Besuch bei den Tauben am S-Bahnhof Bilk

Stadttaube vor dem S Bahnhof Bilk in Düsseldorf

Am Bilker Bahnhof steht es nicht besonders gut um die Stadttauben. Seit die Rheinbahn den Standort unter der Eisenbrücke bis auf eine Ausnahme hat versiegeln lassen, sind die Tiere auf andere Stellen rund um die Bilker Arkaden ausgewichen.

An der Brücke gibt es für Tauben nur noch wenig Rastplatz.
An der Brücke gibt es für Tauben nur noch wenig Rastplatz.

Ich weiß leider nicht, ob das Taubenhaus des Tierschutzvereins Düsseldorf auf der Bachstraße entsprechend erweitert wurde bzw. noch in Betrieb ist und wenn, in welchem Zustand es sich inzwischen befindet. Es gab ja in der Vergangenheit dort unschöne Zwischenfälle und später auch Gerüchte über eine Schließung. Wie dem auch sei, meiner Meinung ist jede Art von Notversorgung der Vögel dort so wesentlich komplizierter und zeitaufwendiger geworden

PMV in den Bilker Arkaden?

Es ist Hochsommer, eigentlich keine Saison für die Verbreitung des Paramyxovirus. Nachdem aber in der Düsseldorfer Gruppe für Stadttauben in Fb ein konkreter PMV-Fall in der Altstadt gemeldet worden war, gab es vorgestern in der bundesweiten Notfallgruppe eine – wohl bemerkt sehr dürftige – Meldung über einen PMV-Verdacht im Parkhaus der Bilder Arkaden.

Erster Tauben-Check….

Gestern Mittag fuhr ich direkt aus Benrath dorthin, um die Lage dort zu checken. Es war ein glühend heißer Tag. Die Tauben, die sonst häufig in großer Zahl vor den Arkaden auf Futtersuche verteilt sind, suchten lieber Schutz irgendwo im Schatten.

Nur wenige Tauben am S-Bahnhof
Bei den Temperaturen ließen sich nur wenige Tauben mit Futter anlocken

Der weiträumige Platz vor den Arkaden war leergefegt. Nur eine einzelne Jungtaube saß dort, wie gelähmt von der Hitze. Sie ließ sich aber sofort anfüttern und bediente sich bis der Kropf voll war. Danach flog sie in Richtung Florapark, wo sich eine erfrischende Wasserstelle befindet.

Ich zog weiter zur Bachstraße zum eigentlichen Zielort  Am Eingang des Parkhauses lag schon jede Menge Taubenkot. Ich lief zwei Etagen ab. Jede Menge parkende Autos, übelster Abgasgeruch, aber nur eine Taube kreuzte meinen Weg. Die lief einwandfrei, von PMV-Symptomen keine Spur und war auch so schnell weg, dass nur Zeit für einen Schnappschuss blieb.

Nach einer halben Stunde hielt ich den ätzenden Garagengestank fast nicht mehr aus. Schon auf dem Rückweg machte ich allerdings eine unschöne Entdeckung. Unter einem SUV lagen jede Menge Taubenfedern.

Waren etwa doch kranke Vögel unterwegs gewesen, die vielleicht tot gefahren oder von einem Hund gebissen geworden waren. Körperteile sah ich keine. Sicherheitshalber drehte ich eine neue Runde. Wieder ohne Ergebnis.

Zweiter Tauben-Check…

Heute morgen fuhr ich noch einmal zum S-Bahnhof und lief die gesamte Umgebung weitläufig ab. Dieses Mal waren an allen Stellen deutlich mehr Tauben anzutreffen, allerdings keine von ihnen zeigte PMV-Symptome. Was gibt es sonst noch zu berichten?

Brutstätten im Parkhaus?

An der Parkhaus-Ausfahrt Bachstraße vernahm ich deutlich lautes Gurren. Und siehe da, über dem Tor saß eine Taube, die sich nicht von Körnern anlocken ließ. Möglicherweise wird dort ob genistet.

Somit besteht immer die Gefahr, dass Jungtiere auf die Fahrbahn geraten und überfahren werden können. Es wäre also gut, wenn sich regelmäßig Taubenfreunde, die in der Nähe sind, die Entwicklung im Parkhaus dort anschauen könnten. Vielleicht kann man auch mit CONTIPARK reden und eine Kooperation vereinbaren, damit daraus eine Win-win-Situation entsteht. Mehr Sicherheit für unsere geliebten Stadttauben, weniger Dreck durch Hinterlassenschaften von Tauben im Parkhaus.

Die morgendliche Tour damit nicht beendet. Ich war auch an den Bahnsteigen, checkte den  Dachbereich zur Bachstraße und unternahm einen Abstecher in den Florapark, wo sich kleine Taubengruppen inmitten der Gänse- und Entenkolonien aufhielten. Die Vögel waren extrem hungrig und zeigten überhaupt keine Scheu vor meiner Kamera.

Tauben unter Gänsen und Enten im Florapark
Ein so friedliches Zusammensein erlebe ich selten
Stadttauben im Florapark Düsseldorf Bilk
Die Blicke sagen alles…

 

 

Starke Freunde der Düsseldorfer Stadttauben

Verschnürte Stadttaube in Düsseldorf Benrath

Leider habe ich einige Zeit als Streetworker für die Düsseldorfer Stadttauben mehr oder weniger pausieren müssen. Ich hielt mich stark zurück. Statt zu den einschlägigen Hotspots rund um die Altstadt, am HBF und in Parkanlagen wandelte ich nur noch durch Seitenstraßen und bediente hauptsächlich suchende Tauben, welche meine Wege kreuzten. Mehr ging einfach nicht.

Darum freue ich mich um so mehr, dass in der Zwischenzeit während der Corona-Krise in Facebook eine neue und ungemein tatkräftige Gruppe für Düsseldorfer Stadttauben entstanden ist.

Die Gruppe findest in in Fb unter Taubenfreunde Düsseldorf. Sie heißt alle, die aktiv mitwirken oder sonst wie unterstützen möchten, herzlich willkommen!

Mit dabei sind PflegerInnen und PäpplerInnen genauso wie ambitionierte Neueinsteiger. Die Düsseldorfer Gruppe steht zwar immer am Anfang, befindet sich aber auf einem guten Weg. Damit Wissen und Sicherheit im praktischen Umgang mit pflegebedürftigen Tauben weiter wachsen und gedeihen, werden inzwischen auch Workshops mit hochqualifizierten Pflegern und Päpplern veranstaltet. So kümmert man sich – innerhalb von Düsseldorf –  um leichtere Notfälle, sichert Küken und Jungtauben, vermittelt aber auch Endpflegestellen für kranke und invalide Vögel und kämpft selbstverständlich auch gegen Hunger und Leid. Gerne werde ich hier weiter über das Engagement und die Weiterentwicklung der Taubenfreunde Düsseldorf berichten.

Der Grund für meinen Rückzug

Infolge eines traumatischen Vorfalls im Düsseldorfer Hofgartens am zweiten Lockdown-Wochenende erlitt ich einen Nervenzusammenbruch, der im Laufe der nächsten Tage zu dauerhaften Beklemmungen und Angststörungen führte.

Ich musste mich krankschreiben lassen, war nicht mehr arbeitsfähig und befinde mich seit mehreren Wochen teilstationär in psychotherapeutischer Behandlung. Diese Erkrankung zwang mich, meine Taubenaktivitäten auf ein Minimum einzuschränken. Zu groß war und ist die Angst, wieder in das Loch zu fallen, in das ich Ende März durch die Vorfälle im Hofgarten und am Burgplatz in der Altstadt geraten war. Wahrscheinlich war das damalige Ereignis nur der finale Auslöser in einer langen Kette von Problemen mit negativen Glaubensätzen und Frustrationen. Quasi der letzte Tropfen, der das Fass meines Unwohlseins im Alltag unter aggressiven und egozentrischen Menschen endgültig zum Überlaufen brachte.

Nicht nur Ignoranz gegenüber der neuen Not der Tauben und anderer Stadtvögel durch die strikten  Corona-Regeln einerseits, auch das Verhalten der Menschen in Bus und Bahn, in Geschäften und Supermärkten, machten mich so depressiv, dass mein gesamter Antrieb einfach steckenblieb. Nun arbeite ich hart daran, um bald wieder auf die richtige Spur zurückzufinden.

