Im Juni mit Tauben in Düsseldorf

Brieftaube aus Wattenscheid

In den letzten drei Wochen gab es zwei wichtige Begebenheiten, die ich in diesem Beitrag zusammenfassen möchte.

Brieftaube 580740 wurde tasächlich abgeholt

Ich fange mal mit einer ersten Brieftaube in 2019 an. Die war mir im Hofgarten vor rund zwei Monaten aufgefallen. Von Anfang an hatte ich den Eindruck, dass sie dauerhaft nicht im Stadttaubenschwarm klarkommen würde. Dafür verhielt sie sich zu distanziert und viel zu wenig kämpferisch. Als sich die Gelenheit bot, fotografierte ich die Ringinformationen und benachrichtigte den Besitzer, seines Zeichens Rechtsanwalt und 2. Vorsitzender eines Reisesportvereins im Ruhgebiet. Erstaunlicherweise erklärte sich der Herr sofort bereit, die Taube bei mir abzuholen, wenn ich sie eingefangen hätte. Allerdings sah er kaum Chancen. Zitat: „Die werden Sie niemals kriegen. Das sind clevere Kerlchen und lassen sich nicht einfangen.“ Nun denn, es kam anders, weil bei der Taube nach einiger Zeit auch der Hunger größer war als jede Vorsicht.

In der freien Natur wäre sie wohl früher oder später verhungert. Denn bei mir zu Hause zeigte sich, wie wählerisch Zuchttauben bei der Nahrungsaufnahme sein können. Während sich Ringels und Stadttauben bei allen Körnern bedienen, die man ihnen vorwirft, sprang Nr. 580740 erst einmal in die Futterschale und selektierte ausschließlich die Pralinen (hauptsächlich geschälte Sonnenblumenkerne), den Rest – darunter auch Erbsen und Mais – verteilte sie im Stall und verschmähte ihn.

Wählerische Brieftaube
Nur die Leckerlies werden akzeptiert

Wenigstens hatte ich erstmalig eine positive Erfahrung mit einem Züchter. Der Mann stand zu seinem Wort und kam persönlich, um seine Taube wieder zu übernehmen. Er bedankte sich sehr nett und erzählte mir dass er sie gerne für die weitere Zucht einsetzen möchte. Im Kochtopf würde sie auf keinen Fall enden, versprach er hoch und heilig.

Das große Elend der Düsseldorfer Altstadttauben

Als die Leiterin des Düsseldorfer Tierheims kürzlich gegenüber der BILD erzählte, man wolle jetzt Tauben kastrieren, weil man schließlich nicht die ganze Stadt mit betreuten Taubeschlägen bepflastern könne, vergass sie zu erwähnen, dass ihr Projekt bereits um eine ganz Station ärmer geworden ist. Ich werde nicht daher müde, nochmals hier zu betonen, wie sehr sich die Situation der Altstadttauben seit der Schließung des Taubenturms am Burgplatz verschlechtert hat. Nicht nur Hunger und Krankheiten grassieren, in Ermangelung der kontrollierten Nistplätze, brüten viele Tauben in unmittelbarer Nähe eines Rauchabzugschachtes, so dass das Gefieder der Küken verölt. Betroffene Tauben können schlechter fliegen und verfilztes Gefieder schützt weniger gegen Nässe und Kälte.

Tod einer ausgehungerten Jungtaube

Letzte Woche sicherte ich in der Brückenstraße noch am späten Abend eine herumirrende Jungtaube, die völlig fertig war und keine 180 g mehr auf die Waage brachte. Dazu muss sehr lobend die Hilfe der Mitarbeiter der Pommesbude erwähnen. Sie brachten sofort einen Karton. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle!

Ausgehungerte Jungtaube aus der Düsseldorfer Altstadt
Die kleine Taube am Abend nach ihrer Sicherung, der Kot war noch normal

Trotz sofortiger Versorgung mit Nutribrei und Vitaminen schaffte die Kleine es leider nicht. Am nächsten Nachmittag bekam sie extremen Durchfall und verstarb innerhalb von drei Stunden.

Verstorbene Jungtaube
Sie schlief friedlich bei mir ein.

Das miterleben zu müssen, tut immer wieder weh, aber wenigstens passierte es nicht irgendwo auf der Straße. Ob ihre Organe wegen des langen Hungers versagt hatten oder ob womöglich taubenspezifische Rotaviren die Ursache waren, bleibt offen, da ich keine medizinische Untersuchung in die Wege geleitet habe. Ich vermute mal Ersteres, denn sonst wären noch viel mehr ähnliche Fälle vorgekommen. Solche waren mir bei meinen jüngsten Taubenrundgängen nicht aufgefallen.

 

Stadttaube „Hella“ – die Torwächterin

HELLA - die Kampftaube

Jungtaube ohne Furcht und Tadel

Hin und wieder begegnen mir echte Charaktertauben – ohne Übertreibung, solche gibt es wirklich – die werden unvergesslich bleiben. Das sind Individuen mit Verhaltensweisen, welche die meisten Menschen  einer Taube wohl kaum zutrauen. Zwei von dieser Sorte habe ich schon in meinem Blog Beiträge gewidmet: Smart-T und Meimei. Vor zwei Wochen lernte ich HELLA kennen, eine Jungtaube aus Düsseldorf Unterrath, die ich nach diversen Notrufen in Facebook doch noch sichern konnte. Die erste nachricht erreichte mich Freitag Vormittag im Büro weshalb ich als Helfer gar nicht zur Verfügung stand. Traurigerweise fand sich in Düsseldorf auf niemand, der sich der Taube annahmen konnte.

Keine Hilfe aus Düsseldorf in Sicht

Die Situation schien ziemlich hoffnungslos.  Laut der Beschreibung konnte die Taube kaum fliegen und war wohl ziemlich geschwächt. Aufgeplustertes Gefieder, müde Augen etc. Allerdings besaß sie noch so viel Kraft, dass sie einem ersten Sicherungsversuch entwischen konnte war. Trotzdem grenzte es an ein Wunder, dass sie am nächsten Tag wieder dort saß, wo die Notfallmelderin sie geortet hatte. Dort laufen werden Hunde Gassi geführt und es gibt jede Menge andere natürliche Feinde, für die sie eine leichte Beute gewesen wäre. Da ich fürchtete, dass auch mein Sicherungsversuch daneben gehen könnte, nahm ich nach langem wieder meinen Kescher mit. In Unterrath traf ich mich mit meinem Taubenfreund Markus H., der sich vor Ort gut auskannte und mich schnell zur richtigen Stelle führte. Dort saß die kleine HELLA neben einer Parkbank, völlig isoliert von anderen Tauben. Wir hatten Glück – die Taube ging uns sofort in Netz.

