Rückblick und Perspektiven

Heute ist Winteranfang, der 21-Dezember. Heute ist ein Tag, der ein großes Ereignis am Himmelszelt verspricht, wenn sich die Planeten Saturn und Jupiter zu einem leuchtenden „Weihnachtsstern“ verbinden. So nah wie heute waren sie sich seit vielen Jahrzehnten nicht. So fern wie jetzt waren sich die Menschen nicht, solange ich in dieser Welt lebe.

Mit 2020 geht für mich persönlich ein Jahr zu Ende, das ich am liebsten ersatzlos aus meinem Leben gestrichen hätte. Es begann damit, dass wegen meiner Vogelallergie alle erhofften Versuche mich vor Federstaub zu schützen, scheiterten.  Ich musste akzeptieren, dass ich  nie wieder Taubennotfälle mehr bei mir beherbergen kann ohne wieder Asthma und Husten zu riskieren. Meine Wohnung ist einfach zu klein, einen separaten Raum habe ich nicht.

Dann kam der erste Corona-Lockdown und gleich damit Ärger in der Nachbarschaft wegen Tauben, die sich auf dem Dach aufhielten und manchmal auch wegen Revierrangeleien ordentlich prügelten. Winterkörner, die ausgelegt hatte, flogen dabei in hohem Bogen auf den Balkon des Nachbarn unter mir. Manche davon landeten tatsächlich bei ihm in der Kaffeetasse. Davon habe ich mich persönlich überzeugt. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, überlegte ich mir eine Inhouse-Lösung bei geöffnetem Küchenfenster. Glücklicherweise klappt die Strategie ausgezeichnet. Eine echte Win-Win-Lösung für alle Beteiligten. Mein Nachbar beruhigte sich, die Freunde werden satt und ich habe dadurch (bislang) keinen Stress mit der Allergie.

zwei Jungtauben auf der Fensterbank

Nach meinem Desaster im Hofgarten zog ich es vor, die Hotspots, wo sich auch viele Menschen  versammeln zu meiden. Stattdessen unternehme ich seitdem längere Spaziergänge durch die Stadt und am Rhein, wo kleine Gruppen, Pärchen und ebenso Einzelgänger, die gerade auf Futtersuche waren, gründlich bedienen konnte.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Berliner Allee hinter dem Martin-Luther-Platz
  • Carlsplatz in Richtung Rheinufer, vor allem die Umgebung der Schulstraße
  • die gesamte Rheinnuferpromenade
  • Inselstraße un Seitenstraßen
  • Duisburger Straße und Seitenstraßen
  • Seitenstraßen rundum den Spichernplatz
  • Rheinpark Golzheim
  • und, und, und….

Kurzum: Wenn du etwas  für den nächsten Spaziergang einpackst, wirst unterwegs das meiste davon los, denn solche „Nischen“ für die Füterung gibt es  an allen Ecken und Enden in der Stadt.

Stadttauben am Rheinufer

 

Positiv fiel mir bei meinen Spaziergängen immer wieder auf, dass es in der Altstadt  beherzte Gastronomen oder auch  Passanten gibt, die die Not der Tiere erkennen und hier und dort (manchmal auch gekochten) Reis mit Erbsen bereitstellen. Solche Kost ist nicht für Tauben gewiss nicht ideal, aber immerhin besser als Pommes oder Salami – oder eben gar nichts.

gekochter Gemüsereis

Denn seit dem verschärften Lockdown ist damit natürlich auch Schluss. Folglich hat sich das Futterangebot außerhalb einiger regelmäßiger Versorgungsplätze wieder deutlich verschlechtert, so dass ich nach Einbruch der Dunkelheit immer noch Tauben, die so hungrig sind, dass sie verzweifelt an Bordsteinen und im Sand vor Bäumen herumpicken. Sobald man ihnen Körner zuwirft, stürzen sie sich mit weit ausgebreiteten Flügeln darauf.

Es ist zu erwarten, dass der Lockdown noch bis Ende Januar andauern wird. Das Gute an der Maßnahme ist wohl, dass keine Vögel durch die Silvesterböllerei zu Schaden kommen werden. Hoffentlich kommen Menschen in ihrem Frust nicht noch auf irgendwelche verrückten Ideen, mit denen man gar nicht rechnet