nun mal so ist, bleiben Hinterlassenschaften.

Es ist nachvollziehbar, dass manche Menschen mit dem Kot ästhetische Probleme haben. Andere Gefahren anzuführen, ist unhaltbar und reine Panikmache. Das sieht Volker Guske (Vorsitzender des Landesverbands NRW der deutschen Schädlingsbekämpfer) ja auch ähnlich. Ebenso, dass viele Vergrämungsversuche gar nicht wirkten, hat er richtig bemerkt. 

Der Grund dafür ist: Stadttauben sind Nachkommen der Felsentaube, die sehen Hausfassaden und Dächer als ihren natürlichen Lebensraum an. Außerdem haben wir Menschen die Tauben selbst in die Städte geholt, dort gezüchtet, veredelt und als Nutztiere eingesetzt. Deren verwilderten Nachfahren kann man nicht einfach verjagen oder vergrämen. Denn Tauben sind von Natur aus standorttreu.

Was kann man also tun?

Die einfache Soforthilfe gegen hässlichen Taubenkot: Wasser (am besten heißes) drüber. Damit lässt sich der  Kot normalerweise recht leicht wegspülen. Ich spreche aus Erfahrung und kann versichern, dass die Methode funktioniert. Übrigens: Taubendreck kann man um ein Vielfaches besser entfernen als manche menschliche Hinterlassenschaft. Zum Beispiel ausgespuckte Kaugummis, die unzählige Gehwege verunstalten.

Die nachhaltige Lösung: Man bietet den Stadttauben einen festen Standort, einen betreuten Taubenschlag, in dem sie keine Pommes suchen müssen sondern artgerechtes Futter geboten bekommen. Und in dem man durch regelmäßigen Eiertausch auch sehr gut die Population kontrollieren kann. Solche Projekte gibt es in vielen deutschen Städten. Einfach mal googeln und Experten ansprechen. Die informieren sicher gerne weiter.

Fütterungsverbote ohne Alternativen sind keine Lösung

Fütterungsverbote verhindern nicht, dass Stadttauben weiterhin überall in der Stadt  auf Futtersuche gehen. Der Hunger treibt sie dazu. Sie picken menschlichem Müll wie Essensresten und Erbrochenem. Sie bekommen Durchfall, der übrigens schwerer zu entfernen ist als normaler Kot.

Dennoch vermehren sich die Tauben weiter. Durch dauerhaften Hunger können sie zu Stressbrütern werden. Sie legen noch mehr Eier. Viele Jungtauben werden durch den Nahrungsmangel krank und sterben qualvoll, aber es kommen auch immer wieder neue Tauben nach – auch Zuflieger von außerhalb: Weil Züchter ihren Bestand aussortieren und nicht zuletzt durch den internationalen Brieftaubensport. Jedes Jahr in der Saison von Mai bis September werden unzählige Tauben bei Wettbewerben kreuz und quer durchs Land geschickt. Darunter auch unerfahrene Jungtauben zu Trainings- und Testzwecken.Viele  finden nicht zurück, sterben unterwegs oder stranden in Ortschaften und Städten. Als zugeflogene Stadttauben. Die begegnen mir in Düsseldorf jeden Tag.

In Düsseldorf zugeflogene Reisetaube
Eine von unzähligen Brieftauben aus der Saison 2018, die sich als Zuflieger in der Stadt niedergelassen haben.

Auch Klebepasten sind der falsche Weg.

Solche Maßnahmen sind pure Tierquälerei mit oft tödlichen Folgen. Nicht nur für Tauben, auch für andere Vögel und Insekten (falls es diese in Viersen noch gibt). Klebepasten werden übrigens vom Basler Taubeabwehrexperten Daniel Haag Wackernagel eindeutig abgelehnt. weil sie das Gefieder dauerhaft schädigen. In vielen deutschen Städten (z.B. Berlin und Stuttgart) wurde das Teufelszeug verboten und musste wieder entfernt werden. In Viersen fängt man jetzt an, darüber machzudenken.

Wollt Ihr das wirklich?

Folgen von Klebenpasten
Durch Klebepaste nahezu flugunfähige Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube

Also liebe Leute, setzt euch bitte zusammen und lasst euch nicht vom Taubenhass leiten, sondern denkt mal lieber konstruktiv und entscheidet euch für die Lösung, die allen hilft: Gastronomen, Geschäftsinhabern, Shopping-Passanten und natürlich den Tauben.

Ein gut geführtes Taubenprojekt dürfte zudem kosteneffektiver sein als sinnlose Vergrämungsversuche und immer mehr Ordnungspersonal, um Taubenfütterer zu fassen.