Trotzdem tut es mir wahnsinnig leid, über drei Monate selbst so wenig für das Wohl der Düsseldorfer Stadttauben unternommen zu haben. Seit einigen Tagen wage ich mich nun endlich zurück ins Geschehen. Allerdings zunächst unbekannteren Gefilden, wo ich mich unbefangen fühle.

Verschnürte Taube in Düsseldorf Benrath
Von oben sah die Verschnürung noch harmlos aus (vordere Taube, linker Fuß)

Eine neue Bewährungsprobe

Schon nach wenigen Begegnungen mit Tauben (in Benrath) fiel mir eine Taube auf, die komischerweise über eine Baumwurzel stolperte und auch etwas humpelte. Das Anfüttern und Sichern mit der Hand gelang glücklicherweise auf Anhieb. Die darauf folgende Pediküre war allerdings recht aufwändig. Ein Fuß der Taube war rundum und hart verkordelt. Mitten im Knäuel steckte ein Ast. Ein Glück für die Taube, dass noch nicht irgendwo damit hängengeblieben war. Früher hätte ich die Arme mit nach Hause genomme, in Ruhe behandelt und anderntags wieder fliegen gelassen. Aber dazu hatte ich keine Möglichkeit. In der Klinik sind Tiere verboten. So zurücklassen wollte ich sie aber auch auf keinen Fall. Also ging ich gleich ans Werk mit den Bordinstrumenten, die ich immer dabei habe: Schere, Pinzette, Tücher und ein Desinfektionsmittel für die Wundbehandlung.

Operation der Entschnürung einer Stadttaube
Die Fußpflege der Taube dauerte fast eine Stunde

Die Entschnürung selbst dauerte eine gefühlte Ewigkeit, denn die Kordel ließ sich mit meiner Schere nur schwer lösen und trennen. Nach und nach arbeite ich mich nach unten durch. glücklicherweise war das Täubchen während der ganzen Behandlung außerst kooperativ, so dass ich auf eine Fixierung mit dem Strumpf verzichten konnte. Nur im letzten Moment versuchte sie entwischen, so dass ich sie leicht verletzte. Gottseidank hatte ich  ein Mittel zur Wunddesinfektion dabei. Da die Blutung auch schnell gestillt war, konnte ich die Taube wieder in die Freiheit entlassen. Das ließ sie sich auch nicht zweimal sagen.

Zwei Tage später war sie wieder vor Ort. Putzmunter und hungrig, aber – ganz im Trend- mit respektvollem Abstand (5 m). Denn mein Gesicht hatte sie sich gemerkt.

 

Düsseldorfer Stadttauben in Corona-Zeiten

Aufgrund der Corona-Krise keimen unterschiedlichste Verschwörungstheorien auf. Darunter ist sicher eine Menge Blödsinn, der von politischen Randgruppen oder geistig umnachteten Personenkreisen verbreitet wird. Was aber die Düsseldorfer Stadttauben betrifft, kann ich mich auch nicht von einigen gruseligen, wenn auch kaum beweisbaren Vermutungen freimachen.

Deutlich weniger Stadttauben in Düsseldorf anzutreffen

Seit April hat sich die Taubenpopulation auffällig verringert. Und zwar nahezu an allen Stellen, die ich seit Jahren bei meinen Rundgängen besuche.

Tauben in der Düsseldorfer Altstadt
An der Stelle suchten gewöhnlich 60-100 Tauben, sobald ein Korn fiel

Im Hofgarten, in der Altstadt, diverse Orte in der Innenstadt. Dort, wo man noch vor kurzem hoffen musste, dass es bloß nicht noch mehr werden, erwarteten  mich nun extrem schaubare Grüppchen. Wo waren die alle nur geblieben?

Liegt es an der Brutzeit?

Im Frühjahr ist Brutzeit. Etwa 16 Tage lang werden (meistens) zwei Eier gebrütet und die Nestlingszeit beträgt weitere (ca.) 20 Tage. Eine Erklärung wäre also, dass derzeit viele Pärchen mit der Brut beschäftigt sind, so dass jeweils ein nur ein Elternteil auf Futtersuche ist, während der Partner im Nest zurückbleibt.

Meiner Meinung kann das aber nicht zur Folge haben, dass sich binnen kurzer Zeit nur noch ca. 30 % eines Schwarms am gewohnten Versammlungsort aufhält. Im Hofgarten hatte ich Anfang des Jahres noch über 170 Vögel gezählt, laut Infos aus einer FB-Gruppe kam man kürzlich auf gerade mal 50 Tauben. Also, normal ist das nicht.

Taubengruppe Hofgarten Düsseldorf Mai 2020
Ist nur so viel vom einst großen Taubenschwarm übrig geblieben?

Führt der Hunger zu Standortwechseln?

Eine zweite Erklärung wäre, dass zahlreiche Tauben aufgrund des rasanten Futtermangels seit dem Corona-Shutdown tatsächlich umgezogen sind. In dem Fall hätte sich der Traum der Stadt Düsseldorf, die – im Gegensatz zu Köln- strikt am Fütterungsverbot festhielt, erfüllt. Dieses Verhalten widerspräche allerdings der typischen Standorttreue von Stadttauben. Diese suchen ihr Futter normalerweise in einem recht begrenzten Radius vom eigentlichen Nistplatz. Es war auch nicht so, dass Tauben, die ich am Schadowplatz vermisste, stattdessen im IHZ Park oder im Volksgarten aufgetaucht wären. Von daher kann ich mir diesen Grund ebenfalls nur sehr schwer vorstellen.

Tötung von Stadttauben in Düsseldorf?

In Facebook-Gruppen häuften sich  Nachrichten über vergiftete Tauben (z.B. in Flingern), die bislang wohl ungeahndet blieben. Das ist eine echte Sauerei, doch nach unserem Gesetz keine Straftat, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit.

Wer selbst Zeuge einer Misshandlung von Stadttauben wird, kann sich ans Ordnungsamt oder Veterinäramt wenden. Die Polizei nimmt im Falle eines Falles lediglich die Personalien eines auf frischer Tat gestellten Täters auf. Der darf danach wieder nach Hause gehen und weitermachen. Dazu fehlen mir die Worte.

Was du als Taubenfreund gegen solche Machenschaften tun kannst, steht u. a. im Blog von Tierrechte.de

Leider leider ist die Rechtsprechung zum Tierschutz in unserem Land äußerst schwammig und lässt auch Lücken für eine gezielte Entsorgung von Stadttauben im großen Stil.

Hurra, mein ältester Freund ist wieder da!

Gestern Nachmittag machte ich eine ausgiebigen Rundgang, um nach verschnürten Tauben für eine Fußpflege Ausschau zu halten. Meine erste Station war am Carsch-Haus in der Altstadt. Endlich waren mal wieder mehr Tauben am Platz. Ich warf meine Köder und sogleich flogen sie zusammen und ließen sich fotografieren. Ich entdeckte keine Verschnürungen aber mittendrin meinen guten alten Freund „Sir Henry“.

Gestrige Fußkontrolle bei Altstadttauben
Keine Verschnürungen, dafür aber eine tolle Überraschung.

Ich traute meinen Augen nicht. Nach all dem Frust, den ich in den letzten Wochen erfahren musste, hatte ich nicht mehr damit gerechnet, ihn jemals wieder anzutreffen. Aber weit gefehlt, der alte Knabe hält weiterhin wacker die Stellung. Das Beste war jedoch: Als Sir Henry mich sah und wiedererkannte, hielt er sofort inne und kam im bewährten Stechschritt näher, um sich seine extra Portion abzuholen. Was für eine Freude für uns beide.

Sir Henry und andere Altstadttauben
Sir Henry hält sofort inne, als er mich erkennt
Stadttaube "Sir Henry"
Der Altstadt-Veteran vertraut mir seit über 5 Jahren.

Fazit: Man soll die Hoffnung nie aufgeben.

Basler Taubenpest – was soll das sein?

Seit einigen Tagen kursiert eine Vielzahl von nahezu identischen Berichten über eine  „Taubenpest“, (dem Virus Pigeon-Paramyxovirus PMV-1 zugeordnet), die  in Basel ausgebrochen sei.

