Entschnürungen mit Hilfe einer Socke

Taube in Socke bei einer Entschnürung

Es passiert leider sehr häufig in Düsseldorf, dass mir bei Rundgängen Tauben begegnet, die offensichtlich starke Schmerzen an den Füßen wegen Fäden, Garn oder Haare nhaben oder im schlimmsten Fall schon so verschnürt sind, dass sie sich kaum noch auf dem Boden bewegen können. Solche Fälle benötigen unsere Hilfe und sollten wenn möglich an Ort und Stelle gesichert werden.

Allerdings hat die gutgemeinte Soforthilfe auch einen Haken. Denn entfernt man eine Taube aus ihrer sozialen Umgebung, besteht immer das Risiko, dass an anderer Stelle hilflose Nestlinge ein Elternteil fehlt und diese nicht mehr genügend versorgt werden. Darum ist es sinnvoll, die Fußpflege schnellstmöglich abzuwickeln und die Taube wieder freizulassen. Je nach Ausmaß der Verletzungen  wird das leider nicht immer gelingen.

Mittlerweile habe ich immer mehr Übung bei der Entfernung von Fäden und Haaren, so dass ich erst einmal selbst versuche, fußkranke Tauben von ihrem Leid zu befreien. Wenn allerdings der Patient ein besonders kräftiger Täuber ist, der absolut keinen Bock auf eine Fußpflege hat oder die Entschnürung ohne Hilfe von Taubenfreunden schnell vor Ort durchgeführt werden muss, ist es notwendig, den Vogel möglichst gut zu fixieren, damit man ihn gefahrlos und vollständig operieren kann.

Taube zum Entschnüren in eine ausgediente Socke gepackt
Vor einer Entschnürung im Park

Dafür nehme ich am liebsten eine ausgediente Wollsocke, bei der ich zuvor das Fersestück kreisfömig ausgeschnitten habe. Während ich die Taube mit einer Hand festhalte, ziehe ich mit der anderen die Socke vorsichtig (ich lieber von hinten, aber das musst du selbst mal ausprobieren) über den Taubenkörper, so, dass die Füße durch das Fersenloch passen. Die Taube liegt dann auf dem Schoß oder einer Pappunterlage und kann recht bequem behandelt werden.

Taube im Strumpf vor einer Entschnürung
Die Taube ist weniger gestresst
Verschnürter Taubenfuß
Taubenfüße vorsichtig am Loch an der Ferse entschnüren

Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Tauben bei der die Prozedur deutlich entspannter wirken, als wenn man sie in ein Tuch eingewickelt hätte. Darüber hinaus reduziert sich mit der Socke auch die Verletzungsgefahr beim Durchtrennen von Fäden direkt am Gewebe. Und zu guter Letzt man kann den Patienten wieder schneller aus der Fixierung entlassen.

Fast fertig….
Fäden vom zwei verschnürten Taubenfüßen
Taubenleid durch Strickgarn, das Menschen achtlos weggeworfen hatten.
Entschnürte Taube im Transporter
Nach der Entschnürung wieder auf beiden Füßen standfest. Das gelingt leider nicht immer….

An dieser Stelle muss ich nochmals betonen, dass die schlimmsten Verschnürungen durch Strickgarn und lange Haare verursacht werden. Tauben sammeln  Garn und Haarbüschel auf und verwenden das Material für den Nestbau – mit eben diesen fatalen Folgen.

Ich möchte daher an dieser Stelle alle appelieren, peinlichst darauf zu achten, dass nach dem Frisieren oder Stricken unterwegs keine Reste auf dem Fußweg oder unter Bänken etc. zurückbleiben. Bitte alles einpacken und in einem Papierkorb entsorgen!

Will das Tierheim auch Tauben in Gerresheim sterilisieren lassen?

Neuer Feldversuch jetzt in Gerresheim?

Letzte Woche las ich in der Rheinischen Post einen weiteren Artikel über die geplante Kastration (Sterilisation) von Stadttauben in Düsseldorf. Darin stand, dass nun auch am Bahnhof Gerresheim einer (real nicht existierenden) Taubenplage entgegengewirkt werden könne, indem man gezielt Täuber einfängt und operiert. Wer das aber Projekt leitet, wurde nicht genannt.

Artikel in der Rheinischen Post vom 29.6.2019

Zunächst vermutete ich Trittbrettfahrer, die von der Aktion am HBF wussten und sich auf ähnlicher Schiene sich bewegen wollten. Also hakte ich per E-Mail bei der relevanten Ansprechpartnerin nach:

Frau Ledermann, ihres Zeichens zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Düsseldorf und Pressesprecherin von tierrechte.de, wusste auf meine schriftliche Anfrage angeblich nichts von einem Feldversuch in Gerresheim und gab vor, der Sache nachgehen zu wollen, wenn ich ihr doch Infos schicken könnte.

Wie ich bald z darauf von anderer Seite erfahren musste, war die Sterilisation aus derselben Ecke aus initiiert worden. Sehr wahrscheinlich wurde ich faustdick angelogen. Denn auf eine Antwort auf die Infos, die ich unverzüglich Frau Ledermann  zugesendet hatte, warte ich heute noch (Stand 12.07.2019).

Whistleblower-Quellen, den ich übrigens absolut vertraue, schildern den Vorfall mit entlarvenden Details:

50 Tauben in Gerreheim, von denen die männlichen Tiere kastriert werden sollen, befänden sich längst in einem geschlossenen Gartenhaus. Angeblich sei das Bauhaus Gerresheim auf den Tierschutzverein zugegangen, da dort Tauben in den Verkaufshallen seien. Einfangen ließ man die Tiere, weil man dort ein neuen Taubenschlag einrichten wolle. Blablabla…Wenn die Geschichte so ablief, war der Tierschutzverein Düsseldorf der eigentliche Initiator. Eine 2. Vorsitzende, die davon nichts wusste? Für wie blöde halten die uns eigentlich?