Stadttaube HELLA im Ttixi Tiertransporter
Stadttaube HELLA ist endlich in Sicherheit.

Aus irgendeinem Grund war  die Jungtaube schon von ihren Eltern abgesetzt worden, ob sie noch nicht so richtig in der Lage war für sich selbst zu sorgen. Der Kropf war jedenfalls komplett leer und auf die Wage brachte sie gerade mal 195 g. Und Hella hatte ziemlich brutalen Durchfall. Alles keine guten Vorausetzungen, um überleben zu können.

Stadttaube HELLA im neuen Quartier
Was HELLA in Besitz genommen hat, gibt sie nicht mehr her.

Zu Hause bekam sie zum Frühstück eine Portion Sonnenblumenkerne, auf die sie sich sogleich gierig stürzte. Nur mit dem Picken schien es noch nicht so richtig klappen zu wollen. Darum bekam sie von mir noch täglich mehrere Rationen Aufzuchtfutter mit der Sonde zugeführt. Mit Erfolg. Der Durchfall der kleinen Taube wurde zusehends besser genauso wie Hellas Selbstbewusstsein stärker wurde, was die folgenden Aufnahmen ganz gut veranschaulichen..


(Video mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet)

Obwohl Hella noch Kükenflaum im Gefieder hatte und die Schnabelwarze noch „grün“ war, zeigte sie nicht die geringsten Anzeichen von Furcht. Hella wusste sich zu behaupten. Futter und Unterkunft wurden kompromisslos verteidigt.


(Video mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet)

Hella ist eine echte Kampftaube. Wer sich ihr zu sehr nähert, selbst wenn es nur einen Wasserwechsel geht, bekommt Hellas Schnabel zu spüren.


(Video mit erweitertem Datenschutzmodus eingebettet)

Damit sich HELLA in natürlicher Umgebung mit anderen Tauben weiter gut weiter entwickeln kann, habe ich sie nach Köln gebracht. Dort demonstrierte sie  dort ebenfalls ihr eigenwilliges „Taubenköpfchen. Wie ich hörte, gelang es ihr, einem unbemerkten Moment aus der Voliere auszubüchsen. Von dort begab sie sich auf eine ausgedehnte Entdeckungsreise durchs Haus von Genwendolin. Ja so ist sie die gute HELLA, an sie werde ich bestimmt noch oft denken.

Düsseldorf will Tauben kastrieren lassen. Im Tierheim!

Bild artikel Tauben kastrieren

In einem inhaltlich sehr dürftigen Artikel und der typisch reißerischen Optik berichtet die Bild-Zeitung über das Vorhaben der Stadt Düsseldorf, männliche Tauben im Clara Vahrenholz Tierheim kastrieren zu lassen, um so endlich Herr der sogenannten Taubenplage am Hauptbahnhof Düsseldorf zu werden.

Als „Pilotprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung“ – so heißt es in der Zeile unterhalb der Überschrift. Was soll uns das sagen? Ich halte solch plakative Aussagen für reine Augenwischerei, um gegenüber der Bild-lesenden Bevölkerung die Seriösität des so gut wie gar nicht beschriebenen Konzepts zu  verdeutlichen. Statt echter Aufklärung wieder einmal nur ein PR-Artikel zur Unterstützung der Antitauben-Lobby unserer Stadt.

Düsseldorf will Tauben kastrieren lassen. Die Bild schreibt warum und wie
Düsseldorf will Tauben kastrieren lassen. Die Bild schreibt in zwei Sätzen warum und wie.

Die“Bild“ reduziert einen komplexen Sachverhalt auf wenige Dreizeiler, beschönigt damit das Projekt und bekräftigt dazu noch das traurige Image der Stadttaube als Stadtverschmutzer, deren Kacke in Hülle und Fülle auf die armen wartenden Reisenden am Bahnhof niederregnen würde. Ich will nicht bestreiten, dass es nicht schon Personen „getroffen“ hat, aber auf diese Weise führt man die Leser gezielt aufs falsche Gleis.

Schon die Behauptung von, es handele sich um ein „schonendes  Vorgehen“, halte ich für äußerst fragwürdig. Meine Recherchen zum Thema „Tauben unfruchtbar machen“ führten zu anderen Erkenntnissen, die bei mir jede Menge Bedenken aufkommen lassen:

Verschwiegene Fakten über die Sterilisation von männlichen Tauben

  • Bereits im Oktober 2014 wurde eine veterinärmedizinischen Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen veröffentlicht. Mit historischen Quellen sowie Pros und Contras zur Sterilasation von Stadttauben.
  • Viele Straßentauben sind unterernährt und körperlich geschwächt, damit für chirurgische Eingriffe oft ungeeignet. Narkosen sind daher extrem riskant.
  • Die Sterilisation von Tauben ist beileibe kein Routineeingriff. Vielmehr ist dieser mit sehr hohen Risiken verbunden. Viele Tauben würden den Eingriff wahrscheinlich nicht überleben.
  • Die Tauben werden am Bahnhof weggefangen, darunter natürlich Elterntiere, deren Babies nun jämmerlich verhungern müssen. Gerade kleine Küken überleben nur Stunden ohne Nahrung.
  • Auf den ersten Blick kann man selten mit Sicherheit bestimmten, welches Tier ein Täuber oder eine Täubin ist. Blut- oder Federuntersuchung sind zeitaufwendig und kosten Geld.

Wenn du wissen willst, was bei solchen Versuchsprojekten abgehen kann, dann lies bitte die Gießener Studie zur Kastration von Täubern von 2014 . Hier findest du das komplette PDF

Meine Erfahrung mit Taubenkot am Hauptbahnhof

Seit knapp zehn Jahren pendle ich beruflich zwischen Köln und Düsseldorf. In der Regel 5 mal in der Woche. Ich kenne also die Bahnsteige und weiß in etwa, wo Tauben sind. Und in Düsseldorf ist es mir in der ganzen Zeit nur ein einziges Mal am Gleis 4 passiert, das gleich neben mir ein Kleks runterkaum. Der Grund: Durch die systematischen Vergrämungmaßnahmen – u.a.Spikes – sind die Reisenden schon sehr gut geschützt. Was Bild da geschrieben hat, halte ich daher für Panikmache. Denn die Tauben am Hauptbahnhof  laufen – übrigens in recht überschaubarer Zahl – in den Bereichen des Personenverkehrs eigentlich nur auf dem Boden, um etwas Fressbares zu finden.