Als Quelle diente eine Veröffentlichung des Basler Gesundheitsdepartements vom 22.04.2020. Gewarnt wurde vor einer unheilbaren Infektionskrankheit, die bei betroffenen Tauben meistens schnell zum Tode führen würde. Typische Symptome wären halbseitige Lähmungen der Flügel und Beine. Auch Menschen könnten sich infizieren. Allerdings würde die Krankheit lediglich zu grippalen Symptomen und/oder einer Bindehautentzündung führen. Besonders kritisiert das Gesundheitsdepartement auch die Fütterung von Stadttauben aufgrund des Corona-Shutdowns:

„Von Aufrufen auf Social Media-Kanälen zur Fütterung von Stadttauben wegen angeblicher Futterknappheit im Zuge des Coronavirus-Lockdowns wird aus seuchenpolizeilichen Gründen dringend abgeraten. Einerseits herrscht keine Futterknappheit im öffentlichen Raum“

Die – durchaus bestehende – Futterknappheit wurde – wieder einmal – abgestritten. Alternative Futterquellen nannte man nicht.

„Füttern sei auch für die Tauben schädlich“, begründete man damit, dass benannte Futterstellen sowohl infizierte auch auch gesunde Tauben anzögen, die sich dort infizieren könnten. Das kann passieren, jedoch leben Stadttauben in Schwärmen, die sich nicht nur bei der Futteraufnahme versammeln – sondern beispielsweise auch an Schlafplätzen etc. Insofern kann die Verbreitung einer Infektion vielerorts stattfinden.

Die explizite Nennung von Futterstellen als Infektionsherd lässt mich vermuten, dass hier der Basler Biologe Daniel Haag-Wackernagel, der selbst in Basel viele Experimente mit Futterentzug durchführte, passende Argumente beisteuerte. Solche las man auch kürzlich  in Deutschland in zwei kurz hintereinander erschienenen

Spiegel-Artikeln.

Die meisten der Berichte aus der Schweiz geben den Kerninhalt des Gesundsheitsdepartements in sehr ähnlichem Wortlaut wieder. In einigen wird die Taubenpest aber auch mit Zoonosen in Verbindung gebracht – wie beispielsweise in der

bz basel

Das Problem von Infektionskrankheiten, die zwischen Tier und Menschen übertragen werden können, werde immer grösser. Beispiele für solche Zoonosen waren die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die Schweinegrippe, die Vogelgrippe, SARS und auch COVID-19.

Auf mich wirkt das alles wie eine PR-Kampagne, die im Prinzip nichts Neues präsentiert, aber gezielt ein Thema medienwirksam ausschlachtet, für das die Menschen in Basel und der Schweiz seit der Corona-Pandemie besonders empfänglich sind. Welche Infektion und Gefahren verbergen sich denn nun hinter der Taubenpest?

Taubenpest = PMV-1

Laut Gesundheitsdepartement wurde bei an erkrankten Tauben das Pigeon-Paramyxovirus PMV-1 nachwiesen. Bei dieser Infektion ist es allerdings falsch zu behaupten, dass sie in dem meisten Fällen tödlich verlaufe. Auch wurden die hierfür typischen Symptome für mein Empfinden viel zu ungenau beschrieben.

Bei an PMV-1 erkrankten Tauben zeigen sich häufig zentralnervöse Störungen. Die Vögel verrenken Hals und Kopf, manchmal zu einer Sterngucker-Haltung und drehen im Kreis. In extremen Fällen können sie kein Futter mehr aufpicken oder es kommt vorübergehend zu Lähmungen, weshalb eine Zufütterung per Sonde erforderlich wird.

Durch Tauben, die an Pramyxovirose erkrankten, wurde meines Wissens bislang auch keine Ansteckungsgefahr nachgewiesen. Ich selbst habe zahlreiche PVM-Tauben eingesammelt und wochenlang zu Hause versorgt. Gesundheitliche Probleme bekam ich dadurch nicht. Auch von anderen Endpflegestellen für Tauben ist mir nicht ein Fall von grippalen Beschwerden oder Bindehautentzündungen durch PMV-1 bekannt. Von daher halte ich diese Gefahr  eher für hypothetisch.

Was einseitige Lähmungen bei Tauben und die Übertragbarkeit auf Menschen betrifft, könnte nicht auf PMV-1, sondern die Newcastle-Krankheit zutreffen. Möglicherweise wurden vom Autor des Berichts hier Krankheitsbilder verwechselt und vermengt.

Newcastle-Krankheit und Ornithose

Bei der Newcastle-Disease (ND) handelt es um eine weltweit vorkommende, hoch kontagiöse Infektionskrankheit, ausgelöst durch aviäre Paramyxoviren des Serotyps-1 (APMV-1), auch als Newcastle disease Virus (NDV) bezeichnet. Sie führt beim Geflügel zu hohen Verlusten und wirtschaftlichen Schäden. Es besteht eine gesetzliche Impfpflicht für Hühner und Puten. Da die Krankheit wiederum der Vogelgrippe ähnelt, heißt sie auch atypische Geflügelpest.

Auch die sogenannte Papageienkrankheit (Ornithose = Chlamydien-Infektion) könnte beim Menschen zu grippalen Symptomen führen. In einem Standardwerk über Taubenkrankheiten (Werner Lüthgen) wird die Ornithose von Tauben zwar  als infektiös aber aber auch harmlos für den Menschen beschrieben (Seite 256).

Die Expertenmeinung zur Taubenpest in Basel

Um sicher zu gehen, wandte ich mich an die Berliner Tiermedizinerin Frau Dr. Almut Malone. Sie schrieb mir folgende Zeilen:

Für APMV ist der Begriff „Taubenpest“ komplett unzutreffend, denn die“ Geflügelpest“ wird von Influenzaviren verursacht („Vogelgrippe“), während die Newcastle Disease des Geflügels (PMV-1) laienhaft „Pseudopest“ genannt wird. Fakt (nicht meine Beurteilung) ist also: es gibt gar keine auf den Menschen übertragbare „Taubenpest“.

Die Aussage, aPMV-1 könne auf Menschen übertragen werden, stammt aus dieser Dissertation (Institut für Virusdiagnostik des Friedrich-Loeffler-Instituts)  auf Seite 8:

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/10677/1/huthmann_eva.pdf

In der Praxis findet man dazu aber keinen einzigen dokumentierten Fall, so dass es sich um eine rein hypothetische Möglichkeit handelt, die sich bei hygienischem Arbeiten außerdem ohnehin nicht realisiert:

 Erreger von-zoonosen in deutschland im2016 (PDF)

Da die Ansteckungsphase von PMV-1 im klinisch unauffälligen Stadium liegt, scheidet eine erkrankte Taube von der Straße zu dem Zeitpunkt, an dem man sie in die Hand bekommt, in aller Regel ohnehin schon keine Viren mehr aus.

PMV kann auch beim Vogel vollständig ausheilen, allerdings schädigen die Viren oder Entzündungsprodukte in allen untersuchten Fällen den Herzmuskel und führen zu dauerhafter, beim Vogel nicht behandelbarer Herzinsuffizienz, so dass diese Tauben nicht mehr freigesetzt werden dürfen, da sie keine Chance mehr hätten, vor einem Raubvogel zu fliehen. Das gleiche gilt für andere Infektionen mit neurologischer Beteiligung, wie Salmonellen, aggressive E. coli-Bakterien, Ornithose, Aspergillose, etc. In einer Voliere ohne Stress sind diese Tauben hingegen völlig unauffällig.

Das sog. „Drehen“ darf ohne Nachweis auf keinen Fall mit PMV gleichgesetzt werden. Viele andere in Frage kommende Erreger wären ggf. therapierbar, werden aber im Gegensatz zu Paramyxoviren weiter ausgeschieden, so dass nur noch separate Haltung möglich ist, um nicht einen ganzen Bestand zu durchseuchen.

Fazit:

Wie schon gesagt, die mediale Verbreitung der „Taubenpest“ dient wohl dem Zweck, den Menschen in Basel, die eine verstärkte Versorgung von Tauben wegen der Corona-Krise befürworten, möglichst viel Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn Fütterer sind den Behörden und Wissenschaftlern Daniel Haag-Wackernagel seit jeher ein Dorn im Auge.