Wie ich weiter erfahren musste, war der Plan, das Pilotprojekt für die Sterilisation von männlichen Tauben am HBF, für das der Verein einen heftigen Shitstorm kassiert hatte, klammheimlich in Gerresheim fortzusetzen. Völlig verwirrend sind auch die Methoden, männliche Tauben zu identifizieren:  Verkündete Frau Piasetzky (Vorsitzende des Terischutzvereins und Leiterin des Düsseldorf Taubenprojekts vor kurzem noch gegenüber der Presse, man könne männliche Tauben sicher an ihrem Machoverhalten erkennen, so hielt man angeblich für das Projekt Gerresheim eine Geschlechtsbestimmung per Ultraschall für die geeignetere Methode.

Damit noch nicht Schluss: Nachfragen von Düsseldorfer Behörden, die wiederum von externen Taubenschützern aus anderen Städten Deutschlands angeschrieben worden waren, liefen ins Leere. Der Tierschutzschutzverein stritt ab, von irgendetwas zu wissen. Wie perfide ist denn das? Falls es euch gelingt, dann macht euch bitte euren eigenen Reim darauf. Ich jedenfalls setze hiermit einen endgültigen Schlusstrich und will mit diesem Tierschutzverein nichts mehr zu tun haben.

Im Juni mit Tauben in Düsseldorf

Brieftaube aus Wattenscheid

In den letzten drei Wochen gab es zwei wichtige Begebenheiten, die ich in diesem Beitrag zusammenfassen möchte.

Brieftaube 580740 wurde tasächlich abgeholt

Ich fange mal mit einer ersten Brieftaube in 2019 an. Die war mir im Hofgarten vor rund zwei Monaten aufgefallen. Von Anfang an hatte ich den Eindruck, dass sie dauerhaft nicht im Stadttaubenschwarm klarkommen würde. Dafür verhielt sie sich zu distanziert und viel zu wenig kämpferisch. Als sich die Gelenheit bot, fotografierte ich die Ringinformationen und benachrichtigte den Besitzer, seines Zeichens Rechtsanwalt und 2. Vorsitzender eines Reisesportvereins im Ruhgebiet. Erstaunlicherweise erklärte sich der Herr sofort bereit, die Taube bei mir abzuholen, wenn ich sie eingefangen hätte. Allerdings sah er kaum Chancen. Zitat: „Die werden Sie niemals kriegen. Das sind clevere Kerlchen und lassen sich nicht einfangen.“ Nun denn, es kam anders, weil bei der Taube nach einiger Zeit auch der Hunger größer war als jede Vorsicht.

In der freien Natur wäre sie wohl früher oder später verhungert. Denn bei mir zu Hause zeigte sich, wie wählerisch Zuchttauben bei der Nahrungsaufnahme sein können. Während sich Ringels und Stadttauben bei allen Körnern bedienen, die man ihnen vorwirft, sprang Nr. 580740 erst einmal in die Futterschale und selektierte ausschließlich die Pralinen (hauptsächlich geschälte Sonnenblumenkerne), den Rest – darunter auch Erbsen und Mais – verteilte sie im Stall und verschmähte ihn.

Wählerische Brieftaube
Nur die Leckerlies werden akzeptiert

Wenigstens hatte ich erstmalig eine positive Erfahrung mit einem Züchter. Der Mann stand zu seinem Wort und kam persönlich, um seine Taube wieder zu übernehmen. Er bedankte sich sehr nett und erzählte mir dass er sie gerne für die weitere Zucht einsetzen möchte. Im Kochtopf würde sie auf keinen Fall enden, versprach er hoch und heilig.

Das große Elend der Düsseldorfer Altstadttauben

Als die Leiterin des Düsseldorfer Tierheims kürzlich gegenüber der BILD erzählte, man wolle jetzt Tauben kastrieren, weil man schließlich nicht die ganze Stadt mit betreuten Taubeschlägen bepflastern könne, vergass sie zu erwähnen, dass ihr Projekt bereits um eine ganz Station ärmer geworden ist. Ich werde nicht daher müde, nochmals hier zu betonen, wie sehr sich die Situation der Altstadttauben seit der Schließung des Taubenturms am Burgplatz verschlechtert hat. Nicht nur Hunger und Krankheiten grassieren, in Ermangelung der kontrollierten Nistplätze, brüten viele Tauben in unmittelbarer Nähe eines Rauchabzugschachtes, so dass das Gefieder der Küken verölt. Betroffene Tauben können schlechter fliegen und verfilztes Gefieder schützt weniger gegen Nässe und Kälte.

Tod einer ausgehungerten Jungtaube

Letzte Woche sicherte ich in der Brückenstraße noch am späten Abend eine herumirrende Jungtaube, die völlig fertig war und keine 180 g mehr auf die Waage brachte. Dazu muss sehr lobend die Hilfe der Mitarbeiter der Pommesbude erwähnen. Sie brachten sofort einen Karton. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle!

Ausgehungerte Jungtaube aus der Düsseldorfer Altstadt
Die kleine Taube am Abend nach ihrer Sicherung, der Kot war noch normal

Trotz sofortiger Versorgung mit Nutribrei und Vitaminen schaffte die Kleine es leider nicht. Am nächsten Nachmittag bekam sie extremen Durchfall und verstarb innerhalb von drei Stunden.

Verstorbene Jungtaube
Sie schlief friedlich bei mir ein.

Das miterleben zu müssen, tut immer wieder weh, aber wenigstens passierte es nicht irgendwo auf der Straße. Ob ihre Organe wegen des langen Hungers versagt hatten oder ob womöglich taubenspezifische Rotaviren die Ursache waren, bleibt offen, da ich keine medizinische Untersuchung in die Wege geleitet habe. Ich vermute mal Ersteres, denn sonst wären noch viel mehr ähnliche Fälle vorgekommen. Solche waren mir bei meinen jüngsten Taubenrundgängen nicht aufgefallen.

 

Stadttaube „Hella“ – die Torwächterin

HELLA - die Kampftaube

Jungtaube ohne Furcht und Tadel

Hin und wieder begegnen mir echte Charaktertauben – ohne Übertreibung, solche gibt es wirklich – die werden unvergesslich bleiben. Das sind Individuen mit Verhaltensweisen, welche die meisten Menschen  einer Taube wohl kaum zutrauen. Zwei von dieser Sorte habe ich schon in meinem Blog Beiträge gewidmet: Smart-T und Meimei. Vor zwei Wochen lernte ich HELLA kennen, eine Jungtaube aus Düsseldorf Unterrath, die ich nach diversen Notrufen in Facebook doch noch sichern konnte. Die erste nachricht erreichte mich Freitag Vormittag im Büro weshalb ich als Helfer gar nicht zur Verfügung stand. Traurigerweise fand sich in Düsseldorf auf niemand, der sich der Taube annahmen konnte.

Keine Hilfe aus Düsseldorf in Sicht

Die Situation schien ziemlich hoffnungslos.  Laut der Beschreibung konnte die Taube kaum fliegen und war wohl ziemlich geschwächt. Aufgeplustertes Gefieder, müde Augen etc. Allerdings besaß sie noch so viel Kraft, dass sie einem ersten Sicherungsversuch entwischen konnte war. Trotzdem grenzte es an ein Wunder, dass sie am nächsten Tag wieder dort saß, wo die Notfallmelderin sie geortet hatte. Dort laufen werden Hunde Gassi geführt und es gibt jede Menge andere natürliche Feinde, für die sie eine leichte Beute gewesen wäre. Da ich fürchtete, dass auch mein Sicherungsversuch daneben gehen könnte, nahm ich nach langem wieder meinen Kescher mit. In Unterrath traf ich mich mit meinem Taubenfreund Markus H., der sich vor Ort gut auskannte und mich schnell zur richtigen Stelle führte. Dort saß die kleine HELLA neben einer Parkbank, völlig isoliert von anderen Tauben. Wir hatten Glück – die Taube ging uns sofort in Netz.

Stadttaube HELLA im Ttixi Tiertransporter
Stadttaube HELLA ist endlich in Sicherheit.

Aus irgendeinem Grund war  die Jungtaube schon von ihren Eltern abgesetzt worden, ob sie noch nicht so richtig in der Lage war für sich selbst zu sorgen. Der Kropf war jedenfalls komplett leer und auf die Wage brachte sie gerade mal 195 g. Und Hella hatte ziemlich brutalen Durchfall. Alles keine guten Vorausetzungen, um überleben zu können.

Stadttaube HELLA im neuen Quartier
Was HELLA in Besitz genommen hat, gibt sie nicht mehr her.

Zu Hause bekam sie zum Frühstück eine Portion Sonnenblumenkerne, auf die sie sich sogleich gierig stürzte. Nur mit dem Picken schien es noch nicht so richtig klappen zu wollen. Darum bekam sie von mir noch täglich mehrere Rationen Aufzuchtfutter mit der Sonde zugeführt. Mit Erfolg. Der Durchfall der kleinen Taube wurde zusehends besser genauso wie Hellas Selbstbewusstsein stärker wurde, was die folgenden Aufnahmen ganz gut veranschaulichen..


(Video mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet)

Obwohl Hella noch Kükenflaum im Gefieder hatte und die Schnabelwarze noch „grün“ war, zeigte sie nicht die geringsten Anzeichen von Furcht. Hella wusste sich zu behaupten. Futter und Unterkunft wurden kompromisslos verteidigt.


(Video mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet)

Hella ist eine echte Kampftaube. Wer sich ihr zu sehr nähert, selbst wenn es nur einen Wasserwechsel geht, bekommt Hellas Schnabel zu spüren.


(Video mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet)

Damit sich HELLA in natürlicher Umgebung mit anderen Tauben weiter gut weiter entwickeln kann, habe ich sie nach Köln gebracht. Dort demonstrierte sie  dort ebenfalls ihr eigenwilliges „Taubenköpfchen. Wie ich hörte, gelang es ihr, einem unbemerkten Moment aus der Voliere auszubüchsen. Von dort begab sie sich auf eine ausgedehnte Entdeckungsreise durchs Haus von Genwendolin. Ja so ist sie die gute HELLA, an sie werde ich bestimmt noch oft denken.

Düsseldorf will Tauben kastrieren lassen. Im Tierheim!

Bild artikel Tauben kastrieren

In einem inhaltlich sehr dürftigen Artikel und der typisch reißerischen Optik berichtet die Bild-Zeitung über das Vorhaben der Stadt Düsseldorf, männliche Tauben im Clara Vahrenholz Tierheim kastrieren zu lassen, um so endlich Herr der sogenannten Taubenplage am Hauptbahnhof Düsseldorf zu werden.

Als „Pilotprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung“ – so heißt es in der Zeile unterhalb der Überschrift. Was soll uns das sagen? Ich halte solch plakative Aussagen für reine Augenwischerei, um gegenüber der Bild-lesenden Bevölkerung die Seriösität des so gut wie gar nicht beschriebenen Konzepts zu  verdeutlichen. Statt echter Aufklärung wieder einmal nur ein PR-Artikel zur Unterstützung der Antitauben-Lobby unserer Stadt.

Düsseldorf will Tauben kastrieren lassen. Die Bild schreibt warum und wie
Düsseldorf will Tauben kastrieren lassen. Die Bild schreibt in zwei Sätzen warum und wie.

Die“Bild“ reduziert einen komplexen Sachverhalt auf wenige Dreizeiler, beschönigt damit das Projekt und bekräftigt dazu noch das traurige Image der Stadttaube als Stadtverschmutzer, deren Kacke in Hülle und Fülle auf die armen wartenden Reisenden am Bahnhof niederregnen würde. Ich will nicht bestreiten, dass es nicht schon Personen „getroffen“ hat, aber auf diese Weise führt man die Leser gezielt aufs falsche Gleis.

Schon die Behauptung von, es handele sich um ein „schonendes  Vorgehen“, halte ich für äußerst fragwürdig. Meine Recherchen zum Thema „Tauben unfruchtbar machen“ führten zu anderen Erkenntnissen, die bei mir jede Menge Bedenken aufkommen lassen:

Verschwiegene Fakten über die Sterilisation von männlichen Tauben

  • Bereits im Oktober 2014 wurde eine veterinärmedizinischen Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen veröffentlicht. Mit historischen Quellen sowie Pros und Contras zur Sterilasation von Stadttauben.
  • Viele Straßentauben sind unterernährt und körperlich geschwächt, damit für chirurgische Eingriffe oft ungeeignet. Narkosen sind daher extrem riskant.
  • Die Sterilisation von Tauben ist beileibe kein Routineeingriff. Vielmehr ist dieser mit sehr hohen Risiken verbunden. Viele Tauben würden den Eingriff wahrscheinlich nicht überleben.
  • Die Tauben werden am Bahnhof weggefangen, darunter natürlich Elterntiere, deren Babies nun jämmerlich verhungern müssen. Gerade kleine Küken überleben nur Stunden ohne Nahrung.
  • Auf den ersten Blick kann man selten mit Sicherheit bestimmten, welches Tier ein Täuber oder eine Täubin ist. Blut- oder Federuntersuchung sind zeitaufwendig und kosten Geld.

Wenn du wissen willst, was bei solchen Versuchsprojekten abgehen kann, dann lies bitte die Gießener Studie zur Kastration von Täubern von 2014 . Hier findest du das komplette PDF

Meine Erfahrung mit Taubenkot am Hauptbahnhof

Seit knapp zehn Jahren pendle ich beruflich zwischen Köln und Düsseldorf. In der Regel 5 mal in der Woche. Ich kenne also die Bahnsteige und weiß in etwa, wo Tauben sind. Und in Düsseldorf ist es mir in der ganzen Zeit nur ein einziges Mal am Gleis 4 passiert, das gleich neben mir ein Kleks runterkaum. Der Grund: Durch die systematischen Vergrämungmaßnahmen – u.a.Spikes – sind die Reisenden schon sehr gut geschützt. Was Bild da geschrieben hat, halte ich daher für Panikmache. Denn die Tauben am Hauptbahnhof  laufen – übrigens in recht überschaubarer Zahl – in den Bereichen des Personenverkehrs eigentlich nur auf dem Boden, um etwas Fressbares zu finden.

Tauben am Düsseldorfer Hauptbahnhof
Tauben am Bahnsteig 4 bei der Nahrungssuche

Der eigentliche Hotspot des dort ansässigen Taubenschwarms befindet sich hinter dem Nordeingang des Bahnhofs, also am Bertha von Suttner Platz – wo der Bildredakteur wahrscheinlich auch sein Motiv gefunden hat. Reisende und Bahnhofsbesucher können dennoch aufatmen. Nicht nur vom Taxistand aus gelangt man sicher zum Bahnsteig – ohne hinterher Kleidungsstücke in die Reinigung geben zu müssen. Am Bertha-von Suttner-Platz sind Gehwege und der Eingang zum Bahnhof überdacht und damit gut geschützt gegen Regen – und natürlich Taubenkot. Da hat die Bahn sehr gute Arbeit leisten lassen.

Stadttauben-Pärchen am Bertha-von-Suttner-Platz
Die Zugänge zum Bahnhof sind gut überdacht

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema: männliche Tauben, die für das Pilotprojekt eingefangen werden und kastriert werden sollen. Die Bild fasst sich wie bereits gesagt ausgesprochen kurz. Der Eingriff erfolge unter Betäubung und dauere ca. 10 Minuten – das sei schon alles. Über mögliches Tierleid und die Risiken bei Operationen wird kein einziges Wort verloren.

Unterschreibt bitte die Petition gegen die Sterilisation

Gegen die geplante Sterilisation von Stadtauben in den Städten Düsseldorf, Mainz und Wiesbaden gibt es eine Petition. Dort findet ihr alle wichtigen Informationen im Überblick. Wenn ihr den Stadttauben aktiv helfen wollt, dann ist jetzt dafür der richtige Zeitpunkt. Wir brauchen 1000 Stimmen!

Bitte hier unterschreiben und unbedingt weiter in den sozialen  Medien teilen. Und wenn ihr unterschrieben habt, müsst ihr das noch einmal via E-Mail bestätigen, erst dann gilt eure Stimme!

Noch ein paar Beweisfotos

Damit du dir vorstellen kannst, wie weit Bild und Realität auseinander liegen, zeige ich dir ein paar Schnappschüsse, die ich in der Nähe des Tauben-Hotspots gemacht habe:

Hauptbahnhof Gleis 16 Hauptbahnhof Gleis 18

Spikes über der Abfahrtstafel am Gleis

Vergrämung durch Spikes an der Überwachungskamera
Vergrämung durch Spikes an der Überwachungskamera

Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf 2 Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf 1 Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf 4

Last but not least: Mein Senf zum Taubenproblem
Es mögen die Bahn und bestimmte Interessengruppen vielleicht anderer Meinung sein, aber von einem ernsthaften Taubenproblem würde ich am Hauptbahnhof in Düsseldorf nicht sprechen wollen. Im letzten Sommer habe ich gerade mal 80 Tiere gezählt.

Ganz plötzlich ist der Schwarm sichtlich geschrumpft. Wie ich schon in einem vergangenen Beitrag geschildert hatte, verschwand am Bahnhof im Februar 2019 einen auf den anderen Tag  eine beträchtliche Zahl von Tauben. Über deren Verbleib wusste kein Mensch etwas zu sagen. Und Tauben können leider nur gurren.

Kein Aprilscherz: Zwei krasse Fälle mit Stadttauben

Fußkranke Tauben anfüttern

Ehe ich mich versehe, ist der April schon fast vorüber und noch kein einziger neuer Artikel im Blog. Schande über mich, aber die Zeit rannte mir weg. Familie und Job gingen diesen Monat vor. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Begegnungen über die ich kurz berichten möchte, weil sie mir in der Form einfach für mich Neuland waren.

Jungtaube konnte nicht mehr kacken

Immer wieder passiert es, dass hungrige Krähen auch in Taubennestern räubern und sich wehrlose Kühen holen. Mir fiel im Hofgarten beim Anfüttern eine Krähe auf, die sich an pickende Tauben anpirscht und versucht eine zu stellen. Das sind zwar Gesetze der Natur, aber bitte nicht vor meinen Augen. Dreimal gelang es mir der Krähe ein anvisiertes Beuteopfer zu entreißen. Beim letzten Fall, am vergangenen Karfreitag, handelte es sich um eine noch deutlich fiepende Jungtaube, die offensichtlich Probleme mit einem Bein hatte. Sie humpelte und dass recht kraftlos. Ich scheuchte die Krähe weg und konnte die verängstigte Taube problemlos aufsammeln.

Jungtaube Freddy in Sicherheit
Jungtaube Freddy in sicherer Umgebung – keine Kotkleckse weit und breit

Glücklicherweise hatte die Kleine (ich gab ihr später den Namen Freddy) keine blutigen Verletzungen. Im Vogeltransporter verhielt sie sich auch ganz normal, er pickte an dort bereitliegende Körnchen und rebellierte dann gegen die Gefangenschaft. Zu Hause zog sie um in ein größeres Behältnis. Bis dahin lief alles wie gehabt. Am Abend wunderte ich mich, dass  Freddy weder ein Häufchen noch Flüssiges abgesetzt hatte. Zuerst dachte ich, dass die Taube zu wenig Flüssigkeit im Kropf hätte. Beim Untersuchung fiel mir auf allerdings, dass das Gefieder ziemlich mit Kot verklebt war. Sollte darin die Ursache liegen? Ich war etwas ratlos. Wie schon bei den PMV-Fällen, wo ich nicht mehr weiterkam, konsultierte ich meine Taubenfreundin in Spanien. Sandra F.  schrieb sofort zurück, dass solche Probleme keine Seltenheit seien. Freddie konnte also nicht kacken, weil der  Kanal total dicht war.

Wir spülten den verhärteten Kot mit warmen Wasser klumpenweise aus dem Gefieder. Es dauerte fast eine Ewigkeit, bis die Kloake endlich wieder frei war und eine erste Fontäne rauskam. Freddy fiepte und zappelte ordentlich – hoffentlich vor Erleichterung. Denn keine Ahnung, wie lange der kleine Kerl schon an der Verstopfung gelitten hatte, am nächsten Tag hatte immer noch gehörigen Durchfall, so dass nur mit Futterbrei per Sonde ernährt wurde. Diese Art von Zwangsernährung macht mir überhaupt keinen Spaß (mir wahrscheinlich noch weniger als der Taube), doch wenigstens zeigte sich recht eine sichtbare Besserung. Freddy nahm ich mit nach Köln, wo er dann von Gwendolin übernommen wurde.

Verschnürung und ein eigroßes Abszess am Fuß.

Mir sind bei meinen Rundgängen ja schon einige krasse Fälle von Fußverletzungen zu Augen gekommen, aber anscheinend kann es immer noch schlimmer werden. Der Täuber, von dem ich hier schreibe, ist  ein bekannter Körnerkunde aus der Altstadt, die ich wegen seiner Verschnürungen bereits im Winter vergeblich versuchte zu sichern. Das Kerlchen war clever und flink. Als ich ihn gestern Nachmittag wieder sah, bekam ich meine Chance, weil ihn der Hunger alles Vorsicht vergessen ließ und er mir quasi vo die Füße flog. Ich hatte ihn beim ersten Zugriff. Der Zustand des Fußes hatte sich in der Zwischenzeit zusehends verschlechtert. Zu den Entzündungen durch die Fäden bekam die Taube noch eiförmige Eiterablagerungen am Bein, möglicherweise durch eine Streptokokkeninfektion verursacht.

Stadttaube mit Tumor am Bein
Von der Seite kann man die schlimmen Stellen am Fuß nicht deutlich sehen

 

Damit war die Geschichte nicht beendet. Es war Samstag nachmittag und der Platz voller Menschen, die meine Aktion sahen. Links ein Gruppe jugendlicher Neo-Punks, die sich erst über meine Fütterung lustig machten, dann aber, als sie mich mit der Taube in der Hand sahen, sofort recht lautstark wissen wollten, was ich den mit dem Vogel vorhätte. Von rechts kam eine Gruppe Moslems hinzu, für die Tauben bekanntlicherweise heilige Tiere sind. Nun hieß es, die Nerven zu behalten und sachlich mein Handeln zu erklären. Ich zeigte das schlimme Bein der Taube und betonte, dass die Arme dringend eine ärztliche Versorgung bräuchte.

Eiförmiges Abszess am Taubenfuß als Folge einer Streptokokkeninfektion
Eitriges Abszess fast so groß wie ein Taubenei

Glücklicherweise wirkten der optische Eindruck und meine  Kommentare so überzeugend, dass die Leute sich zufrieden gaben und wieder ihrer Beschäftigung nachgingen. Als nächstes konsultierte ich Frau Bonmarriage, die als erfahrene Vogelpflegerin befürchtete, dass man den Fuß womöglich sogar amputieren müsste. Hoffentlich wird es nicht dazu kommen. Ich nehme die Taube morgen mit nach Köln und kann hoffentlich bald hier ein positiveres Update schreiben.

Resümee der jüngsten Taubenrundgänge

Stadttauben brauchen Wasser zum Trinken und Baden

Wegen einer sehr heftigen Grippe wurde ich fast drei Wochen von meinen Taubenrundgängen abgehalten. Das war traurig, aber manchmal geht die eigene Gesundheit auch vor. Erst als ich wieder in nach Köln fuhr, nutzte ich die Wartezeit am Hauptbahnhof, um nach den gefiederten Gesellen zu schauen.

Erfreulich war, dass am Bertha von Suttner Platz nach wie vor regelmäßig gefüttert wird, wenn auch so viel, dass immer noch sehr viel liegenblieb. Möglicherweise wissen die Fütterer nicht, dass der Bestand dort enorm abgehommen hat. Von den ganzen PMV-Fällen war auch nichts mehr zu sehen.

Nur eine kleine Taube fiel mir auf. Sie hatte an einem Flügel zu wenig Federn und bekam Probleme bei Abflug. Ich schaute jeden Abend nach ihr und fütterte sie an.  Fressen und trinken klappte tadellos – und im Laufe der Tage baute sie auch ganz gut auf, so dass ich beschloss, sie erst einmal nicht aus ihrer vertrauten Umgebung zu reißen. Ich werde sie aber weiter beobachten.

Jungtaube in Düsseldorf
Kleine Taube mit fehlenden Federn am Flügel

Vergrämung in Bilk

Am Bilker Bahnhof hat die Vergrämung ein schreckliches Ausmaß angenommen. Nahezu gesamte Bereich unterhalb der Eisenbahnbrücke wurde mit Metalfolien versiegelt, so dass sich die Tauben dort nirgendwo mehr niederlassen können.

Vergraemung der Stadttauben in Düsseldorf Bilk
Vergraemung der Stadttauben in Düsseldorf Bilk

Im Hofgarten ist die Anzahl der Stadttauben nach wie vor sehr überschaubar – also kein Vergleich mit dem vergangenen Jahr. Obder Bestandsrückgang nun allein durch Fressfeinde verursacht wird, lasse ich an dieser Stelle mal offen. Ansonsten sah die Gang recht munter aus. Ein Täubchen hatte am Kopf ein paar Feder gelassen, zeigt aber aber keinerlei Schwächen, so dass es sicher weiterhin selbst klar kommt. Bis auf eine unkomplizierte Entschnürung musste ich daher nicht aktiv werden.

Frische Verschnürung am Fuß einer Stadttaube
Diese Entschnürung wurde schnell entfernt

Schon jetzt verirrte Reisetauben im Anflug?

Obwohl die Reisesaison erst im April losgeht, sah ich gesten morgen bereits die erste Brieftaube. Wahrscheinlich ein Testflieger, da  ein sehr junges Täubchen mit grünem Ring (2019), einer Telefonnummer und dem Hinweis „Bitte melden“. Gecheckt, getan. Leider wieder mal erfolglos. Wie schon so oft zuvor, meldete sich ein AB ohne Namensnennung. Dreimal hinterließ ich meine Nachricht mit Rückrufnummern (Festnetz und Mobil) und bat um einen Rückruf. Der kam bis heute nicht bei mir an.

Beringte Brieftaube 2019
Ring mit Telefonnummer und Bitte um Meldung

Jetzt frage ich mich nur, wie ernst man die Besorgnis des Inhabers nehmen soll. Vielleicht war der Ring auch nur ein Zugeständnis, weil der Verband Druck macht und von seinen Mitglieder erwartet, dass sie zukünfti mehr sich mehr um ihre Tauben kümmern. Heute nachmittag beschloss ich die Taube nicht erst einmal nicht zu sichern, bis sich der Züchter meldet. Schließlich liegt mein Fokus auf hilfsbedürftigen Stadttauben.

Update zum Kampf gegen die Taubenplage in Viersen

Das ging ja recht schnell. Schon am Veilchendienstag veröffentlichte die Rheinische Post den aktuellen Stand über das, was mit den Tauben in der Viersener Fußgängerpassage – nicht! – geschehen soll. Alles andere bleibt offen, aber es gibt eine Vorgabe: Vergrämung mit einfachen Mitteln.

Keine Verwendung von klebrigen Vergrämungsmitteln

Die gute Nachricht ist, dass man von Vergrämungsmitteln, die in Viersen schon 2015 zum Einsatz gekommen waren und  noch letzte Woche erneut angedacht waren, nun Abstand nimmt. Ob es sich dabei um NOPALOMA oder eine andere Klebepaste gehandelt hat, geht aus der Stellungnahme gegenüber der Presse nicht hervor. Man hielt sich bedeckt, wies jedoch darauf hin, dass man inzwischen über die schädlichen Folgen von Vergrämungsmitteln informiert sei. Von einem Verbot wüsste man allerdings nichts. Wie dem auch sei: Der Kampf gegen die Taubenplage in Viersen geht weiter.

Aber die Kampfansage gegen Tauben bleibt

Die Strategie des Viersener Stadtrats ist nach wie vor Vergrämung. Man will sich für ein einfaches Mittel entscheiden. Doch was bitte ist bei der beschriebenen Stadttaubenproblematik eine einfache Lösung? Außer den Kot regelmäßig zu entfernen, fällt mir auf Anhieb keine ein.

Eine nachhaltige Lösung wäre ein Taubenprojekt mit Experten einzurichten – entweder in Form eines Taubenhauses, wo die Tiere ein Zuhause finden oder auch durch Gewöhnung an eine betreute Futterstelle fernab der Fußgängerpassage – beides in Kombination mit einer Geburtenkontrolle durch den Austauschvon Eiern gegen Plastikattrappen. Diese Methode hat in viele Städten schon sehr gut funktioniert, sie muss aber artgerecht umgesetzt und konsequent praktiziert werden. Eine friedliche und tiergerechte Lösung war wohl wieder kein Thema in der vergangenen Sitzung.

Tauben sollen hungern und den Standort wechseln

Wahrscheinlich setzt man auf die Keule des Ordnungsamts: Fütterungsverbot, mehr Kontrollen und Strafen. So will man Viersen die Tauben aus den Fußgängerzonen vertreiben. Ist der Stadtrat tatsächlich so weltfremd? Ich glaube eher nicht.

Dass die Methode nicht viel bringen wird, wissen die Entscheider mit Sicherheit, aber solche Maßnahmen haben ja auch einen gewissen Showeffekt. Die braven Bürger auf der Straße sehen, dass etwas unternommen wird im schönen Viersen. Da stehen Verbotsschilder, Ordnungshüter patrollieren, wer sich nicht an das Verbot hält, wird zur Kasse gebeten. Damit fängt man vielleicht Wähler, löst aber kein Stadttaubenproblem.

Oder vielleicht mit chemischen Repellentien verscheucht werden?

Schon aus einem früheren Bericht (vom 9. Februar 2019) über geplante Aktivitäten der CDU gegen die Viersener Stadttauben, geht hervor, dass Ratsherr Ole Wiggers über eine artgerechte Lösung des Taubenproblems nicht  nachdenkt. Darin wird ein Geruchsstoff angesprochen, der Tauben fernhalten soll. Erneute Fehlanzeige, denn die Wirkung von chemischen Repellentien ist nicht  nachgewiesen (siehe Empfehlungen von Haag-Wackernagel). Statt ordentlich zu recherchieren zu lassen oder einen in Viersen ansässigen Taubenzüchter zu konsultieren, plant die CDU Einsatzgruppe wohl lieber nur mit Schädlingsbekämpfern ihres Vertrauens.

Also abwarten, was da in Viersen tatsächlich alles auf den Weg gebracht wird. Ich habe schon die Taubenfreunde in NRW alarmiert und die in Viersen und Umgebung wohnen, gebeten, dass sie die Augen aufhalten. Denn sollten Lebendfallen aufgestellt werden und verdeckte Aktionen laufen, beispielsweise, dass Tauben von einer Schädlingsbekämpfungsfirma eingefangen und (angeblich) umgesiedelt werden, dann werden unverzüglich alle Tierschutzorganisationen informiert werden!

Taubenplage Viersen: Offener Brief an die Rheinische Post

Stadttaube in Viersen
Screenshot vom Artikel der online Ausgabe

Die Rheinische Post hat am 1.3. 2019 einen Artikel über das Taubenproblem in Viersen veröffentlicht, in welchem sich die ansässige Antitaubenfraktion, CDU (Ratsherr Ole Wiggers) und Vergrämer, mit überholten Konzepten profiliert, aber das Kernproblem mal wieder nicht angesprochen wird.

Da die Redaktion Karneval feiert, hat sie auch die Kommentarfunktion gesperrt. Darum gebe ich hier meinen Senf in Form eines offenen Briefs dazu:

Sehr geehrte Frau Fischer und RP-Redakteure, sehr geehrter Herr Ratsherr Wiggers,

schon das Foto zu Ihrem Artikel wirkt etwas irritierend. Eine Taube auf weiter Flur? Na dann machte die Plage wohl gerade Pause.

Stadttauben sind Stadtbewohner

Ich kenne diverse Tauben-Hotspots in Düsseldorf. Die sind oft nicht so überschaubar, manchmal mit hundert Tauben an einem Platz, alle verzweifelt auf Futtersuche. Wie die Natur nun mal so ist, bleiben Hinterlassenschaften.

Es ist nachvollziehbar, dass manche Menschen mit dem Kot ästhetische Probleme haben. Andere Gefahren anzuführen, ist unhaltbar und reine Panikmache. Das sieht Volker Guske (Vorsitzender des Landesverbands NRW der deutschen Schädlingsbekämpfer) ja auch ähnlich. Ebenso, dass viele Vergrämungsversuche gar nicht wirkten, hat er richtig bemerkt. 

Der Grund dafür ist: Stadttauben sind Nachkommen der Felsentaube, die sehen Hausfassaden und Dächer als ihren natürlichen Lebensraum an. Außerdem haben wir Menschen die Tauben selbst in die Städte geholt, dort gezüchtet, veredelt und als Nutztiere eingesetzt. Deren verwilderten Nachfahren kann man nicht einfach verjagen oder vergrämen. Denn Tauben sind von Natur aus standorttreu.

Was kann man also tun?

Die einfache Soforthilfe gegen hässlichen Taubenkot: Wasser (am besten heißes) drüber. Damit lässt sich der  Kot normalerweise recht leicht wegspülen. Ich spreche aus Erfahrung und kann versichern, dass die Methode funktioniert. Übrigens: Taubendreck kann man um ein Vielfaches besser entfernen als manche menschliche Hinterlassenschaft. Zum Beispiel ausgespuckte Kaugummis, die unzählige Gehwege verunstalten.

Die nachhaltige Lösung: Man bietet den Stadttauben einen festen Standort, einen betreuten Taubenschlag, in dem sie keine Pommes suchen müssen sondern artgerechtes Futter geboten bekommen. Und in dem man durch regelmäßigen Eiertausch auch sehr gut die Population kontrollieren kann. Solche Projekte gibt es in vielen deutschen Städten. Einfach mal googeln und Experten ansprechen. Die informieren sicher gerne weiter.

Fütterungsverbote ohne Alternativen sind keine Lösung

Fütterungsverbote verhindern nicht, dass Stadttauben weiterhin überall in der Stadt  auf Futtersuche gehen. Der Hunger treibt sie dazu. Sie picken menschlichem Müll wie Essensresten und Erbrochenem. Sie bekommen Durchfall, der übrigens schwerer zu entfernen ist als normaler Kot.

Dennoch vermehren sich die Tauben weiter. Durch dauerhaften Hunger können sie zu Stressbrütern werden. Sie legen noch mehr Eier. Viele Jungtauben werden durch den Nahrungsmangel krank und sterben qualvoll, aber es kommen auch immer wieder neue Tauben nach – auch Zuflieger von außerhalb: Weil Züchter ihren Bestand aussortieren und nicht zuletzt durch den internationalen Brieftaubensport. Jedes Jahr in der Saison von Mai bis September werden unzählige Tauben bei Wettbewerben kreuz und quer durchs Land geschickt. Darunter auch unerfahrene Jungtauben zu Trainings- und Testzwecken.Viele  finden nicht zurück, sterben unterwegs oder stranden in Ortschaften und Städten. Als zugeflogene Stadttauben. Die begegnen mir in Düsseldorf jeden Tag.

In Düsseldorf zugeflogene Reisetaube
Eine von unzähligen Brieftauben aus der Saison 2018, die sich als Zuflieger in der Stadt niedergelassen haben.

Auch Klebepasten sind der falsche Weg.

Solche Maßnahmen sind pure Tierquälerei mit oft tödlichen Folgen. Nicht nur für Tauben, auch für andere Vögel und Insekten (falls es diese in Viersen noch gibt). Klebepasten werden übrigens vom Basler Taubeabwehrexperten Daniel Haag Wackernagel eindeutig abgelehnt. weil sie das Gefieder dauerhaft schädigen. In vielen deutschen Städten (z.B. Berlin und Stuttgart) wurde das Teufelszeug verboten und musste wieder entfernt werden. In Viersen fängt man jetzt an, darüber machzudenken.

Wollt Ihr das wirklich?

Folgen von Klebenpasten
Durch Klebepaste nahezu flugunfähige Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube

Also liebe Leute, setzt euch bitte zusammen und lasst euch nicht vom Taubenhass leiten, sondern denkt mal lieber konstruktiv und entscheidet euch für die Lösung, die allen hilft: Gastronomen, Geschäftsinhabern, Shopping-Passanten und natürlich den Tauben.

Ein gut geführtes Taubenprojekt dürfte zudem kosteneffektiver sein als sinnlose Vergrämungsversuche und immer mehr Ordnungspersonal, um Taubenfütterer zu fassen.

Altweiber mit Stadttauben

Junge Stadttaube im Hofgarten Düsseldorf

Heute beginnen  die Drei Tollen Tage in den Narrenhochburgen. Köln und Düsseldorf gehören ganz klar dazu. Um dem Trubel und den Komasauf-Szenarien unterwegs zu entgehen, nahm ich mir für die Zeit Urlaub. Und heute war ich gleich mit meinem Taubenfreund im Hofgarten verabredet um unser Wildvogelfutter loszuwerden und um nach verletzten Tieren zu schauen.

Hungrige Stadttauben
Ein Korn in der Luft und schon sind alle da
Stadttauben am Altweiber im Hofgarten
Die arg geschrumpfte Körner-Gang
Stadttauben in Düsseldorf
Große Freude unter den gefiederten Freunden
Stadttauben warteten auch bei Dunkelheit am Bertha-von-Suttner-Platz
Stadttauben warteten auch bei Dunkelheit am Bertha-von-Suttner-Platz

Mein erster Eindruck war, dass die Körnergang weiterhin extrem überschaubar ist – obwohl seit zwei Wochen einige Neuzugänge die Lücken ganz langsam füllen. Es will mir einfach nicht aus dem Kopf, dass meine alten Freunde illegalen Anti-Tauben-Aktionen zum Opfer gefallen sind. Nicht im direkt im Hofgarten. Irgendwo in Düsseldorf, dort wo  die Vögel besonders unbeliebt sind. Besonders auffällig war das Verschwinden einer beträchtlichen Menge an Taubem am Bertha-von-Suttner-Platz.

Betha-von-Suttner-Platz
Alle Tauben sind wie vom Erdboden verschluckt

Dort hatte ich den ganzen Winter über nach dem Rechten geschaut und verletzte,  kranke Tiere nach und nach eingesammelt – zuletzt auch neue PMV-Fälle. Einen auf den anderen Tag waren alle diese Tauben verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Dass beispielsweise die Bahn AG  – ähnlich wie in Neumünster oder Passau geschehen – eine Firma für die Säuberung beauftragt hatte. Um ganz sicher zu gehen, erkundigte ich mich bei den zuständigen Stellen in Düsseldorf. Dabei kam heraus: Weder dem Tierheim noch das Veterinäramt in Düsseldorf liegen irgendwelche Infos vor. Lebendfallen habe ich keine entdecken können. Alles recht mysteriös.

Aber bestimmt keine Paranoia eines Taubenfreundes. Nicht weit vom HBF, am S-Bahnhof Friedrichstadt, wurden diverse tote Stadtauben an einer Stelle gefunden, die jemand dort ritualartig platziert hatte. Interessant in diesem Zusmmenhang ist, dass genau an dieser Stelle auch regelmäßig gefüttert wurde. Etwa eine Botschaft an alle, die dass Fütterungsverbot ignorierten? Vielleicht aber nur eine Verschwörungstheorie.