Es passiert leider sehr häufig in Düsseldorf, dass mir bei Rundgängen Tauben begegnet, die offensichtlich starke Schmerzen an den Füßen wegen Fäden, Garn oder Haare nhaben oder im schlimmsten Fall schon so verschnürt sind, dass sie sich kaum noch auf dem Boden bewegen können. Solche Fälle benötigen unsere Hilfe und sollten wenn möglich an Ort und Stelle gesichert werden.
Allerdings hat die gutgemeinte Soforthilfe auch einen Haken. Denn entfernt man eine Taube aus ihrer sozialen Umgebung, besteht immer das Risiko, dass an anderer Stelle hilflose Nestlinge ein Elternteil fehlt und diese nicht mehr genügend versorgt werden. Darum ist es sinnvoll, die Fußpflege schnellstmöglich abzuwickeln und die Taube wieder freizulassen. Je nach Ausmaß der Verletzungen wird das leider nicht immer gelingen.
Mittlerweile habe ich immer mehr Übung bei der Entfernung von Fäden und Haaren, so dass ich erst einmal selbst versuche, fußkranke Tauben von ihrem Leid zu befreien. Wenn allerdings der Patient ein besonders kräftiger Täuber ist, der absolut keinen Bock auf eine Fußpflege hat oder die Entschnürung ohne Hilfe von Taubenfreunden schnell vor Ort durchgeführt werden muss, ist es notwendig, den Vogel möglichst gut zu fixieren, damit man ihn gefahrlos und vollständig operieren kann.
Dafür nehme ich am liebsten eine ausgediente Wollsocke, bei der ich zuvor das Fersestück kreisfömig ausgeschnitten habe. Während ich die Taube mit einer Hand festhalte, ziehe ich mit der anderen die Socke vorsichtig (ich lieber von hinten, aber das musst du selbst mal ausprobieren) über den Taubenkörper, so, dass die Füße durch das Fersenloch passen. Die Taube liegt dann auf dem Schoß oder einer Pappunterlage und kann recht bequem behandelt werden.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Tauben bei der die Prozedur deutlich entspannter wirken, als wenn man sie in ein Tuch eingewickelt hätte. Darüber hinaus reduziert sich mit der Socke auch die Verletzungsgefahr beim Durchtrennen von Fäden direkt am Gewebe. Und zu guter Letzt man kann den Patienten wieder schneller aus der Fixierung entlassen.
An dieser Stelle muss ich nochmals betonen, dass die schlimmsten Verschnürungen durch Strickgarn und lange Haare verursacht werden. Tauben sammeln Garn und Haarbüschel auf und verwenden das Material für den Nestbau – mit eben diesen fatalen Folgen.
Ich möchte daher an dieser Stelle alle appelieren, peinlichst darauf zu achten, dass nach dem Frisieren oder Stricken unterwegs keine Reste auf dem Fußweg oder unter Bänken etc. zurückbleiben. Bitte alles einpacken und in einem Papierkorb entsorgen!