Mit halbgarer Information und besonderer Rhetorik versucht man die Volksstimmung zu manipulieren. Menschen, die sich gar nicht oder nur wenig mit der Materie auskennen, wird Angst gemacht und das alte Vorurteil, dass Tauben Überträger von für Menschen gefährliche Krankheiten seien, neu hochgekocht.

DER SPIEGEL schreibt, die Corona-Krise mildere die Taubenplage

Verkrüppelte Taube hungert in Düsseldorf

Seit meinem letzten Beitrag sind einige Wochen vergangen. Aufgrund von gesundheitlichen Problemen hielt ich mich von den Brennpunkten der Taubenproblematik etwas ferner – besonders aus Diskussionen in Facebook & Co. Allerdings machte ich meine Spaziergänge, hielt die Augen auf und half wo ich nur konnte.

Insgesamt kann ich kaum Positives über den Verlauf der Dinge melden. Mein Brief an Oberbürgermeister Thomas Geisel wurde nicht beantwortet. Meines Wissens nach sind die Behörden vom Fütterungsverbot von Tauben nicht einen Millimeter abgerückt.

Trotz der Petitionen und Aufrufe von PETA, dem Deutschen Tierschutzbund und zahlreichen Aktivisten bleiben die meisten Stadtbehörden und Kommunen in Deutschland stur. Eine rühmliche Ausnahme machte Köln. Dort wurde das Fütterungsverbot gelockert. vielen Dank dafür!!!

Doch kaum denkt man positiver und hofft, dass Corona wenigstens wieder mehr menschliches Mitgefühl bei der Not der geflügelten Stadtbewohner bewirkt, da führt gleich ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf zur besseren Besinnung.

Der Spiegel über die Stadttauben-Not

In zwei Artikeln widmete sich eine Spiegel-Autorin dem Stadttaubenthema zur Corana-Krise. Sie ist im Ressort Wissenschaft und Technik tätig. Ihre Themenschwerpunkte sind Ernährung und Landwirtschaft, Molekularbiologie, Medizin und Tiere.

In Beiträgen geht es nicht um die Not der Tauben, die seit der Schließung des öffentlichen Lebens kaum noch Nahrung finden. Nein, es geht um effektive Bekämpfung der Taubenplage in Corona-Zeiten.

Um diese Haltung zu verdeutlichen, schmückte die Autorin ihren Text mit längst erwiesenen Falschheiten (…ihre Ausscheidungen verätzen die Bausubstanz…- siehe dazu die Studie der Technischen Universität Darmstadt von 2004: Einfluss von Taubenkot auf die Oberfläche von Baustoffen) und abwertenden Phrasen wie „Ratten der Lüfte„.

Verhungerte Taube in Düsseldorf zu Corona
Diese Taube bestand eigentlich nur noch aus Knochen und Federn

Kurzer Check beim Tierschutzverein Augsburg

Und dann diese Recherche: Das Spiegel-Team besuchte Taubenschläge des  Tierschutzvereins Augsburg und lieferte dazu folgende Zeilen:

„Die Tiere werden regelmäßig artgerecht gefüttert, ihre Eier werden ausgetauscht gegen welche aus Plastik. Ich wollte wissen: Lässt sich die Vermehrung der Stadttauben auf diese Weise bremsen?“

Die tägliche Arbeit des Vereins im Taubenschlag und sicherlich dort belegbare Ergebnisse des Eieraustausches werden nicht aufgeführt. Gab es dazu etwa Zahlen, keinerlei verwertbare Information? Das kann ich mir kaum vorstellen. Denn jeder betreute Taubenschlag für akribisch Buch über die Anzahl der Tauben, deren Brutverhalten und bewertet natürlich auch die Wirkung durch den Austausch von Eiern. Auch dazu kein weiterer Kommentar.

Meinungsspiegel in Basel: Futter rein, Eier raus?

Stattdessen besorgt sich die Redakteurin anscheinend wertvollere Erkenntnisse aus der Schweiz! Und zwar von keinem anderen als Daniel Haag-Wackernagel –  auch Biologe und landesweit stark umstrittener Verfechter des Futterentzugs als „einzig wirksame Methode“ für eine erfolgreiche Populationskontrolle von Stadtauben. (siehe Basler Studie).

Im Spiegel werden die tierfeindlichen Schlüsse aus Haag-Wackernagels Tauben-Experimenten mir nichts dir, nichts übernommen.Seine Kommentare gleichen denen der vergangenen Jahre, wie das Beispiel aus der Welt von 2018 vortrefflich zeigt, wo im ähnlichen Tenor die fragwürdigen Erkenntnisse und Behauptungen eines Wissenschaftlers als erwiesenes Wissen verkauft wurde:

Wie man Tauben los wird (WELT/Wissen 2018)

Welch grausame Folgen aus den dort gepriesenen Experimenten in Wahrheit entstehen, haben ich und zahlreiche Düsseldorfer Taubenfreunde mit eigenen Augen miterlebt. Es war eine Tragödie sondergleichen.

Zwei sterbende Jungtauben vom ISS Dome Düsseldorf 2019
Zwei gerettete Jungtauben, die sich aber nicht mehr erholten

Der langsame Hungertod zahlreicher Jungtauben

Vergangenes Jahr im August haben wir am ISS Dome tatenlos zusehen müssen, wie Hunderte von Tauben gefangen und dem Hungertod ausgeliefert waren, weil die Betreiber des ISS Dome sich weigerten, die rund um die Mehrzweckhalle tierschutzwidrig angebrachten Netze zu öffnen. Die Tauben hungerten, doch sie brüteten auch, bis sie starben.

Und ihr Hungertod war wahrlich kein leichter. Das Sterben dauerte lange. Viele quälende Stunden. Manchmal sogar Tage. Die Organe der Taube versagten langsam – nach und nach. Selten half noch eine Elektrolytlösung. Wasser, Brei und Medikamente wurden bald ausgekotzt. Der ganze Raum, in dem wir sie unterbrachten, roch bereits nach Tod und Verwesung. Doch die Tauben hatten noch weiter Schmerzen, sie zuckten und atmeten schwer.

Erst wenn dann endlich der Tod eintritt und ihre kleine Seele den gemarterten Körper verlassen konnte, lösten sich die Krämpfe. Ich habe diesen Prozess mehrere Mail mit eigenen Augen gesehen. Für mich war der Anblick nahezu traumatisch.


Das Video wurde im August 2019 während einer Sterbebegleitung gefilmt

Selektion durch gnadenlosen Futterentzug.

Genau daran bemisst Herr Wackernagel seinen Erfolg: Weniger Tauben durch eine deutliche höhere Sterberate. Diese Methode verstößt in Deutschland ganz klar gegen das Tierschutzgesetz – und  ist für ethisch bewusste Menschen in keinster Weise akzektabel.

An dieser Stelle betone ich nochmals das, was sicher jeder, der sich ernsthaft mit der Stadttaubenproblematik auseinandersetzt, bestätigen wird: Ihren Bruttrieb tragen die Stadttauben in ihren Genen, weil dieser ihnen von Menschen im Laufe von Jahrtausenden angezüchtet wurde.

Futterentzug und Hunger ändern daran kaum etwas. Eher passiert das Gegenteil  Hungrige Tauben brüten noch extremer weiter, die Leidtragenden des Futterenzugs sind die viel zu unterernährten Nestlinge, die qualvoll sterben müssen.

Mehr Infos zur Taubenpopulation

Mein Senf zu beiden Artikeln

Dass dem SPIEGEL in puncto Stadtaubenproblematik nichts Besseres einfällt, als überholte Klischees und Vorurteile erneut hochzukochen, finde ich bei der Not, in die unsere Kulturfolger durch die Corona-Maßnahmen geraten sind einfach nur zynisch. Mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

Besonders traurig macht mich, dass in kritischen Zeiten wie jetzt zur Corona-Pandemie mit minderwertigen Informationen versucht wird, ethisch verwerfliche  Entscheidungen in Stadtbehörden zu rechtfertigen.Derartig unkritische und einseitige Berichte können eigentlich nur veröffentlicht werden, wenn sich Redakteure von finanzkräftigen Interessengruppen zu Handlangern von Krisen-PR degradieren lassen. In meinen Augen ist das reiner Gefälligkeitsjournalismus, von Seriosität keine Spur!

Wer sich die noch die Originale antun möchte, darf unten weiterklicken:

Warum-der-shutdown-die-taubenplage-in-vielen-staedten-mildern-koennte

Tauben in der Corona-Krise bitte nicht füttern

Und wer der  Dame danach einen entsprechenden Kommentar schreiben möchte, kann das hier tun:

E-Mail-Adresse für „Feedback & Anregungen: elementarteilchen [at]spiegel [punkt]de

 

 

Seit Corona fehlt Stadtauben jede Nahrungsgrundlage

Hungernde Stadttauben fliegen Menschen an

Offener Brief an den Oberbürgermeister Thomas Geisel und die Stadt Düsseldorf:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Geisel,

die Corona-Krise trifft nicht nur die Menschen in Düsseldorf, sie bringt  unendliches Leid zu den städtischen Kulturfolgern – dazu gehören vor allem unsere Stadttauben.

Zeigen Sie bitte in dieser kritischen Situation auch Herz für diese hilflosen Geschöpfe, welche ohne ausreichende Hilfe und Fürsorge von Menschen unter den momentanen nicht eigenständig überleben können!

Als Soforthilfe-Maßnahme bietet sich an,  sofern ein generelles Aussetzen des Fütterungsverbots nicht möglich ist, wenigstens kontrollierte Futterstellen zu erlauben, damit von der Stadt beauftragte Tierschützer und freiwillige Helfer die Stadttauben mit artgerechtem Futter versorgen können!

Auf diese Weise kann man der im Folgenden beschriebenen Notlage der Düsseldorfer Stadttauben entgegenwirken.

Lesen Sie dazu auch bitte dazu den folgenden Aufruf:

Deutscher Tierschutzbund fordert Fütterungsstellen

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Interesse und freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Wolf-Reinhart Kotzsch

Stark abgemagerte Jungtaube in Düsseldorf
Vom Hunger stark gezeichnete Jungtaube in Düsseldorf
Verhungerte Taube in Düsseldorf Derendorf
Für diese Taube kam jede Hilfe zu spät – einfach vom Baum gefallen.

Die Einschränkung des öffentlichen Lebens durch die Corona-Regeln bestimmt das Stadtbild Düsseldorfs. Nahezu menschenleere Straßen, geschlossene Restaurants und vereinsamte Imbissbuden. Menschen, die unterwegs sind, erledigen oft nur das Nötigste.

Trotz herrlichem Wetter is gleicht Düsseldorf einer Einöde
Leere Parks am Wochenende und bei schönstem Wetter

Covid-19 hat unser Leben fest im Griff: Die Düsseldorfer treiben im Freien nur Sport oder tanken bei einem Spaziergang frische Luft und Sonne. Das war’s dann auch. Gänzlich gestrichen sind Frühstück und Kaffeklatsch auf den Terrassen und natürlich die gewohnten Thekentouren am Wochenende. Die Menschen verzichten aus Angst vor Ansteckung auf Fastfood in der Altstadt. Burgerreste, Salami oder Pommes sind quasi verschwunden. Was bleibt da noch?

Ein apokalyptisches Bild wie in „Die Vögel“

Auf erschreckende Weise präsent sind weiterhin die Stadttauben, die sich nun an bestimmten Stellen der Stadt in immer größerer Zahl zusammenfinden. Dort warten sie. Dort laufen sie oder fliegen nervös hin und her. Andere picken auf auf der der Stelle in den Boden, wieder andere kauern schon mit aufgeplusterten Gefieder vor sich hin. Gespenstische  Bilder, die dem eine Betrachter nur eine düstere Vorahnung können, denn es ist nur die Ruhe vor dem Sturm.

Hungrige Stadtauben versuchen sich an Steinen

Sobald einige in ihrer Verzweiflungen anfangen im Geröll zu suchen, kommen sogleich immer mehr dazu und spielen verrückt.

Dieses Verhalten hat nichts damit zu tun, dass Tauben zur besseren Verdauung auch Grit aufnehmen. 

hungrige-tauben-in-coronazeiten
Tauben suchen panisch nach Futter und stochern in Steinchen und Geröll.

Alfred Hitchcock lässt grüßen

Denn dann: Sobald sie einen bekannten Menschen erkennen, bricht das Chaos aus. Selbst vorsichtige Tauben verlieren alle Hemmungen. Ich selbst wurde mehrfach schon Auslöser eines solch dramatischen Ereignisses.  Tauben fliegen panisch von allen Seiten direkt auf mich zu. Auf die Schulter. Auf den Kopf. Sie versuchen Halt an der Kleidung zu finden. Oder sie krallen sich in der Baumrinde fest.

Wer einmal die „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock gesehen hat, wird sich bestimmt an die gruseligen Szenen gut erinnern können. Doch das, was sich in den leeren Straßen und Parkanlagen abspielt, sind die Thriller-Sequenzen aus einer realen Tragödie, die sich in Düsseldorf und vielen anderen Städten Deutschlands gleichermaßen stattfindet. Erst recht nun seit COVID-19.

Im Internet findet man diverse Berichte, die explizit auf die durch Corona enorm eskalierte Notsituation der Stadttauben hinweisen – dazu zwei Beispiele:

Tauben hungern in Köln

Tauben in Nürnberg droht der Hungertod

Peta Aufruf an den OB in Düsseldorf

Fütterungsverbot und Futterentzug durch Corona

In einem Antwortschreiben der Stadt Schweinfurt an eine besorgte Tierfreundin las ich, dass durch den Corona-bedingten Futterentzug endlich dass schon jahrelang bestehende Futterungsverbot greifen würde und die Tauben nun gezwungen seien sich außerhalb der Stadt artgerechte Futterquellen zu suchen. Was für ein Blödsinn! Stadttauben suchen keine entlegenen Futterquellen. Sie können es gar nicht. Der Mensch hat sie einst in seinen Lebensraum geholt, gezüchtet und genutzt.

Grundsätzlich ist die Stadttauben-Problematik als ein Problem anzusehen, dass von Menschen verursacht wurde. 

Stadttauben sind domestizierte Tiere. Trotz der Verwilderung leben sie weiterhin in  Abhängigkeit vom Menschen. Ursprünglich natürliche Verhaltensweisen sind die Jahrtausend lang praktizierte Domestikation verloren gegangen, diese können sie sich nicht einfach wieder aneignen.

Das bedeutet: Selbst in größter Not bleiben die meisten Tauben standorttreu. Auch in größter Not wird die Futtersuche nur in einem beschränkten Radius stattfinden.

Auch muss in diesem Zusammenhang wieder betont werden, dass Futterentzug kaum Einfluss auf das Brutverhalten hat. Selbst mit leeren Kröpfen werden Tauben nicht weniger brüten. Dieses Verhalten haben Züchter so weit optimiert, dass Tauben viele Male in einem Jahr nisten und brüten.  Der Mangel an Nahrungsgrundlagen bewirkt lediglich, dass massenhaft Küken und Jungtauben verenden.

So schlimm ist die Situation in Düsseldorf

Die Szenarien, die im Düsseldorfer Hofgarten an unterschiedlichen Stellen entstanden, waren zwar nicht bedrohlich wie im besagten Kino-Thriller von 1964, jedoch stimmten sich mich nur unendlich traurig.

Stadttauben verfolgen mich im Park
Tauben verfolgen mich Schritt auf Tritt

Stadttaube fliegt auf meinen Kopf

Bei Alfred Hitchcock blieb das rätselhafte Verhalten der Vögel ungeklärt. In Düsseldorf sind  die Gründe offensichtlich: Hungerpanik und Verzweiflung. In den ganzen Jahren, die ich in Düsseldorf als Streetworker für Stadttauben unterwegs bin, habe ich derartiges noch nicht erlebt.

Schluss mit dem Fütterungsverbot in Düsseldorf!

In Düsseldorf befinden sich schon jetzt tausende von Stadttauben in einem Notstand. Durch einen dauerhaften Futterentzug kann das  Verdauungssystem der Vögel so zu Schaden kommen, dass sie qualvoll verenden müssen. In der aktuellen Corona-Situation führt ein Aufrechterhalten des Fütterungsverbots zum Massensterben der im Raum Düsseldorf beheimateten Stadttauben.

Um die drohende Katastrophe zu verhindern, nämlich, dass die hungernden Stadttauben in ähnlicher Weise wie vor einem halben Jahr am ISS Dome nach und nach ihre Kraftreserven verlieren und massenweise sterben, müsste das bestehende Füttererungsverbot in Düsseldorf jetzt dringend aufgehoben werden – wenigstens so lange wie die Corona-Regeln für die Menschen gelten!

 

Jungtaube „Erbse“ vor Krähen gerettet

Jungtaube ERBSE aus dem Düsseldorfer Hofgarten

Am vergangenen Samstag besserte sich das Wetter kurzfristig, also nutzte ich die Gelegenheit den nervigen Kopfschmerzen, die mich schon fast zwei Tage plagten, mit einem Spaziergang in der frischen Luft zu begegnen. Inklusive Taubenrundgang versteht sich. Im Hofgarten gerade angekommen, sprach mich eine Pflegerin der Wasservögel an. Ich möchte doch bitte die Augen offenhalten, sie hätte in der Nähe des Schwanenhauses mehrere Jungtauben gesehen, die doch noch recht hilflos wirkten.

Normalerweise brüten Stadttauben nicht im Hofgarten, aber schon mal eine offensichtliche Jungtaube saß allein auf dem Dach des Schwanenhauses, vom eigentlich dort ansässigen Taubenschwarm war nichts zu sehen. Genau gegenüber vom Dach hockte eine Krähe im Geäst und lärmte herum, so als würde Gefahr drohen. Es war eine seltsame Stimmung. Ich hatte kein gutes Gefühl, die Jungtaube saß dort allein auf ziemlich verlorenem Posten. Ich war noch in diesen Gedanken, als endlich einige Tauben angeflogen kamen und um mich herum kreisten. Die Kleine auf dem Dach fühlt sich sogleich motiviert sich dazu zu gesellen. Nach und nach kamen immer mehr Tauben, so dass ich langsam aufpassen musste, wo ich hintrat.

Das Schwanenhaus im Düsseldorfer Hofgarten
Das Schwanenhaus im Düsseldorfer Hofgarten am Samstag Vormittag

Noch schien alles „Business as usual“: Ich streute Körner und suchte nach Kandidaten für die nächste „Fußpflege“. Dann gab es urplötzlich irgendeinen Alarm. Der gesamte Schwarm flog im Nu auf und verschwand im Irgendwo. Kein Hund, kein Mensch in der Nähe. Leicht irritiert drehte ich mich um, und rund zehn Meter entfernt geschah das Unglück. Zwei Krähen machten sich über die Tauben her, die nicht schnell genug wegkonnten, Eine verzog sich, die andere hielt an ihrem Opfer fest. Ich rannte sofort dazwischen, jedoch vergebens. Erwischt hatte es zwei Jungtauben, für die leider jede Hilfe zu spät kam.

Jungtaube, die von einer Krähe tödlich verletzt wurde
Die kleine Taube wurde bei der ersten Attacke tödlich verletzt
Taube von Krähe getötet
Diese tote Jungtaube ließen die Krähen so liegen

Die Krähen hatten die empfindlichsten Stellen am Kopf und Hals zerfetzt. Alle anderen Tauben blieben weg, auch von den Krähen war nichts mehr zu sehen. Ich ging zum Weiher, wo ich wenigstens eine weitere Jungtaube konnte ich glücklicherweise später noch sichern konnte. Ein winziges graues Federknäul lief völlig arglos zwischen Gänsen und Enten und pickte gezielt los – fast wie eine ausgewachsene Taube. Dennoch war sie bestimmt noch keine vier Wochen alt, sie fiepte kräftig und ihr Gefieder war noch voller Flaum. Als war sie noch nicht voll flugfähig und so eine extrem leichte Beute für die nächste Krähe. Keine Eltern weit und breit, so konnte ich das Taubenkind unmöglich zurücklassen.

Es passierte schon öfters, dass Krähen während der Fütterung versuchten, Tauben am Rand eines Schwarms zu attackieren. Doch oft fliegen sie auch einfach dazwischen und warten auf Nüsse und ähnliche Köstlichkeiten, die wir für aus dem Beutel zaubern. Damit lassen sie sich in der Regel sehr gut weglocken und geben sich auch damit zufrieden.

Auf dem Rückweg stellte ich übrigens fest, dass die Krähen die getöteten Tauben in der Zwischenzeit kaum weiter angerührt hatten. Also Hunger allein kann nicht zu dem Massaker geführt haben. Bei Rabenvögeln ist von Februar bis März Brutzeit. Denkbar wäre daher, dass die Krähen in der Nähe des Schwanenhauses ihre Nester haben, die sie nun schützen und Tauben als Gefahr sehen, die bekämpfen. Dazu werde ich bei nächster Gelegenheit die Expertinnen im Hofgarten genauer befragen.

Jungtaube ERBSE im Sicherheit
Satt und zeimlich relaxed ließ sich ERBSE fotgrafieren.

Die kleine Taube packte ich ein und wegen ihrer frühreifen Picklust taufte ich sie „Erbse“. Mein persönliches Risiko wegen der Vogelallergie verdrängte ich erfolgreich, also die Taube bei mir bleiben musst als es geplant war.

Taubenkind Erbse kriegt Vitamine
ERBSE nach Zuführung der täglichen Vitamindosis.

Wegen des Corona-Chaos wusste ich ganze Woche über nicht genau, ob ich am nächsten Tag ins Büro fahren darf oder Home-Office machen muss. Ebenso musste ich mit den beiden Kollegen, die unter einer Taubenphobie leiden, absprechen. So scheint Freitag der 13. Für Erbse und mich ein Glückstag zu sein. Die Taube wird heute aus der Einzelhaft entlassen und wir hoffentlich viele nette Kumpels bei der Taubenhilfe in Köln finden.

Unterstützung nach der Sicherung einer Taube gesucht

Wenn du vielleicht bei zukünftigen Fällen eine gesicherte Taube übernehmen und versorgen möchtest oder andere Leute kennst, die Tauben päppeln, dann schreibe mir bitte eine Mail unter wrk[at]pro-palomas[Punkt]de oder in Facebook eine PN an meinen Wolf Reinhart.

Abschließend noch ein kurzes Krähen-Update

Jetzt, wo ich mehr als sonst für Krähen sensiblisiert bin, fiel mir heute morgen in der Küche auf, dass im Gartenhof und über den dahinterliegenden Gebäuden  mehrere Krähen laufend ihre Runden fliegen und/oder laute Warnrufe kommunizieren. Den Rest der Vogelwelt haben sie damit verscheucht. Selbst die winterliche Körnerklientel hat sich nicht getraut, mir einer Fensterbank einen Besuch abzustatten. Jedenfalls wurde heute bislang nichts angerührt.

Trotz Vogelallergie weiter Freund der Stadttauben

Nachdem ich seit längerem Probleme mit den Atemwegen (vor allem in den Nasennebenhöhlen und dann auch verstärkt produktiven Husten) bekam, konsultierte ich Mitte vergangenen Jahres auch einen Lungenfacharzt, der mich von Grund auf untersuchte. Als er hörte, dass ich seit meiner Kindheit unter Heuschnupfen und diversen Lebensmittelallergien (z.b. gegen Maulbeeren  und diverse Sojaprodukte) leide, veranlasste er eine umfassende Blutuntersuchung, die sogar erweitert  wurde, nachdem ich auch über mein Stadttaubenhobby erwähnt hatte. Bei meinem Doc läuteten die Alarmglocken: Staub aus Federn und Kot enthalten Eiweiße, die zu Abwehrreaktionen des menschlichen Immunsystems führen können.

Feststellung meiner Vogelallergie

Die Diagnose war der absolute Worstcase: eine ausgeprägte Vogelallergie (Speichel, Drüsensekrete, Federstaub, Kot), wobei die Tests auch auf alle Taubenarten angeschlagen hatten. Mein Arzt verordnete mir ein spezielles Kortisonsspray und riet mir dringend, den Kontakt mit Vögeln zu meiden oder zumindest so einzuschränken, dass ich mit allergenen Stoffen möglichst nicht in Berührung komme, vor allem keine einatme. Ansonsten könnten die Entzündungen in den Bronchien schleichend zu dauerhaften Schäden führen (chronische exogene allergische Alveolitis), durch welche die Lungenfunktion zurückgehen kann – vielleicht vergleichbar mit COPD. Im Volksmund heißt das Vogelhalterlunge.

Es war nicht klar ob und inwieweit meine Beschwerden durch Kreuzallergien entstanden, fest steht allerdings, dass man eine Vogelallergie derzeit nur schwer desensibilisieren kann. Die einzig wirksame Therapie ist: Abstand halten.

Wie dem auch sei: Mit allem hätte ich eher gerechnet, aber nicht mit dieser Allergie. So lange ich denken kann, war ich von Federvieh umgeben. Bei meinen Großeltern und Eltern gab es mehrere Wellis, als Heranwachsender brachte ich verwaiste Taubenkinder nach Hause und zog sie auf. Noch vor einigen Jahren war eine meiner liebsten Beschäftigungen, auf einem Bauernhof die Hühner zu versorgen. Ich spürte niemals irgendwelche Anzeichen einer Allergie wie gerötete Augen, Schnupfen, Niesanfälle geschweige denn Asthma.

Welche Beschwerden zeigten sich?

Das Tückische an meiner Vogelallergie ist, dass die Beschwerden wenigstens bei mir nicht – wie bei Pollen oder Nahrungsmitteln – unmittelbar nach einem Kontakt auftreten, sondern zeitlich um ein bis zwei Tage versetzt. So schob meinen Husten am Wochenanfang immer auf das Feinstaubproblem durch den Straßenverkehr in Köln.

Als erste notwendige Konsequenz übergab ich „Audrey“, eine wunderschöne Taubendame mit PMV, für die ich schon einen Endpflegeplatz fest im Auge hatte, schnellstmöglich in andere gute Hände. Weitere Pflegefälle musste ich schweren Herzens ablehnen. Denn es war zu dem Zeitpunkt völlig unklar, inwieweit ich mich überhaupt noch meinen geliebten Stadttauben noch nähern durfte.
Meine persönlichen Aktivitäten reduzierte ich weitestgehend – ausgenommen Futterhilfe und Fußpflege, sofern sich das schnell vor Ort erledigen ließ. Ich informierte die Taubenfreunde in Düsseldorf, Köln und natürlich auch die Nothilfegruppen in Facebook.

Wie ich mit  der Allergie umgehen muss

Nun sind seit der schlimmen Diagnose über drei Monate vergangen. Der Frühling steht vor der Tür, die bereits eingesetzt Pollenallergien halte ich mit den üblichen Bordmitteln aus der Apotheke erfolgreich in Schach. Meine Vogelallergie-Beschwerden spüre ich dennoch kaum noch. Damit kenne ich auch meine Grenzen. Ich kann eine Taube sichern, anfassen und auch mit der Sonde versorgen, wenn ich mir danach die Hände wasche. Blöder wird es, wenn ich mich – beispielsweise beim Sichern von Fußpatienten – innerhalb eines Taubenschwarms befinde und die Vögel um mich herumflattern. Dann fliegen Federn und entsteht Staub, der tatsächlich am nächsten Tag zu erneutem Husten führte.

Natürlich bringe ich es niemals übers Herz an einer kranken oder gefährlich verschnürten Taube vorbeizulaufen. So gab es trotz der Vorsätze gab es den einen oder anderen Notfall, den ich übernahm. Kürzlich übernachtete sogar wieder fiepende Jungtaube bei mir. Das allerdings in einer kleinen Transporttasche, durch die keine Federn durchkommen. Es tat mir unheimlich weh, die Kleine einer solchen Einzelhaft aussetzen zu müssen. Aber sie im Park hätte sie in dem Zustand nicht mehr lange durchgehalten.

Ich bin mit dem derzeitigen Zustand alles andere als glücklich. Auch im Büro in Köln kam es zu einer Umstrukturierung der Arbeitsplätze. Seit Ende letzten Jahre arbeitet das ganze Team mit anderen Kollegen in einem Großraum. In unmittelbarer Nähe sitzen nun zwei Personen, die unter einer Vogelphobie leiden. Diese nehme ich sehr ernst, arbeite aber intensiv einer Lösung, mit der alle Beteiligten leben können. Nur solange für gefiederte Patienten aus Düsseldorf im Büro noch kein geeigneter Platz zur Verfügung steht, sind Taubentransporte nach Köln längst nicht mehr so stressfrei wie früher.

Mahnwache und Rundgang in der Brieftaubenaustellung 2020

Am vergangenen Samstag war ich erstmalig bei der Mahnwache vor der jährlich stattfindenden Ausstellung vom Deutschen Brieftaubenverband (DBA) in Dortmund. Es war recht kalt und regnete etwas. Bei meiner Ankunft war der Stand schon aufgebaut und die Stadttaubenfreunde aktiv.

Mahnwache gegen das Brieftaubenwesen zur DBA in Dortmund
Unsere Mahnwache gegen das Brieftaubenwesen am Samstag Vormittag

Viele Messebesucher, die in großen und kleinen Trupps an uns vorbeizogen, musterten uns nur kurz. Teilweise lächelnd, teilweise verächtlich. Manche beschimpften uns, andere ließen sich sogar auf eine kleine Diskussion ein. Nach über zwei Stunden am Stand brach ich mit Sylvia M. (unermüdliche Taubenaktivistin und Fb-Freundin) zu einer Besichtigung der Messe auf. Wir wollten mit eigenen Augen sehen, was dort jedes Jahr abgeht: Organisation, Taubenvermarktung und sonstige Attraktionen, welche die Besucher anziehen.

In Käfig gepresste Tauben wie auf auf einem asiatischen Basar
Tauben im Dutzend billiger?

Warum die Mahnwache vor der Westfalenhalle?

Die Mahnwache richtete sich gegen die unsäglichen Praktiken im Brieftaubensport, gegen die Selektion und das Leid aller Tauben, denen unzumutbare Leistungen abverlangt werden, damit sich ihre Besitzer mit Preisen feiern lassen und ebenso die Taschen  vollstopfen können. Denn anders als von Züchtern proklamiert, sind heutzutage die Wettflüge der Tauben längst kein Hobby mehr, sondern ein international ausgerichtetes Business, bei dem es auf Kosten unschuldiger Tauben um Einsatz und Gewinn geht. Und das nicht zu knapp.

Selektion und Tötung von Brieftauben, die ihre Leistung nicht erbrachten

Brieftaubensport ist Tierquälerei

Unermüdlicher Einsatz für die Rechte der Tauben zeigt Wirkung

2018 protestierten  wir mit Unterstützung von PETA und anderen Tierrechtsorganisationen heftigst und erfolgreich dagegen, dass das Brieftaubenwesen von der UNESCO als Immaterielles Kulturgut gewürdigt wurde. Der schönste Effekt dabei war vor allem, dass der Verband so endlich gefordert war, sich ernsthaft um Verbesserungen zu bemühen. Auch wenn die Wettflüge weiter in vollem Umfang stattfanden, so gab es – zumindest in meinem Revier – deutlich weniger Brieftauben, die sich verirrt hatten und von meiner Seite keine gesichteten Todesfälle. Auch hatte sich endlich auch ein Züchter auf den Weg gemacht, um seine Brieftaube bei mir abzuholen.

Doch damit geben wir uns nicht zufrieden. So lange Tauben für menschliche Bedürfnisse missbraucht werden, sorgen wir für weiterhin ordentlich für Gegenwind.

Nicht nur Brieftaubensport führt zu Tierquälerei – auch gewisse Zuchtarten

Nicht nur bei den Sportsfreunden der Wettflüge, sondern zukünftig auch im Bereich Rassetauben. Dort scheint die Spielwiese für Abartigkeiten durch die Herren der Taubenschöpfung schier grenzenlos zu sein.

Mit fatalen Folgen: Manchen Kreaturen, die uns beim Rundgang begegneten, waren offensichtlich alle Bordmittel der Natur weggzüchtet worden, um im Entferntesten noch ein halbwegs artgerechtes Leben führen zu können. Damit verstoßen bestimmte Züchtungen auch gegen den Paragraphen 11b des Tierschutzgesetzes.

„Ein Schaden liegt bereits vor, wenn der Zustand eines Tieres dauerhaft auch nur geringfügig zum Negativen verändert ist.“
(Tierschutzgesetz und Europäisches Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren )

In Dortmund fielen bei den Rassetauben mir die folgende drei Beispiele besonders auf:

Kropftauben

Kröpfer können bei Erregung oder bestimmten Lauten auf Kommando ihren Kropf mit Luft aufblasen, wodurch dann rassetypische Formen entstehen – beispielsweise Kugelform oder Birnenform. Insofern ein nettes Spielzeug für den Züchter, doch Das Problem bei dieser Rasse ist, dass die Tiere sich dank des übergroßen Kropfes gnadenlos überfressen können und daran erkranken würden, sofern das Futter nicht künstlich knapp gehalten wird. Gesunheitliche Folgen wäre Kropfentzündungen.

Kropftaube
Erregte Kropftaube mit aufblähtem Kropf

 

Mehr Info über das Leid von Kropftauben bei PETA

Warzentauben

Eine Reihe von Warzentauben sind kaum in der Lage ihr Gefieder selbst zu pflegen und benötigen regelmäßige Spezialpflege und Ungezieferkontrolle. Schmutz und Futterreste sammeln sich in den verwarzten Teilen des Schnabels und der Nasenlöcher an, wodurch schwere Entzündungen entstehen können.

Warzentaube in Dortmund 2020
Eine Warzentaube

 

Warzentaube in Dortmund
Was für ein trauriger Anblick

Bucharchische Trommeltauben

Tauben ohne Kopf? Hier fehlten uns die Worte: Wie hinderlich Latschenfedern für die Beweglichkeit  sein können, habe ich schon oft bei verirrten Hochzeitstauben ansehen müssen, aber diese armen Trommler-Tauben sind in meinen Augen bedauernswerte Geschöpfe, die man nur noch unter Qualzucht verbuchen kann. Sie können kaum laufen und sehen nichts. Was für schreckliches Leben sie Rassetauben ertragen müssen. Schon allein wegen Sichtbehinderung sollte hier  ein Zuchtverbot ausgesprochen werden.

Bucharchische Trommeltauben bei der DBA 2020
Qualzucht in Reinkultur: Bucharchische Trommeltauben

 

Bucharische Trommeltaube im Käfig
Das Tier war kaum in der Lage sich zu bewegen, wenigstens kacken konnte es.

 

 

Weiterführende Links zum Thema Qualzucht bei Heimtieren

Gutachten der Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht zur Auslegung des Tierschutzgesetzes § 11b (Verbot von Qualzüchtungen)

Beiträge im Vogelforum über die Qualzucht bei Tauben

Feuerwerk, Raketen und Böller gehören endlich verboten!

Versprengte Stadttaube nach der Silvesternacht 2019-2020

Es reicht! Feuerwerksraketen, Himmelslaternen und Knallkörper jeder Art gehören nicht mehr in private Hände. Auch nicht zu Silvester und bei irgendwelchen „besonderen“ Anlässen.  Denn die Verantwortungslosigkeit, Ignoranz und Dummheit vieler Menschen ist offensichtlich grenzenlos. Im Krefelder Zoo mussten bis zu 30 Tiere ihr Leben lassen, weil die hierfür Verantwortlichen ihren persönlichen Spaß haben und mögliche Gefahren nicht erkennen wollten. Laut eigener Aussage wäre ihnen nicht bekannt gewesen, dass Himmelslaternen steigen lassen (Tian Deng oder Kongming) in Deutschland  verboten ist. Eine dämliche Ausrede. Die kann ich keinesfalls akzeptieren.

Mein Senf dazu: Ursprung und Unsinn

Tradition und Kultur: Himmelslaternen kommen ursprünglich aus China, wo die Teile auch heute noch während des chinesischen Neujahrsfestes als Glücksboten geschickt werden. Es handelt sich dabei um kleine Heißluftballons, eigentlich offene Tüten aus Reispapier. Mit Brennstoff getränkte Tücher oder auch Kerzen funktionieren als Brandsatz für den Aufstieg gen Himmel. Der Brauch ist aber auch in südasiatischen Ländern verbreitet. In Thailand beispielsweise gibt es in Chiang Mai ein eigenes Laternenfestival (Yi-peng).

Schwachsinn und Rücksichtslosigkeit:  Ich sah die Laternen allerdings auch an Stränden in Thailand, wo sich (meistens) Touristen damit – außerhalb von festlichen Anlässen – vergnügten. Wenn die Dinger runterkamen, ohne dass sie leer gebrannt waren, löschten sie im Meer aus oder verkohlten im Sand. Das war manchmal nervig und ebenso ein schlechter Umgang mit der Umwelt.


(Für das Video ist der erweiterte Datenschutzmodus aktiviert.)
Ich unterstelle mal, dass die Leute, die sich in Deutschland solche Flugkörper im Internet oder in anderen Graumärkten bestellen auch die möglichen Risiken kennen. Wer also – ob verbotenerweise oder nicht – innerhalb von Wohnbezirken solche Fluglaternen startet, handelt grob fahrlässig.

Die Tragödie in Krefeld war sicherlich nur die Spitze eines Berges von Unglücken. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen und Tiere in der vergangenen Jahreswende durch Böller und Raketen körperlich zu Schaden gekommen sind oder schwer traumatisiert wurden. Nur weil gedankenlose Zeitgenossen mit Pyrotechnik ihr Geld verpulvern und dabei NULL Rücksicht nehmen. Mit Beispielen derartiger Folgen hätte ich vielleicht eine ganze Bildergalerie füllen können, doch schon diese beiden Fotos sprechen für sich:

Ausgebrannter Motorroller
Ausgebrannter Motorroller

In dem Zusammenhang wirkt der folgende Kommentar zum meinen Facebook-Post in Face zur Silvesternacht nur noch krank und zynisch.

Tauben und andere Stadtvögel nach der Knallerei

Was unsere Tauben und Wildvögel in der Düsseldorfer Innenstadt betrifft, so war am Neujahrstag nichts mehr so wie noch am Vortag. Keine Schwärme, keine Rundflüge über den Dächern der Stadt. Bis auf wenige Ausnahmen sah ich einzelne versprengte Stadttauben auf Futtersuche. Doch die meisten der oft besuchten Hotspots waren wie ausgestorben. Keine Tauben, keine Krähen oder andere Wildvögel. Dafür massenhaft Reste von Knallkörpern, menschlichem Müll und Brandstellen als Folgen von Dummheit und Vandalismus.

Gottseidank wurde mir beim Rundgang wenigstens der Anblick von toten oder verletzten Vögeln erspart. Das ging Taubenfreunden in anderen Städten leider nicht nicht so. Wenn deine Nerven es aushalten können, sieh bitte die schlimmen Fotos in den Facebook-Einträgen von:

Grey Pigeon Dortmund

Ruhrpottmöwen Tierschutzprojekt

Wo bleibt eigentlich der Umweltschutz zu Silvester?

Explosivstoffe und pyrotechnische Gegenstände verpesten ganz erheblich die Luft, da Unmengen an Feinstaub freigesetzt werden, welche die Grenzwerte in der EU erheblich überschreiten. Laut Messstationen werden in einer Silvesternacht sogar rund 15 Prozent des Feinstaub-Ausstoßes des inländischen Straßenverkehrs innerhalb eines Jahres in die Luft gepulvert. Das ist der pure Wahnsinn. Als Allergiker mit Asthmaproblemen kann ich das aus eigener Erfahrung voll und ganz bestätigen. Bei meinem Rundgang, Stunden nach der Knallerei, bekam ich dank der schwefeligen Luft  immer wieder Hustenanfälle.

Unterschreibt alle die Petitionen gegen das Böllern!

Der Verkauf von pyrotechnischen Gegenständen muss endlich kategorisch verboten und jede Zuwiderhandlung unerbittlich verfolgt und hoch bestraft werden.

Bitte gib auch du deine Stimme für eine Zukunft ohne Kracher und trage damit aktiv dazu bei, dass das Grauen von Krefeld nicht noch einmal passieren kann. Vielen Dank!!!

https://www.change.org/p/verbot-von-silvesterfeuerwerk-f%C3%BCr-privatpersonen-lewemarkus-staedtetag-svenjaschulze68-bmu

https://www.openpetition.de/petition/online/verbot-des-privaten-silvesterfeuerwerks