Taubenrundgänge am HBF und im Hofgarten

Abends nach Feierabend oder am Wochenende gehören Taubenrundgänge inzwischen zu einer lieb gewonnen Gewohnheit. Am Bahnhof und Umgebung, dort, wo trotz des angeblich neu besetzten und betreuten Schlags am Bertha-von-Suttner-Platz immer noch viel zu viele heimatlose und ausgehungerte Tauben ein sehr trauriges Bild abgeben.

Taubenpärchen am Bertha-von-Sutter-Platz
Zwei Tauben am Bertha-von-Suttner-Platz

 

Wenn das Wetter und die Pünktlichkeit der Bahn es erlauben, drehe ich auch gerne mal eine Runde entlang dem IHZ Bürgerpark oder durch den Hofgarten. Immer wieder entdeckt man dort übliche Verdächtige, die möglicherweise menschlicher Hilfe bedürfen.  Also setze ich mich irgendwo in Ruhe hin, trinke manchmal dabei ein Bierchen und beobachte eine Weile das Verhalten der Tiere in der Gruppe und wie sie auf  kleinen Anreiz durch Körner reagieren.

 

Tauben im Gleichschritt
Rechts – 2,3,4…geradeaus!

Verlebtes Gefieder durch weggeworfene Süßigkeiten

Kürzlich fiel mir allerdings im Hofgarten ein leicht extremer Fall auf. Eine Taube, deren Füße nicht verschnürt waren, die aber nicht laufen, sondern nur auf eine recht komische Art hin und her hoppeln konnte, um so einem lästigen Bewerber zu entkommen. Irgendetwas Undefinierbares klebte ihr am Gefieder zwischen den Beinen.  Ich fütterte sie an sicherte sie, um mir das Problem genauer anschauen zu können. Unglaublich: Unter dem Hintern der Armen klebt ein regelrechter Müllberg: Ein Knäuel aus Fäden, ein Strohhalm, Wollknäuel und dazwischen jede Menge Kot. Ich brachte die Taube zum Schwanenhaus, wo sie Frau Bonmarriage freundlicherweise übernahm und gründlich abspülte.

Gottseidank war die Taube in keine Klebefalle geraten, es handelte sich nur um irgendwelchen Süßkram, an dem alles andere haften blieb, den man mit Wasser aber wieder vom Gefieder runter bekam. Nach der ausgiebigen Dusche war sie wieder fit und konnte in die Freiheit entlassen werden.

Leicht aufgeplusterte Taube am Weiher
Nicht jede leicht aufgeplusterte Taube ist automatisch ein Pflegefall.

 

 

 

Verschnürte Füße verdanken Tauben uns Menschen

Verschnürte Taubenfüße

Entweder aus Unachtsamkeit oder purer Gleichgültigkeit vermüllen viele Menschen ihre Umwelt. Neben Kippen, Dosen und Essensresten werden  Tüten, Schnüre, Garn, Verpackungsbänder,  und anderes Plastikzeugs einfach an Ort und Stelle fallen gelassen – so als wenn es keine Papierkörbe gäbe.

Im Park achtlos zurückgelassene Strickrestes oder so was
Garn und Strickfäden im Park. Gibt es dort keine Papierkörbe?

Das erlebe ich als Pendler am Bahnhofsgleis, sehe es im Zug auf oder unter Sitzbänken – egal wo, kein Ort ist sich vor irgendwelchen Hinterlassenschaften.  Auch nicht in Parkanlagen, dort wo auch sich kleine Eichhörnchen, Wildvögel, Wasservögel und eben auch Stadttauben aufhalten, die auf dem Boden auf Nahrungssuche sind oder sogar den Müll mitnehmen und in ihren Nestern verwerten.