Tauben am Düsseldorfer Hauptbahnhof
Tauben am Bahnsteig 4 bei der Nahrungssuche

Der eigentliche Hotspot des dort ansässigen Taubenschwarms befindet sich hinter dem Nordeingang des Bahnhofs, also am Bertha von Suttner Platz – wo der Bildredakteur wahrscheinlich auch sein Motiv gefunden hat. Reisende und Bahnhofsbesucher können dennoch aufatmen. Nicht nur vom Taxistand aus gelangt man sicher zum Bahnsteig – ohne hinterher Kleidungsstücke in die Reinigung geben zu müssen. Am Bertha-von Suttner-Platz sind Gehwege und der Eingang zum Bahnhof überdacht und damit gut geschützt gegen Regen – und natürlich Taubenkot. Da hat die Bahn sehr gute Arbeit leisten lassen.

Stadttauben-Pärchen am Bertha-von-Suttner-Platz
Die Zugänge zum Bahnhof sind gut überdacht

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema: männliche Tauben, die für das Pilotprojekt eingefangen werden und kastriert werden sollen. Die Bild fasst sich wie bereits gesagt ausgesprochen kurz. Der Eingriff erfolge unter Betäubung und dauere ca. 10 Minuten – das sei schon alles. Über mögliches Tierleid und die Risiken bei Operationen wird kein einziges Wort verloren.

Unterschreibt bitte die Petition gegen die Sterilisation

Gegen die geplante Sterilisation von Stadtauben in den Städten Düsseldorf, Mainz und Wiesbaden gibt es eine Petition. Dort findet ihr alle wichtigen Informationen im Überblick. Wenn ihr den Stadttauben aktiv helfen wollt, dann ist jetzt dafür der richtige Zeitpunkt. Wir brauchen 1000 Stimmen!

Bitte hier unterschreiben und unbedingt weiter in den sozialen  Medien teilen. Und wenn ihr unterschrieben habt, müsst ihr das noch einmal via E-Mail bestätigen, erst dann gilt eure Stimme!

Noch ein paar Beweisfotos

Damit du dir vorstellen kannst, wie weit Bild und Realität auseinander liegen, zeige ich dir ein paar Schnappschüsse, die ich in der Nähe des Tauben-Hotspots gemacht habe:

Hauptbahnhof Gleis 16 Hauptbahnhof Gleis 18

Spikes über der Abfahrtstafel am Gleis

Vergrämung durch Spikes an der Überwachungskamera
Vergrämung durch Spikes an der Überwachungskamera

Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf 2 Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf 1 Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf 4

Last but not least: Mein Senf zum Taubenproblem
Es mögen die Bahn und bestimmte Interessengruppen vielleicht anderer Meinung sein, aber von einem ernsthaften Taubenproblem würde ich am Hauptbahnhof in Düsseldorf nicht sprechen wollen. Im letzten Sommer habe ich gerade mal 80 Tiere gezählt.

Ganz plötzlich ist der Schwarm sichtlich geschrumpft. Wie ich schon in einem vergangenen Beitrag geschildert hatte, verschwand am Bahnhof im Februar 2019 einen auf den anderen Tag  eine beträchtliche Zahl von Tauben. Über deren Verbleib wusste kein Mensch etwas zu sagen. Und Tauben können leider nur gurren.

Kein Aprilscherz: Zwei krasse Fälle mit Stadttauben

Fußkranke Tauben anfüttern

Ehe ich mich versehe, ist der April schon fast vorüber und noch kein einziger neuer Artikel im Blog. Schande über mich, aber die Zeit rannte mir weg. Familie und Job gingen diesen Monat vor. Nichtsdestotrotz gibt es zwei Begegnungen über die ich kurz berichten möchte, weil sie mir in der Form einfach für mich Neuland waren.

Jungtaube konnte nicht mehr kacken

Immer wieder passiert es, dass hungrige Krähen auch in Taubennestern räubern und sich wehrlose Kühen holen. Mir fiel im Hofgarten beim Anfüttern eine Krähe auf, die sich an pickende Tauben anpirscht und versucht eine zu stellen. Das sind zwar Gesetze der Natur, aber bitte nicht vor meinen Augen. Dreimal gelang es mir der Krähe ein anvisiertes Beuteopfer zu entreißen. Beim letzten Fall, am vergangenen Karfreitag, handelte es sich um eine noch deutlich fiepende Jungtaube, die offensichtlich Probleme mit einem Bein hatte. Sie humpelte und dass recht kraftlos. Ich scheuchte die Krähe weg und konnte die verängstigte Taube problemlos aufsammeln.

Jungtaube Freddy in Sicherheit
Jungtaube Freddy in sicherer Umgebung – keine Kotkleckse weit und breit

Glücklicherweise hatte die Kleine (ich gab ihr später den Namen Freddy) keine blutigen Verletzungen. Im Vogeltransporter verhielt sie sich auch ganz normal, er pickte an dort bereitliegende Körnchen und rebellierte dann gegen die Gefangenschaft. Zu Hause zog sie um in ein größeres Behältnis. Bis dahin lief alles wie gehabt. Am Abend wunderte ich mich, dass  Freddy weder ein Häufchen noch Flüssiges abgesetzt hatte. Zuerst dachte ich, dass die Taube zu wenig Flüssigkeit im Kropf hätte. Beim Untersuchung fiel mir auf allerdings, dass das Gefieder ziemlich mit Kot verklebt war. Sollte darin die Ursache liegen? Ich war etwas ratlos. Wie schon bei den PMV-Fällen, wo ich nicht mehr weiterkam, konsultierte ich meine Taubenfreundin in Spanien. Sandra F.  schrieb sofort zurück, dass solche Probleme keine Seltenheit seien. Freddie konnte also nicht kacken, weil der  Kanal total dicht war.

Wir spülten den verhärteten Kot mit warmen Wasser klumpenweise aus dem Gefieder. Es dauerte fast eine Ewigkeit, bis die Kloake endlich wieder frei war und eine erste Fontäne rauskam. Freddy fiepte und zappelte ordentlich – hoffentlich vor Erleichterung. Denn keine Ahnung, wie lange der kleine Kerl schon an der Verstopfung gelitten hatte, am nächsten Tag hatte immer noch gehörigen Durchfall, so dass nur mit Futterbrei per Sonde ernährt wurde. Diese Art von Zwangsernährung macht mir überhaupt keinen Spaß (mir wahrscheinlich noch weniger als der Taube), doch wenigstens zeigte sich recht eine sichtbare Besserung. Freddy nahm ich mit nach Köln, wo er dann von Gwendolin übernommen wurde.

Verschnürung und ein eigroßes Abszess am Fuß.

Mir sind bei meinen Rundgängen ja schon einige krasse Fälle von Fußverletzungen zu Augen gekommen, aber anscheinend kann es immer noch schlimmer werden. Der Täuber, von dem ich hier schreibe, ist  ein bekannter Körnerkunde aus der Altstadt, die ich wegen seiner Verschnürungen bereits im Winter vergeblich versuchte zu sichern. Das Kerlchen war clever und flink. Als ich ihn gestern Nachmittag wieder sah, bekam ich meine Chance, weil ihn der Hunger alles Vorsicht vergessen ließ und er mir quasi vo die Füße flog. Ich hatte ihn beim ersten Zugriff. Der Zustand des Fußes hatte sich in der Zwischenzeit zusehends verschlechtert. Zu den Entzündungen durch die Fäden bekam die Taube noch eiförmige Eiterablagerungen am Bein, möglicherweise durch eine Streptokokkeninfektion verursacht.

Stadttaube mit Tumor am Bein
Von der Seite kann man die schlimmen Stellen am Fuß nicht deutlich sehen

 

Damit war die Geschichte nicht beendet. Es war Samstag nachmittag und der Platz voller Menschen, die meine Aktion sahen. Links ein Gruppe jugendlicher Neo-Punks, die sich erst über meine Fütterung lustig machten, dann aber, als sie mich mit der Taube in der Hand sahen, sofort recht lautstark wissen wollten, was ich den mit dem Vogel vorhätte. Von rechts kam eine Gruppe Moslems hinzu, für die Tauben bekanntlicherweise heilige Tiere sind. Nun hieß es, die Nerven zu behalten und sachlich mein Handeln zu erklären. Ich zeigte das schlimme Bein der Taube und betonte, dass die Arme dringend eine ärztliche Versorgung bräuchte.

Eiförmiges Abszess am Taubenfuß als Folge einer Streptokokkeninfektion
Eitriges Abszess fast so groß wie ein Taubenei

Glücklicherweise wirkten der optische Eindruck und meine  Kommentare so überzeugend, dass die Leute sich zufrieden gaben und wieder ihrer Beschäftigung nachgingen. Als nächstes konsultierte ich Frau Bonmarriage, die als erfahrene Vogelpflegerin befürchtete, dass man den Fuß womöglich sogar amputieren müsste. Hoffentlich wird es nicht dazu kommen. Ich nehme die Taube morgen mit nach Köln und kann hoffentlich bald hier ein positiveres Update schreiben.

Resümee der jüngsten Taubenrundgänge

Stadttauben brauchen Wasser zum Trinken und Baden

Wegen einer sehr heftigen Grippe wurde ich fast drei Wochen von meinen Taubenrundgängen abgehalten. Das war traurig, aber manchmal geht die eigene Gesundheit auch vor. Erst als ich wieder in nach Köln fuhr, nutzte ich die Wartezeit am Hauptbahnhof, um nach den gefiederten Gesellen zu schauen.

Erfreulich war, dass am Bertha von Suttner Platz nach wie vor regelmäßig gefüttert wird, wenn auch so viel, dass immer noch sehr viel liegenblieb. Möglicherweise wissen die Fütterer nicht, dass der Bestand dort enorm abgehommen hat. Von den ganzen PMV-Fällen war auch nichts mehr zu sehen.

Nur eine kleine Taube fiel mir auf. Sie hatte an einem Flügel zu wenig Federn und bekam Probleme bei Abflug. Ich schaute jeden Abend nach ihr und fütterte sie an.  Fressen und trinken klappte tadellos – und im Laufe der Tage baute sie auch ganz gut auf, so dass ich beschloss, sie erst einmal nicht aus ihrer vertrauten Umgebung zu reißen. Ich werde sie aber weiter beobachten.

Jungtaube in Düsseldorf
Kleine Taube mit fehlenden Federn am Flügel

Vergrämung in Bilk

Am Bilker Bahnhof hat die Vergrämung ein schreckliches Ausmaß angenommen. Nahezu gesamte Bereich unterhalb der Eisenbahnbrücke wurde mit Metalfolien versiegelt, so dass sich die Tauben dort nirgendwo mehr niederlassen können.

Vergraemung der Stadttauben in Düsseldorf Bilk
Vergraemung der Stadttauben in Düsseldorf Bilk

Im Hofgarten ist die Anzahl der Stadttauben nach wie vor sehr überschaubar – also kein Vergleich mit dem vergangenen Jahr. Obder Bestandsrückgang nun allein durch Fressfeinde verursacht wird, lasse ich an dieser Stelle mal offen. Ansonsten sah die Gang recht munter aus. Ein Täubchen hatte am Kopf ein paar Feder gelassen, zeigt aber aber keinerlei Schwächen, so dass es sicher weiterhin selbst klar kommt. Bis auf eine unkomplizierte Entschnürung musste ich daher nicht aktiv werden.

Frische Verschnürung am Fuß einer Stadttaube
Diese Entschnürung wurde schnell entfernt

Schon jetzt verirrte Reisetauben im Anflug?

Obwohl die Reisesaison erst im April losgeht, sah ich gesten morgen bereits die erste Brieftaube. Wahrscheinlich ein Testflieger, da  ein sehr junges Täubchen mit grünem Ring (2019), einer Telefonnummer und dem Hinweis „Bitte melden“. Gecheckt, getan. Leider wieder mal erfolglos. Wie schon so oft zuvor, meldete sich ein AB ohne Namensnennung. Dreimal hinterließ ich meine Nachricht mit Rückrufnummern (Festnetz und Mobil) und bat um einen Rückruf. Der kam bis heute nicht bei mir an.

Beringte Brieftaube 2019
Ring mit Telefonnummer und Bitte um Meldung

Jetzt frage ich mich nur, wie ernst man die Besorgnis des Inhabers nehmen soll. Vielleicht war der Ring auch nur ein Zugeständnis, weil der Verband Druck macht und von seinen Mitglieder erwartet, dass sie zukünfti mehr sich mehr um ihre Tauben kümmern. Heute nachmittag beschloss ich die Taube nicht erst einmal nicht zu sichern, bis sich der Züchter meldet. Schließlich liegt mein Fokus auf hilfsbedürftigen Stadttauben.

Update zum Kampf gegen die Taubenplage in Viersen

Das ging ja recht schnell. Schon am Veilchendienstag veröffentlichte die Rheinische Post den aktuellen Stand über das, was mit den Tauben in der Viersener Fußgängerpassage – nicht! – geschehen soll. Alles andere bleibt offen, aber es gibt eine Vorgabe: Vergrämung mit einfachen Mitteln.

Keine Verwendung von klebrigen Vergrämungsmitteln

Die gute Nachricht ist, dass man von Vergrämungsmitteln, die in Viersen schon 2015 zum Einsatz gekommen waren und  noch letzte Woche erneut angedacht waren, nun Abstand nimmt. Ob es sich dabei um NOPALOMA oder eine andere Klebepaste gehandelt hat, geht aus der Stellungnahme gegenüber der Presse nicht hervor. Man hielt sich bedeckt, wies jedoch darauf hin, dass man inzwischen über die schädlichen Folgen von Vergrämungsmitteln informiert sei. Von einem Verbot wüsste man allerdings nichts. Wie dem auch sei: Der Kampf gegen die Taubenplage in Viersen geht weiter.

Aber die Kampfansage gegen Tauben bleibt

Die Strategie des Viersener Stadtrats ist nach wie vor Vergrämung. Man will sich für ein einfaches Mittel entscheiden. Doch was bitte ist bei der beschriebenen Stadttaubenproblematik eine einfache Lösung? Außer den Kot regelmäßig zu entfernen, fällt mir auf Anhieb keine ein.

Eine nachhaltige Lösung wäre ein Taubenprojekt mit Experten einzurichten – entweder in Form eines Taubenhauses, wo die Tiere ein Zuhause finden oder auch durch Gewöhnung an eine betreute Futterstelle fernab der Fußgängerpassage – beides in Kombination mit einer Geburtenkontrolle durch den Austauschvon Eiern gegen Plastikattrappen. Diese Methode hat in viele Städten schon sehr gut funktioniert, sie muss aber artgerecht umgesetzt und konsequent praktiziert werden. Eine friedliche und tiergerechte Lösung war wohl wieder kein Thema in der vergangenen Sitzung.

Tauben sollen hungern und den Standort wechseln

Wahrscheinlich setzt man auf die Keule des Ordnungsamts: Fütterungsverbot, mehr Kontrollen und Strafen. So will man Viersen die Tauben aus den Fußgängerzonen vertreiben. Ist der Stadtrat tatsächlich so weltfremd? Ich glaube eher nicht.

Dass die Methode nicht viel bringen wird, wissen die Entscheider mit Sicherheit, aber solche Maßnahmen haben ja auch einen gewissen Showeffekt. Die braven Bürger auf der Straße sehen, dass etwas unternommen wird im schönen Viersen. Da stehen Verbotsschilder, Ordnungshüter patrollieren, wer sich nicht an das Verbot hält, wird zur Kasse gebeten. Damit fängt man vielleicht Wähler, löst aber kein Stadttaubenproblem.

Oder vielleicht mit chemischen Repellentien verscheucht werden?

Schon aus einem früheren Bericht (vom 9. Februar 2019) über geplante Aktivitäten der CDU gegen die Viersener Stadttauben, geht hervor, dass Ratsherr Ole Wiggers über eine artgerechte Lösung des Taubenproblems nicht  nachdenkt. Darin wird ein Geruchsstoff angesprochen, der Tauben fernhalten soll. Erneute Fehlanzeige, denn die Wirkung von chemischen Repellentien ist nicht  nachgewiesen (siehe Empfehlungen von Haag-Wackernagel). Statt ordentlich zu recherchieren zu lassen oder einen in Viersen ansässigen Taubenzüchter zu konsultieren, plant die CDU Einsatzgruppe wohl lieber nur mit Schädlingsbekämpfern ihres Vertrauens.

Also abwarten, was da in Viersen tatsächlich alles auf den Weg gebracht wird. Ich habe schon die Taubenfreunde in NRW alarmiert und die in Viersen und Umgebung wohnen, gebeten, dass sie die Augen aufhalten. Denn sollten Lebendfallen aufgestellt werden und verdeckte Aktionen laufen, beispielsweise, dass Tauben von einer Schädlingsbekämpfungsfirma eingefangen und (angeblich) umgesiedelt werden, dann werden unverzüglich alle Tierschutzorganisationen informiert werden!

Taubenplage Viersen: Offener Brief an die Rheinische Post

Stadttaube in Viersen
Screenshot vom Artikel der online Ausgabe

Die Rheinische Post hat am 1.3. 2019 einen Artikel über das Taubenproblem in Viersen veröffentlicht, in welchem sich die ansässige Antitaubenfraktion, CDU (Ratsherr Ole Wiggers) und Vergrämer, mit überholten Konzepten profiliert, aber das Kernproblem mal wieder nicht angesprochen wird.

Da die Redaktion Karneval feiert, hat sie auch die Kommentarfunktion gesperrt. Darum gebe ich hier meinen Senf in Form eines offenen Briefs dazu:

Sehr geehrte Frau Fischer und RP-Redakteure, sehr geehrter Herr Ratsherr Wiggers,

schon das Foto zu Ihrem Artikel wirkt etwas irritierend. Eine Taube auf weiter Flur? Na dann machte die Plage wohl gerade Pause.

Stadttauben sind Stadtbewohner

Ich kenne diverse Tauben-Hotspots in Düsseldorf. Die sind oft nicht so überschaubar, manchmal mit hundert Tauben an einem Platz, alle verzweifelt auf Futtersuche. Wie die Natur nun mal so ist, bleiben Hinterlassenschaften.

Es ist nachvollziehbar, dass manche Menschen mit dem Kot ästhetische Probleme haben. Andere Gefahren anzuführen, ist unhaltbar und reine Panikmache. Das sieht Volker Guske (Vorsitzender des Landesverbands NRW der deutschen Schädlingsbekämpfer) ja auch ähnlich. Ebenso, dass viele Vergrämungsversuche gar nicht wirkten, hat er richtig bemerkt. 

Der Grund dafür ist: Stadttauben sind Nachkommen der Felsentaube, die sehen Hausfassaden und Dächer als ihren natürlichen Lebensraum an. Außerdem haben wir Menschen die Tauben selbst in die Städte geholt, dort gezüchtet, veredelt und als Nutztiere eingesetzt. Deren verwilderten Nachfahren kann man nicht einfach verjagen oder vergrämen. Denn Tauben sind von Natur aus standorttreu.

Was kann man also tun?

Die einfache Soforthilfe gegen hässlichen Taubenkot: Wasser (am besten heißes) drüber. Damit lässt sich der  Kot normalerweise recht leicht wegspülen. Ich spreche aus Erfahrung und kann versichern, dass die Methode funktioniert. Übrigens: Taubendreck kann man um ein Vielfaches besser entfernen als manche menschliche Hinterlassenschaft. Zum Beispiel ausgespuckte Kaugummis, die unzählige Gehwege verunstalten.

Die nachhaltige Lösung: Man bietet den Stadttauben einen festen Standort, einen betreuten Taubenschlag, in dem sie keine Pommes suchen müssen sondern artgerechtes Futter geboten bekommen. Und in dem man durch regelmäßigen Eiertausch auch sehr gut die Population kontrollieren kann. Solche Projekte gibt es in vielen deutschen Städten. Einfach mal googeln und Experten ansprechen. Die informieren sicher gerne weiter.

Fütterungsverbote ohne Alternativen sind keine Lösung

Fütterungsverbote verhindern nicht, dass Stadttauben weiterhin überall in der Stadt  auf Futtersuche gehen. Der Hunger treibt sie dazu. Sie picken menschlichem Müll wie Essensresten und Erbrochenem. Sie bekommen Durchfall, der übrigens schwerer zu entfernen ist als normaler Kot.

Dennoch vermehren sich die Tauben weiter. Durch dauerhaften Hunger können sie zu Stressbrütern werden. Sie legen noch mehr Eier. Viele Jungtauben werden durch den Nahrungsmangel krank und sterben qualvoll, aber es kommen auch immer wieder neue Tauben nach – auch Zuflieger von außerhalb: Weil Züchter ihren Bestand aussortieren und nicht zuletzt durch den internationalen Brieftaubensport. Jedes Jahr in der Saison von Mai bis September werden unzählige Tauben bei Wettbewerben kreuz und quer durchs Land geschickt. Darunter auch unerfahrene Jungtauben zu Trainings- und Testzwecken.Viele  finden nicht zurück, sterben unterwegs oder stranden in Ortschaften und Städten. Als zugeflogene Stadttauben. Die begegnen mir in Düsseldorf jeden Tag.

In Düsseldorf zugeflogene Reisetaube
Eine von unzähligen Brieftauben aus der Saison 2018, die sich als Zuflieger in der Stadt niedergelassen haben.

Auch Klebepasten sind der falsche Weg.

Solche Maßnahmen sind pure Tierquälerei mit oft tödlichen Folgen. Nicht nur für Tauben, auch für andere Vögel und Insekten (falls es diese in Viersen noch gibt). Klebepasten werden übrigens vom Basler Taubeabwehrexperten Daniel Haag Wackernagel eindeutig abgelehnt. weil sie das Gefieder dauerhaft schädigen. In vielen deutschen Städten (z.B. Berlin und Stuttgart) wurde das Teufelszeug verboten und musste wieder entfernt werden. In Viersen fängt man jetzt an, darüber machzudenken.

Wollt Ihr das wirklich?

Folgen von Klebenpasten
Durch Klebepaste nahezu flugunfähige Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube
An den Folgen einer Klebepaste verendete Stadttaube

Also liebe Leute, setzt euch bitte zusammen und lasst euch nicht vom Taubenhass leiten, sondern denkt mal lieber konstruktiv und entscheidet euch für die Lösung, die allen hilft: Gastronomen, Geschäftsinhabern, Shopping-Passanten und natürlich den Tauben.

Ein gut geführtes Taubenprojekt dürfte zudem kosteneffektiver sein als sinnlose Vergrämungsversuche und immer mehr Ordnungspersonal, um Taubenfütterer zu fassen.

Altweiber mit Stadttauben

Junge Stadttaube im Hofgarten Düsseldorf

Heute beginnen  die Drei Tollen Tage in den Narrenhochburgen. Köln und Düsseldorf gehören ganz klar dazu. Um dem Trubel und den Komasauf-Szenarien unterwegs zu entgehen, nahm ich mir für die Zeit Urlaub. Und heute war ich gleich mit meinem Taubenfreund im Hofgarten verabredet um unser Wildvogelfutter loszuwerden und um nach verletzten Tieren zu schauen.

Hungrige Stadttauben
Ein Korn in der Luft und schon sind alle da
Stadttauben am Altweiber im Hofgarten
Die arg geschrumpfte Körner-Gang
Stadttauben in Düsseldorf
Große Freude unter den gefiederten Freunden
Stadttauben warteten auch bei Dunkelheit am Bertha-von-Suttner-Platz
Stadttauben warteten auch bei Dunkelheit am Bertha-von-Suttner-Platz

Mein erster Eindruck war, dass die Körnergang weiterhin extrem überschaubar ist – obwohl seit zwei Wochen einige Neuzugänge die Lücken ganz langsam füllen. Es will mir einfach nicht aus dem Kopf, dass meine alten Freunde illegalen Anti-Tauben-Aktionen zum Opfer gefallen sind. Nicht im direkt im Hofgarten. Irgendwo in Düsseldorf, dort wo  die Vögel besonders unbeliebt sind. Besonders auffällig war das Verschwinden einer beträchtlichen Menge an Taubem am Bertha-von-Suttner-Platz.

Betha-von-Suttner-Platz
Alle Tauben sind wie vom Erdboden verschluckt

Dort hatte ich den ganzen Winter über nach dem Rechten geschaut und verletzte,  kranke Tiere nach und nach eingesammelt – zuletzt auch neue PMV-Fälle. Einen auf den anderen Tag waren alle diese Tauben verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Dass beispielsweise die Bahn AG  – ähnlich wie in Neumünster oder Passau geschehen – eine Firma für die Säuberung beauftragt hatte. Um ganz sicher zu gehen, erkundigte ich mich bei den zuständigen Stellen in Düsseldorf. Dabei kam heraus: Weder dem Tierheim noch das Veterinäramt in Düsseldorf liegen irgendwelche Infos vor. Lebendfallen habe ich keine entdecken können. Alles recht mysteriös.

Aber bestimmt keine Paranoia eines Taubenfreundes. Nicht weit vom HBF, am S-Bahnhof Friedrichstadt, wurden diverse tote Stadtauben an einer Stelle gefunden, die jemand dort ritualartig platziert hatte. Interessant in diesem Zusmmenhang ist, dass genau an dieser Stelle auch regelmäßig gefüttert wurde. Etwa eine Botschaft an alle, die dass Fütterungsverbot ignorierten? Vielleicht aber nur eine Verschwörungstheorie.

Tauben fangen und auf dem Land aussetzen – wie ist das möglich?

Tauben sitzen auf einem Ast
Passauer Neue Presse - die Bahn fängt Tauben und fährt sie raus aufs Land
Dieser verlinkte Artikel wurde auch in FB Taubengruppen heftig diskutiert

Kaum habe ich meine Facebook-Aktivität wieder aufgenommen, schon werde mit neuen Horrormeldungen über Tauben konfrontiert. Wie schon 2018 in Neumünster beauftragte die Deutschen Bahn AG nun in Passau eine zertifizierte Vergrämungsfirma mit einem Abwehrservice gegen die Vogelplage. Diese stellte nun Lebendfallen auf und wollte angeblich die darin gefangenen Tiere in regelmäßigen Abständen abholen und in ländliche Gebiete umsiedeln. Der Name der Firma wurde nicht genannt.

Explizit wiesen die Verantwortlichen der DB darauf hin, dass alle Tauben körperlich unversehrt bleiben sollen. (wie das wohl gemeint sein könnte) Nur aus dem Bahnhof sollen sie endlich verschwinden. Mit dieser Aufgabe hat man Spezialisten beauftragt.

So arbeitete Rentokil im Auftrag der DB am Bahnhof in Neumünster

Einfangen von Tauben in Neumünster
Screenshot vom verlinkten Artikel

Aussetzen von Stadttauben ist gewaltsam und keine Lösung

Die vorgefallenen Maßnahmen waren für mein Empfinden ein schwerer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Denn: Die Vögel wurden gewaltsam aus ihrer sozialen Struktur entfernt, sprich vom Partner und möglicherweise auch von ihrer Brut getrennt.  Wurden beide Elternteile ins Exil gebracht, dann waren ihre Küken einem qualvollen Hungertod ausgesetzt. Davon mal abgesehen, Vorhaben kosten Geld und führen meistens nicht zum gewünschten Ziel. Vielleicht wollte man die Öffentlichkeit aber auch nur für dumm verkaufen.

Tauben am Hauptbahnhof
Hungrige Tauben hinter dem Hauptbahnhof

Denn eigentlich wissen Schädlingsbekämpfer, die sich mit dem Verhalten von Tauben auseinandersetzen müssen, dass eine Umsiedlung gar nicht so einfach ist und selten auf Dauer funktioniert. Der Grund: Aufs Land verfrachtete Tauben folgen einem Heimkehrinstinkt und verfügen dazu über einen fantastischen Kompass, der sie in Kürze schnell wieder zum alten Standort zurückfliegen lässt. Ich gehe mal davon aus, dass dieses Verhalten auch Vergrämern bekannt sein dürfte. Auch ist es kein Geheimnis, dass Stadttauben heutige Nachfahren der Felsentaube sind und sich in Gebäuden und an Hausfassaden heimischer fühlen als auf einem Acker.

Wie können Schädlingsbekämpfer nach einer  (angeblich) tierfreundlichen Entfernung von Tauben ihrem  Auftraggeber garantieren, dass die umgesiedelten Vögel nicht schon ein paar Tage später nicht schon wieder am Bahnhof zurück sind. Allein die Erklärung der DB halte ich für eine Farce: „Die Bahn fängt Tauben und bringt sie raus auf Land.“ Wie blauäugig muss man denn sein, wenn dem Glauben schenken will?

Umsiedlung der Tauben aufs Land?

Werden die unerwünschten Tauben etwa in einem artgerechten Reservat oder extra eingerichteten Schlägen angesiedelt und fortan liebevoll versorgt. Weit weg vom Dreck und Lärm der Großstadt, wo es so schön ist und dass sie immer dort lieber bleiben wollen. Mitnichten – ich kann mir kaum vorstellen, dass die Auftraggeber darin eine zufriedenstellende Erledigung des Jobs sähen. Es darf nämlich nicht passieren, dass sich Tauben früher und später wieder sich wieder auf den Heimflug begeben können. Damit die Rechnung aufgehen kann, wird man sich auf eine andere nachhaltige Lösung verständigt haben. Gedacht, getan – man legte einfach mal los und das wohl auch ohne behördliche Genehmigung. Im Fall Passau lief die Aktion wohl so ab, dass weder das Veterinäramt noch das Ordnungsamt im Vorfeld informiert worden waren. Als Tierschützer dort wegen der aufgestellten Lebendfallen nachfragten, wusste zu dem Zeitpunkt jedenfalls noch niemand vom einer Taubendeportation. Danach erst versuchte die DB zu beschwichtigen. Anscheinend mit wenig Überzeugungskraft, denn  Falle musste weg und die Aktion erst einmal abgebrochen werden. Mal schauen, was stattdessen unternommen wird – ich fürchte, nichts Gutes. Weitere Infos

Antwortschreiben
Screenshot vom Antwortschreiben an die Tierschützer in Passau

Und was passierte mit den Düsseldorfer Stadttauben?

In den Ortsteilen, wo ich Tauben-Hotspots regelmäßig besuche und fotografiere, fiel mir auf, dass einige Schwärme binnen sehr kurzer Zeit deutlich kleiner geworden ist. Kürzlich blieben an einer bestimmte Futterstelle begehrte Körner mehrere Tage liegen, die ansonsten ruck, zuck weg gewesen wären. Ich schätze mal so Pi mal Daumen, in der Altstadt und im Hofgarten sind heute nur im Vergleich zum vergangenen Jahr nur noch die Hälfte der Tauben vor Ort.

Voriges einem Jahr berichtete über ich über ähnliche Beobachtungen. Gibt es etwa  einen Frühjahrsputz bezüglich unliebsamer Stadtvögel? Keine Ahnung! Über den Verbleib so vieler Tauben kann man wirklich nur rätseln, spekulieren oder an einer Verschwörungstheorie festhalten. Nach den Ereignissen in Passau tendiere ich zu Letzterem.

Weniger Tauben im Hofgarten 2019
Voriges Jahr wären bestimmt noch doppelt so viele da gewesen..
Belgische Brieftaube lebt seit 2018 in Düsseldorf
Dieser belgische Briefer, der schon mal bei mir Logis hatte, vergesse ich nicht.

Unter den vermissten Tauben in Düsseldorf befinden sich auch einige, die ich bei meinen Runden regelmäßig antraf. Heute auf morgen verschwanden sie einfach von der Bildfläche. Darunter auch mein Freund SmarT, ein von der Vogelwarte Helgoland beringter Täuberich, den ich ganz besonders ins Herz geschlossen hatte. In Facebook füllte ich einst ganze Alben mit ihm.

Eine beringte (Vogelwarte Helgoland) Stadttaube
Mein Freund SmarT im Hofgarten leistete mir gern Gesellschaft

Tauben sind standorttreu, die fliegen nicht einfach weit weg in den Süden oder sonst wohin. Für mich ist der Populationsrückgang kaum nachvollziehbar. Auch halte ich es für unwahrscheinlich, dass so viele Tauben binnen so kurzer Zeit plötzlich vom Baum gefallen, einem Auto, Greifvogel oder etwa dem Paramyxovirus zum Opfer gefallen sind. Ich denke mal eher an andere Todesursachen:  beispielsweise in Zoos, denn Raubtiere fressen keine Blumen oder Unis, wo Tierversuche in der Grundlagenforschung durchgeführt werden. Ansonsten gibt es auch Mülldeponien, wo unauffällig entsorgt werden kann.

Tierversuche an Tauben an der Uni Bochum
Screenshot: Tierversuche an Tauben in der Grundlagenforschung

Was fehlt, sind handfeste Beweise

Leider bleiben die Umstände, bei denen Tauben gefangen werden, für die Tierschützer ziemlich nebulös. Es liegen nur ganz selten konkrete Hinweise vor, denen man nachgehen könnte. Was den Hofgarten betrifft, ist eine Beurteilung der Lage eh schwierig, da die Tauben sich größtenteils nur stundenweise zur Futtersuche an den Grünflächen aufhalten, genistet wird anderswo. Dazu gibt es dort zu viel Publikumsverkehr, um Stadttauben oder invasive Vogelarten wie Nilgänse und Kanadagänse unbemerkt dezimieren zu können. Das wurde mir auch von einer dort tätigen Vogelexpertin bestätigt.

Was mit den Vögeln tatsächlich passiert, da wird kein Service-Unternehmen mehr in die Karten schauen lassen. Rentokil, einer der ganz Großen in der Branche, hat inzwischen das Kapitel Tauben aus der deutschen Website verbannt. Das heißt zwar nicht viel, bedeutet wohl aber, dass eine „Taubenbekämpfung“ inzwischen kaum noch unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden wird. Allerdings lassen sich Internet längst nicht alle Spuren verwischen.

Rentokil Philosophie ueber Tauben
Verantwortung für Mensch und Tier?

Halte bitte die Augen auf und reagiere sofort!

Wenn du also unterwegs einen Verdacht hast, dass Tauben durch Lebendfallen in Not geraten, dann zögere bitte auf keinen Fall, deine Beobachtungen so gut wie möglich festzuhalten und diese an entsprechende Stellen weiterzuleiten. Vielleicht kennst du Taubenbetreuer in deiner Region – gleich kontaktieren! Informiere ggf. auch an PETA (Link zum Formular) oder eine andere Tierschutzorganisation. Kontakte für Notfälle mit Tauben findest du hier in meiner Website. In Facebook müsstest du dich wahrscheinlich erst einmal in einer Taubengruppe anmelden, bevor du posten kannst. Gerne kannst du aber auch mir eine Nachricht schicken – unter „tierschutz [@] pro-palomas [.] de“. Vielen Dank!

Der erste Monat im Neuen Jahr

Jetzt ist schon fast der erste Monat des neuen Jahres vergangen. Leider kam ich bislang nicht dazu, etwas  Neues hier zu posten. Einerseits war es mein Beruf, der mich vollends einspannte, andererseits verpasste ich aus gesundheitlichen Gründen leider die jährliche Brieftaubenmesse in Dortmund, über die ich aus meiner Sicht der Dinge ausführlich berichten wollte – dazu kamen einige persönliche Gründe, die ich im folgenden noch kurz ansprechen werde.  Ungeachtet dessen gab es dennoch seit meinem letzten Eintrag im Dezember ein paar Highlights, die nun zusammenfassen möchte.

Vorerst die rote Karte für Facebook

Als ersten Vorsatz im Neuen Jahr beschloss ich, mich bis auf Weiteres weitestgehend aus Facebook zurückzuziehen. Der Frust über das Verhalten von Mitgliedern in einschlägigen Gruppen hatte bei mir das Fass einfach  überlaufen lassen. Generell musste ich feststellen, dass man dort nur von ganz Wenigen praktische Hilfe und Unterstützung erwarten kann. Das betraf beispielsweise den Aufbau einer nachhaltigen Zusammenarbeit bei der Versorgung von verletzten und kranken Tauben. Auf Zusagen folgten so gut wie keine Taten. Das musste ich einfach mal für mich realisieren.  Da wurde einfach aus dem Bauch kommentiert und diskutiert, leider auch über angebliche Fakten, die nicht geprüft wurden, sondern einfach nur übernommen und in teilweise recht unverschämten Kommentaren weiter verbreitet wurden. Besserwisserei, falsche Unterstellungen und üble Nachreden waren keine Seltenheit.

Hilfe für PMV-Tauben bewusst behindert

Wer die Diskussionen und fiesen Gerüchte vor dem Transport von ehemaligen Paramyxo-Patienten zu einer Endpflegestelle, die von einer sehr erfahrenen PMV-Pflegerin geleitet wird, mitverfolgt hatte, wird meinen Frust vielleicht verstehen können. Da saßen Leute an ihrem Smartphone oder PC und schrieben einen Haufen Blödsinn, den sie von irgendwoher aufgeschnappt hatten, stellten die Seriosität der Anbieter in Frage und brachten damit fast die ganze Aktion in Gefahr. Das mehrere Tage miterleben zu müssen, fand ich unendlich traurig. Aus Köln sollten ursprünglich 20 Tauben vermittelt werden, die Fahrt wurde kurzerhand abgeblasen, aus dem Ruhrgebiet sprangen Leute ab – sicher auch, weil sie plötzlich verunsichert waren. Schade, denn man hätte viel mehr Tauben eine artgerechte Zukunft schenken können.

Nur eine verletzte Taube durch Silvester

Sylvester verbrachte ich bei meiner Freundin in Düsseldorf Bilk. Dort war die Böllerei extrem. Noch am nächsten Morgen stank die Luft noch so sehr nach Schwefel, dass man kaum frei durchatmen konnte. Gegen 9:00 brach ich auf, um nach Raketenopfern zu suchen. Erst rund um den Bilker S-Bahnhof, wo sich immer viele Tauben aufhalten, es folgten die kleineren Hotspots an der Corneliusstraße Tauben waren bereits wieder auf Futtersuche, Gott sei Dank keine mit Verletzungen oder Auffälligkeiten. Erst am Kö-Bogen wurde ich fündig. Dort saß weitab des Schwarms ein einzelnes Täubchen mit zerrupftem Gefieder, stark traumatisiert und unfähig zu fliegen. