Polizeikontrolle bei der Nothilfe für Tauben

Jeder hat sie schon einmal gesehen: Humpelnde Tauben in Düsseldorf mit geschwollenen, entzündeten oder komplett verkrüppelten Zehen, die teilweise sogar abgestorben sind, darunter viele, die sich nur noch mühsam und mit Hilfe ihrer Flügel vorwärts bewegen können und furchtbar leiden auf der Suche nach Essbarem.

Schwer entzündeter Fuß einer Staddtaube
Schwer verschnürte Stadttaube vom HBF in Düsseldorf

Besondere Ballungszentren für solche invaliden Stadttauben sind in Düsseldorf die Fußgängerpassagen,  Altstadt und natürlich auch der Bertha-von-Suttner- Platz hinter dem Nordeingang des Hauptbahnhofs. Dort machte ich im September regelmäßig nach Feierabend meinen Rundgang. Und es gab kaum einen Tag, wo ich nicht Beinverletzungen entdeckte. Einige von ihnen konnte ich sichern und direkt vor Ort von Garn und Fäden befreien. Andere, bei denen die Verschnürungen schon älter waren oder besonders ins Gewebe eingedrungen waren, somit den Vögeln enorme Schmerzen bereiteten, behielt ich eine Nacht zu Hause und nahm ich am nächsten Tag mit nach Köln, wo sie von der Kölner Taubenhilfe abgeholt und und von erfahrenen Experten medizinisch versorgt wurden. Nebenbei bemerkt, ungemein  schwierig ist es, Verschnürungen durch Haare zu entfernen. Um diese vollständig zu entfernen, habe ich einfach nicht die nötigen Bordmittel. Außerdem sollte der Taube zuvor ein Schmerzmittel verabreicht werden, damit sie während einer länger andauernden Pediküre nicht  auch mit Schere und Pinzette unnötig gequält werden muss.

Hungrige Stadttauben am Berth-von-Suttner-Platz
Anfüttern von Stadttauben ist notwendig bei Sichern

Wie dem auch sei, während dieser Tage war ich regelmäßig am Hauptbahnhof, setzte mich irgendwo hin, warf ein paar Taubenpralinen (Synonym für Sonnenblumenkerne)  in die Luft und erwartete potentielle Patienten. Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, war ich immer binnen weniger Minuten von einem Schwarm hungriger Tauben umringt, die bei jeder Anfütterung gierig um jedes Körnchen kämpften.

Kranke Taube, die stark aufgeplustert ist
Kranke Tauben erkennt man an ihrem Aussehen und Verhalten

Nur zur Info: Hat man erst einmal eine verschnürte Taube im Auge, so ist es in der Regel ein leichtes Spiel, diese zu sichern. An einem dieser Tage zeigten sich auf Anhieb gleich mehrere Humpeltauben. Glücklicherweise hatte ich meinen kleinen Tiertransporter dabei, worin die erste – ein komplizierterer Fall –  zunächst untergebracht wurde. Die zweite Kandidatin war längst nicht so schlimm dran, ihren Fuß nahm ich gleich selbst in Angriff.

Während ich das Tierchen untersuchte, wurde ich völlig unerwartet von einer weiblichen Stimme angesprochen: „Guten Abend, darf ich bitte einmal erfahren, was sie hier mit den Tauben machen?“ Vor mir stand eine junge Polizistin. Ich war so mit dem gefiederten Freund zugange, dass ich sie gar nicht bemerkt hatte. Wie aus der Pistole geschossen, stand ich der Beamtin Rede und Antwort. Ich erklärte alles so gut ich nur konnte und überzeugte sogar auf Anhieb – schließlich saß ein wichtiges Beweismittel ja bereits in meinem Taubenbehältnis.

Die Polizistin war übrigens total nett und und wirklich auch am Thema interessiert. „Ob ich denn mit der Stadt Düsseldorf zusammenarbeiten würde?“ fragt sie mich, was ich natürlich verneinte. „Nee, die Stadt hier interessiert das Thema leider nicht, ich mache das alles in Eigeninitiative und wende mich dann an den Stadttaubenverein in Köln, mit denen arbeite ich sogar sehr eng zusammen.“

Die Polizistin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ich erhielt natürlich auch die Erlaubnis, weiterzumachen,. Nun interessierte mich brennend, wie denn unser Freund und Helfer überhaupt auf mich aufmerksam geworden war. Hat man mich vielleicht schon länger im Visier? Nein, nein, so sei es nicht gewesen, besorgte Bürger hätten sie informiert und gebeten, nach dem Rechten zu sehen. Menschen hatten mich tatsächlich beobachtet und sich Gedanken darüber gemacht, was so ein Typ am HBF mit Tauben anstellt – die sonst nur für viele alles vollkacken und als Ratten der Lüfte betitelt werden.

Es geschehen wohl noch Zeichen und Wunder in Düsseldorf. Anscheinend gibt es aufmerksame Menschen, die Tauben auch positiv wahrnehmen und zu deren Schutz sogar die Polizei alarmieren. Das hätte ich nicht gedacht, da war ich tief beeindruckt.