Plastikmüll im Düsseldorfer Hofgarten
Plastikmüll durch Junggessellenabschied im Düsseldorfer Hofgarten

So passiert sehr häufig, dass sich Fäden um die Zehen wickeln, mit der Zeit immer tiefer ins Fleisch eindringen und letztendlich die Blutzufuhr abschnüren. Tauben sind nicht in der Lage sind, sich selbst von Fäden zu befreien. Die Verschnürung bereitet den Tieren mit der Zeit furchtbare Schmerzen und führt zu Infektionen, die oft tödlich enden.  Stark humpelnde und verkrüppelte Tauben begegnen uns an allen Ecken und Enden, tagein tagaus.

Taube mit amputierten Zehen am Bahnsteig Karl-Arnold-Platz
Taube mit amputierten Zehen am Bahnsteig Karl-Arnold-Platz
Humpelnde Taube mit abgestorbener Zehe am Köbogen, Düsseldorf
Humpelnde Taube mit abgestorbener Zehe am Köbogen, Düsseldorf
Stark verschnürte Taube in der Düsseldorfer Altstadt
Mit Kordeln verschnürte Jungtaube in der Bolkerstraße, Düsseldorf

Taubenfreunde versuchen die Opfer durch Anfütterung anzulocken, zu sichern und die Tiere von ihrem Leid zu befreien. Das gelingt auch leider auch erfahrenen Tiernothelfern längst  nicht immer. Beispielsweise, weil sie an die verletzten Tauben nicht nahe genug herankommen oder aber auch, weil sich Passanten einen Spaß daraus machen, Hilfsaktionen zu stören. Letzteres passierte mir immer wieder in der Düsseldorfer Altstadt.

Taube wurde gesichert – und jetzt?

Hat man aber eine Taube erwischt, muss man selbst entscheiden, ob man selbst helfen kann oder besser einen Tierarzt aufsucht. Meistens suchte ich mir Unterstützung beim Düsseldorfer Tierheim. Dort sind gute Ärzte, die mit Vögeln Erfahrung haben und vor allem Tauben gegenüber positit eingestellt sind. Aber manchmal sind die Verschnürungen noch nicht nicht ins Gewebe eingedrungen, dann kommt man auch gut mit einer Nagelschere zurecht, ohne die Taube zu verletzen und ihr noch mehr Schmerzen zuzufügen. Wichtige Utensilien sind:  Desinfektionsmittel, Nagelschere und Pinzette.

Erste Hilfe bei verschnürten Tauben
Vor der Entschnürung mit einer Nagelschere wurde die Taube in ein Tuch eingewickelt.
Die Taube ist befreit und unverletzt….

Abschließender Tipp: Wenn Du doch lieber zum Arzt gehen möchtest, aber keinen Transportbehältnis bei dir hast, kannst du das Täubchen auch in einem Stoffbeutel tragen. Das hat bei mir immer gut geklappt.

Schwerkranke Taube wartet neben der Haustür

Blinde und schwerkranke Taube

Heute Abend kam ich von meiner Freundin zurück, hatte unterwegs noch zwei Dosen Bier gekauft und freute mich darauf den Feierabend in aller Ruhe ausklingen zu lassen. Leider würde nichts daraus. Zuerst traute ich meinen Augen nicht. Direkt neben der Eingangstür zum Haus kauerte in der Ecke eine Taube mit stark aufgeplustertem Gefieder. Als ich sie aufnahm, sah ich, dass sie auf einem Auge blind war. Zudem dünstete sie einen extrem unangenehmen Geruch aus, der mich an den Atem von Hunden erinnerte.

So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Natürlich nahm ich das arme Tierchen direkt mit hoch und setzte sie in meinen Käfig in der Küche. Sofort zog sie sich in eine Ecke zurück.

Kranke Taube verweigert Nahrung und Wasser
Die arme Taube verweigerte Nahrung und Wasser.
Durch Krankheit erblindete Taube
Die Arme war auf dem linken Auge total blind.

Ich bot ihr Sonnenblumenkerne und Wasser an. Keine Chance, nichts von beidem nahm sie an. Als ich vorsichtig ihren Kropf tasten wollte, gab sie seltsame knarzige Geräusche von sich. Dort schien sie also Schmerzen zu haben.

Hm, dachte ich, was nun? Es ist Mittwoch Abend, 21:30 Uhr. Für einen Tierarztbesuch entschieden zu spät. Die Taubenexpertin aus dem Tierheim konnte ich um diese Zeit auch nicht mehr  anrufen. Die Gute lag bestimmt längst im Bett.  Bei den vorliegenden Symptomen schien es eine ganze Reihe von Krankheiten zu geben, die in Frage kommen könnten: Trichomonaden, Kokzidiose,  Chlamydien, evtl. Paramyxovirose (PMV)?

Um mir Rat zu holen, wendete ich mich an meine Facebook-Gruppe, von der gleich Tipps , aber auchFragen in Hülle und Fülle kamen. Wie viel wiegt die Taube? Ist Belag im Rachen? Gibt es Hinweise für weitere Verletzungen – man ging zunächst davon aus, dass das Auge auf diese Weise erblindete, wie sieht der Kot aus…. und, und, und.

Zunächst versuchte ich, allen Hinweisen irgendwie nachzugehen, stellte dann aber fest, dass derartige Untersuchungen das arme Täubchen nur noch mehr belasteten.  Darum beschloss ich recht schnell, mit der Piesackerei aufzuhören und lieber bis zum nächsten Morgen zu warten. Innerlich drückte ich die Daumen, dass sie durchhielt.

Kranke Taube kauert in der Käfigecke
Das war die letzte Aufnahme kurz vor 5 Uhr.

Nahezu jede Stunde schaute ich nach ihr. Der Zustand schien unverändert zu bleiben. Bis kurz nach 5 Uhr. Nachdem sie sich kräftig erbrochen hatte, gab ihr gequälter Körper auf. Das ansehen zu müssen, war traurig. Aber nun hatte sie keine Schmerzen mehr. Und ich wünsche mir, dass ihre Seele den Übergang in eine freundlichere Welt und Ruhe gefunden hat.

Tote Taube
Bald darauf ist sie gestorben. RIP!

Wie ich später erfuhr, konnte die Erblindung auch mit einer Infektionskrankheit zu tun haben, z. B. im Fall einer Ornithose, welche wiederum durch die oben erwähnten Chlamydien ausgelöst wird. Aufgrund der Kopfhaltung und des wässrigen Durchfalls hätte sie möglicherweise auch PMV haben können. Bei der Infektion sterben mindestens 10 % der erkrankten Tiere an Organversagen.

Letztendlich bleibt für mich die Diagnose weiterhin spekulativ.  Um mich überhaupt erst einmal in die Thematik einzulesen, besorgte ich mir ein Nachschlagwerk über Taubenkrankheiten, dass nur leider wieder einmal in diesem typisch abartigen Züchterjargon geschrieben wurde. Sollte aber auch die Zielgruppe sein.

Vom Friedenssymbol zur Ratte der Lüfte?

Zu Pfingsten erinnern sich gläubige  Menschen gerne an die weiße Taube, dem Symbol des Heiligen Geistes, der herabsteigt zu uns Menschen. In früheren Jahrhunderten würden Tauben aus kirchlicher Tradition  freigelassen. Tradition hin Glaube her, weiße Tauben gelten seit vorbiblischer Zeit ebenso als Friedensymbol, Picasso hat sie in unterschiedlichen Variationen gemalt und gerne werden sie zum Auftakt von sportlichen Veranstaltungen in die Lüfte geschickt.

Das passiert nun auch 2018 unter dem Motto „Frieden geht“ anlässlich einer bundesweiten Aktion gegen Rüstungsexporte in Oberndorf, wo am Pfingstmontag auf dem Parkplatz bei Rheinmetall vor einem Staffellauf 100 weiße Tauben als Friedensbringer gen Himmel fliegen dürfen. Sicher gut gemeint, wohl aber schlecht überlegt.

Denn egal ob zur Hochzeit, einer kirchlichen Zeremonie oder bei Friedensaktion, immer wenn weiße Tauben aufgelassen werden, handelt es sich dabei um absolut unerfahren und hilflose Geschöpfe, die ihr ganzes Leben zuvor in einem Schlag oder einer Voliere verbracht haben. Damit sie dennoch beim ersten Flug wie gewünscht funktionieren, werden sie  oft schon einige Tage vorher von ihrem Lebenspartner isoliert. Aus Sehnsucht entsteht verzweifelte Antriebskraft.

Weiße Taube in Düsseldorfer Altstadt
Ex-Hochzeits- oder Friedenstaube in der Düsseldorfer Altstadt

Weiße Tauben haben nur geringe Überlebenschancen

Erschwerend hinzu kommt das Problem, dass weiße Tauben aufgrund  ihrer  „Farbe“ gezüchtet werden, aber nicht wegen anderer überlebenswichtiger Eigenschaften in freier Natur. Züchter lassen weiße Tauben nicht das Fliegen üben, weil diese viel schneller als andere von Greifvögeln als Beute ausgemacht werden. Diese Verluste wollen die Halter nicht riskieren. Dazu ist auch der Orientierungssinn im Vergleich zu anderen Tauben relativ unterentwickelt.

Auch diese 100 Tauben in Oderndorf werden als Zeichen des Friedens  einem tragischen Schicksal mit oft tödlichem Ausgang entgegen fliegen. Viele verirren  sich vielleicht unterwegs, verhungern oder enden als Beute für Greifvögel. Wenige finden tatsächlich zurück, andere stranden wenigstens anderswo im Lebensraum der Menschen, wo sie Anschluss an verwilderte Stadttauben finden – und damit zur Plage in den Augen vieler Menschen werden. So endet die Odyssee vieler Friedenstauben ebenso mit einem Leben als geächtete „Ratte der Lüfte“.

Abkömmling einer weißen Hochzeitstaube
Manche weiße Tauben finden Anschluss in der Stadt

Bitte folgt auch den Links zu folgenden weiterführenden Beitragen über Hochzeitstauben:

Weiße Tauben – Tierquälerei für die perfekte Hochzeit (PETA) 

Wenn das Täubchen ans Rathausfenster klatscht

Auf dass der Tod euch scheidet

Leider viel zu spät aber hoffentlich doch noch rechtzeitig haben ich und einige Taubenaktivisten aus Facebook Briefe an die Organisatoren geschickt, in denen wir die  Organisatoren über die besagten Risiken und Nebenwirkungen von Auflässen informierten und aufforderten, keine Tauben für den Frieden zu benutzen.

Hierzu mein Beitrag:

 

Keine Friedenstauben in Oderndorf
Keine Tauben für den Frieden in den Tod schicken!!

Wie schön: „Frieden geht“ auch ohne  lebende Tauben

Zum Schluss folgt noch ein sehr erfreulicher Nachtrag. Gestern Abend kam die Meldung, dass die Organisatoren in Oderndorf a. N. aufgrund massiver Hinweise durch Tierschützer einsichtig wurden und nun statt Tauben Luftballons in den Himmel schicken wollen.

Für Frieden wird ohne Tauben demonstriert

 

Taubenfütterer bestrafen wie im Mittelalter

„500 Euro Strafe sind nicht genug,  die Tauben sollen Ihnen die Augen aushacken“

Die Lobbies der urbanen Gesellschaft interessieren sich nicht für Hunger und  Leid von  Tieren. Daum ist es in der schönen Stadt Düsseldorf auch nicht erlaubt, Tauben zu füttern. Wer sich nicht daran hält, kann vom Ordnungsamt zu einer Geld strafe verknackt werden. Wie hoch die werden kann, hängt in  letzter Instanz von einem richterlichen Beschluss ab. Ok, ok – ich habe verstanden.

Eine ganz andere Sache ist es allerdings, wenn Menschen versuchen, hilflosen Tauben zu helfen. Jungtauben, die noch nicht fliegen und sich noch nicht selbständig ernähren können, Tauben mit verschnürten Füßen oder auch erkrankte Tiere. Für solche Fälle greift auch für Tauben der Tierschutz.

Leider ist es aber nicht so, dass sich Tauben freiwillig krankmelden und behandeln lassen. Bei Nestlingen ist die Sicherung noch recht einfach. Die sind  weniger Scheu und lassen sich gut einsammeln. Aber ältere Tauben versuchen selbst bei größten Schmerzen ihr Heil in der Flucht. Da gibt es es nur die eine Möglichkeit, indem man sie mit Futter anlockt und dann, wenn sie abgelenkt sind, beherzt zugreift. Dafür braucht man Ruhe und äußerste Konzentration. Denn misslingt der erste Versuch, wird sich die Taube nicht noch einmal nähern. Da ich meistens allein unterwegs bin, war ich mit dem Sichern von flugfähigen Tauben meistens erfolglos. Entweder verhielt  ich zu zaghaft oder wurde aber massiv gestört – dazu gleich mehr. Heute beschränke ich mich lieber aufs Aufspüren von Pflegefällen, die ich fotografiere und dann umgehend erfahrenen Rettern von Tieren in Not  melde.

Kranke Taube im Abseits
Taube mit stark aufgeplusterten Federn im Hofgarten

Öffentliches Mobbing gegen Taubenfreunde

Meine Vermutung ist, dass unzufriedene Menschen  gerne in der Presse gehypte Feindbilder übernehmen und diese dann gezielt in ihrer nächsten Umgebung suchen. Die einen pesten gegen Frauen mit Kopftüchern, andere gegen Hundehalter. Gründe für Abneigung oder gar Hass finden sich leicht.

So gibt  es dann auch nicht wenige Menschen, die gegenüber Taubenfreunden auf Krawall gebürstet sind und in eigener Regie versuchen, gegen vermeintlich erwischte Täter vorzugehen. „Wutbürger“ bei vermeintlichen Ordnungswidrigkeiten. Die  machen sich gar nicht erst die Mühe, zu prüfen, warum dort an dieser oder jenen Stelle ein sich anderer  mit Tauben beschäftigt. Sie werden aggressiv und legen gleich los.

An Zehen verschnürte Taube
An Zehen verschnürte Taube…

Manche lassen  Drohungen ab,  stören Aktionen, indem sie dazwischen laufen, fotografieren, filmen oder  mit Steinen auf anfliegende Tauben werfen (kein Witz). Ich selbst hatte das Problem mehrfach. Mich erinnert dieses Verhalten an meine Jugend, als noch Nazi-Opas lebten, die  schon mal handgreiflich wurden oder mit kranken Sprüchen die Luft verpesteten. Die Zeiten ändern sich vielleicht, Dummheit und Boshaftigkeit von Menschen aber nicht.

Und es kann noch schlimmer kommen.  In München scheuten beispielsweise „Ordnungshüter“ auch keine Gewalt gegen eine Fraue, deren Absicht es nicht gar war, Verbote zu ignorieren, sondern die lediglich versuchte, Tieren in der Not zu helfen. Da wurde einfach mal zugeschlagen.

"Eine Freundin der Taubenhilfe München, wurde gestern krankenhausreif geschlagen. Grund war, dass sie eine verletzte Taube anfütterte, um sie so einfangen zu können... Hilfe von Passanten, gab es für die verletzte Tierfreundin leider nicht. ..."

Den kompletten Thread findest du hier als Screenshot

Dagegen sind „vollpfostige“ Schimpfkanonaden, wie ich sie mir kürzlich mal wieder anhören durfte, „…die Tauben sollen Ihnen die Augen aushacken“, geradezu harmlos.

 

 

 

Erziehung zur Respektlosigkeit gegenüber Tauben

Zwei Stadttauben an der Haltestelle

Egal ob man sie mag oder nicht, der Respekt vor der Taube als lebende und fühlende Kreatur zeichnet meiner Meinung auch den Charakter von Menschen aus. Was ich tagein tagaus miterleben muss, wie Menschen Stadttauben verachten und behandeln, macht mich traurig und wütend. Vielleicht klingt das jetzt etwas übertrieben, schließlich sind ja nicht alle Menschen gleich. Aber meine Beobachtungen wollen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.  Es gibt anscheinend schon viele Menschen, die aus ihrer – worin auch immer begründeten – Respektlosigkeit gegenüber Tauben eine Doktrin machen und  Teil der Erziehung von Kindern werden lassen.

Da saß ich gestern am späten Nachmittag in Köln auf dem Treppchen an der Domplatte, döste vor mich hin und wartete auf meinen Zug nach Düsseldorf. Um mich herum jede Menge Trubel und natürlich auch einige Taubengruppen auf Nahrungssuche.

Hungrige Tauben am HBF in Köln
Hungrige Tauben suchen am Bahnhof verzweifelt nach Essbarem

Direkt vor meinen Augen stand eine Familie: Vater und Mutter und zwei Kinder, drei bis Jahre alt, jeweils eins an der Hand. Beide Elternteile vertrieben sich die Zeit damit ihren Sprösslingen zu zeigen, wie man Tauben verjagt. Die Kleinen schienen mit dem Verfolgen der Tauben noch  gar nicht so richtig was anfangen zu können, bei den Alten war der Spaßfaktor hingegen enorm. Ich holte meine Kamera raus und tat so als würde ich fotografieren. In dem Moment blieben Eltern wie angewurzelt stehen. Und Schluss mit der ersten Vorstellung.

Die zweite folgte tags darauf in Düsseldorf an einer Straßenbahnhaltestelle. ein etwa 6-jähriger Junge findet eine Taubenfeder und präsentiert diese stolz seinem Papa. Der allerdings war davon ganz und gar nicht angetan und ließ gegenüber dem Kleinen eine ausgiebige Tirade gegen Tauben los. Er solle die Feder bloß gleich wieder wegwerfen. Sie stamme von ganz ekligen Stadtvögeln, die die ganze Stadt vollkacken und verpesten und somit auch sehr gefährlich für Menschen seien. Schon bei der kleinsten Berührung könne man furchbare Krankheiten kriegen. Und dann versuchte er zu untermauern: Schau mal….überall kacken die….dann zeigte er auf den Boden und suchte dann aber verzweifelt nach bildlichen Beweisen. Es war schon irgendwie amüsant, wie seine Argumente ins Leere liefen.

Nun ja, der Vortrag des Vaters endete schließlich mit der Empfehlung, stattdessen lieber nach einer Adlerfeder zu suchen, die dürfe er dann auch bedenkenlos mit nach Hause nehmen. Der Junge schaute ihn nur mit großen Augen an, als würde er fragen,  was denn eigentlich ein Adler sei? Die Bahn kam und alle steigen ein. Schluss mit der zweiten Vorstellung.

Leider erlebte ich auch schon öfter, wie Kinder und Jugendliche rohe Gewalt gegen Tauben ausübten. Sie traten nach ihnen, hinderten sie an der Futtersuche oder warfen mit Steinen. Einen extremen Fall beobachtete ich mit eigenen Augen an der Haltestelle Barbarossaplatz in Köln, wo eine Gruppe Schüler hungrige Tauben mit Brotkrümeln anlockten, um diese dann wie einen Fußball weg zu kicken. Etwa so, wie im folgenden Video zu sehen ist:


(Youtube Video mit aktiviertem Datenschutzmodus)

Als ich dazwischen ging und fragte, was das sollte, so wurde die Einmischung mit derben Sprüchen und Stinkefingern kommentiert. Und über all standen Leute, die wort- und tatenlos herumstanden. Soviel zum fehlenden Respekt von manchen Kids gegenüber schwächeren Kreaturen. Die kürzlich angelaufene Kampagne #RespektTaube vom deutschen Tierschutzbund kommt bestimmt nicht von Ungefähr. Hoffentlich gibt sie den Menschen zu denken und hilft, auf die Stimme des Gewissen zu hören und trägt so zu einem zukünftig besseren Umgang mit Tauben bei.

 

WDR berichtet über Stadttauben in Bochum

Taubenelend in deutschen Städten

 

Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass nach all den Hasskampagnen und Verklärungen durch Kommunen und Lobbies ein öffentlich-rechtlicher Sender die Stadtaubenproblematik aus einer ganz anderen Perspektive unter die Lupe nimmt.

Vorschau von Stadtauben in Bochum - Tiere suchen ein Zuhause - WDR.de

In „Tiere suchen ein Zuhause“ macht Autorin Heidi Sonderhoff in ihrem etwa sechs minütigen Beitrag rigoros Schluss mit Vorurteilen und Gerüchten. Stattdessen liefert sie die Fakten: Angefangen von den wahren Lebensumständen der Tiere, über die tägliche Arbeit engagierter Helfer aus der Not (Stadtauben Bochum e.V.)  bis hin zum Hinweis auf oft außer Acht gelassene Mitverursacher des Elends: die Taubenzüchter mit ihrem Brieftaubensport und dem Geschäft mit Hochzeitstauben.

Auch die unbegründete Ansteckungsgefahr durch Tauben und das Leid durch die fürchterliche Klebepaste Nopaloma, die immer noch zur Taubenabwehr eingesetzt werden darf, kommen zur Sprache.

Standardsprüche von Passanten  wie „Hat ihnen schon mal einen Taube auf den Kopf geschissen? oder „..die braucht kein Mensch“, deren sich andere Journalisten regelmäßig bedienten, um das schlechte Tauben-Image zu weiter zu untermauern, wirken in diesem Video eher kleingeistig.

Abgerundet wird der Beitrag durch den Hinweis auf nachhaltige Alternativen zur Taubenabwehr: die Einrichtung betreuter Taubenschläge, in denen die Tiere im Austausch von Eiern artgerechtes Futter und ein Dach über dem Kopf erhalten.

Meinen Dank an die Autorin, die Taubenhilfe, die Ärzte und alle anderen Beteiligten !

 

#RespektTaube: Neue Kampagne für den Schutz von Tauben

Im April 2018 startete der Deutsche Tierschutzbund mit #RespektTaube eine wirkungsvolle Aufklärungskampagne über die miserablen Lebensumstände der Stadttauben und zeigt Alternativen auf.  Die wesentlichen Zielgruppen der Kampagne sind :

  • Menschen, die durch die jahrelange Panikmache und Hetze verunsichert wurden
  • Stadträte und Entscheider in Gemeinden, die aufgefordert sind, Lösungen für Mensch und Tier zu finden

Auf der Website vom Deutschen Tierschutzbund findest Du zum Appell „Zusammenleben mit Tauben“ ein tolles Video, welches die Not und den Alltag der Vögel in kurzen und emotionalen Szenen widerspiegelt. Sehr plakativ und einprägsam.

Das Video findest du auch in Youtube und kannst es von dort teilen oder in eigenen Webseiten einbetten.

Video zur Kampagne #Respekttaube
(Das Video wurde vom Anbieter leider für die Einbettung gesperrt und kann nur noch in Youtube gesehen werden)

Der Deutsche Tierschutzbund bietet auf seiner Seite auch wertvolle Informationen und Tipps zum Download, durch die Besucher animiert werden können, ihre Einstellung zu Stadttauben noch einmal gründlich zu überdenken.

Ich drücke den Entwicklern der Kampagne ganz fest die Daumen, dass  ihre Argumente in der Bevölkerung fruchten und selbst bei notorischen Taubengegnern für mehr Verständnis sorgen.

 

Und wo bleibt das Recht der Taube auf ein anständiges Leben?

Heimatlose Tauben in der Großstadt

Für mich sind die meisten Publikationen über die Welt der Taubenzucht purer Gefälligkeitsjournalismus. Kein Wort über die Schattenseiten. Hauptsache, die Züchter haben Spaß und ihr Ego befriedigt. Hauptsache neue Rekorde und dass die Kasse ordentlich klingelt!

Schon lange werde ich jedes Mal traurig, wenn mir ein neuer Artikel über die Taubenzucht unter die Augen kommt, in dem wieder nur einseitig und klischeehaft über das tolle Hobby berichtet wird. Was die Züchte doch für irre Sachen mit den Tieren erleben, und, und, und. Keinen kümmert’s was eigentlich Brieftauben durchmachen müssen. Verirrte, in Städten gestrandete und verlorene Kreaturen. Manchmal dachte ich, es kann nicht mehr schlimmer kommen – anscheinend ist das ein Irrtum, wenn man den folgenden Bericht über die Brieftaubenmesse 2018 in Dortmund aus der WAZ liest:

2 Tage, 2000 Tauben – WAZ FUNKE MEDIEN NRW GmbH

Während noch vor einigen Jahren eher Leidenschaft und Selbstmitleid der inzwischen in die Jahre gekommenen Taubenzüchter im Fokus stand, so geht es heute um die Goldgräberstimmung, die inzwischen die ganze Szene gepackt hat – und steuert.

Die Kunden aus Fernost anlocken, die irre Summen für eine Siegertaube zahlen, treiben den Wertewandel voran. Das ist die treibende Kraft. Ordentliche Auktionspreise erzielen und mit  zahlungskräftigen Chinesen ins Geschäft kommen können. Was allen Beteiligten völlig abgeht, ist Respekt vor dem Leben der Kreatur. Empathie für die Taube, die ja auch ein fühlendes Wesen ist.

Das Leiden der Tiere ist den Züchtern komplett scheißegal. Und was noch viel schlimmer ist, den Journalisten anscheinend ebenso. 

 

 

Taube Humpel 1.0 ist wieder fit und und in Freiheit

Taube Humpel 1.0 wartet auf Freilassung

Nach dem letzten Eintrag über den Umgang mit Brieftauben, habe ich nun wieder gute Nachrichten. Die verschnürte Taube, die ich zwei Tage zur Erstversorgung hatte, hat sich im Düsseldorfer Tierheim prächtig erholt. Dort bekam sie medizinische Versorgung und Vollpension. Weniger begeistert war sie jedoch von ihrem Quartier im Taubenhaus. Zu eng, zu dunkel und keine Freunde. Als die Lebensgeister wieder voll da waren, machte sie aus dem Frust keinen Hehl. Sie ist halt eine echte Power-Taube, wie die Pflegerin lachend bemerkte.

Humpel 1.0 in der Tansporttasche
Kurze Wartezeit am S-Bahnhof in Rath

Die Entzündung am Fuß  war soweit geheilt, dass der kleine Bursche nicht mehr humpelte, keine Schonhaltungen mehr zeigte und somit weitestgehend schmerzfrei ist. Also gab das Tierheim viel früher als erwartet grünes Licht für die Rückkehr in die Freiheit. Selbstverständlich sollte das nicht in Rath geschehen, sondern dort, wo die Taube eingefangen worden war. Heute holte ich sie ab und brachte sie zurück in den Hofgarten.

In bekannter Umgebung angekommen drehte  Humple 1.0  richtig auf. Sie flatterte ungeduldig, drehte sich und sprang gegen das Netz. Beim Öffnen des  Reißverschluss gab es nicht das geringste Zögern.  Humpel 1.0 machte sich aus dem Staub. Wie der Blitz schoss sie raus und flog schnurstracks zurück zu ihrer Gruppe. Ich hatte nicht die geringste Chance, noch ein Erinnerungsfoto zu machen. Egal –  der Taube geht es wieder super und Humpel 1.0 ist damit Geschichte.

Tauben futtern Körner
Nach einer Woche wieder zurück im Revier.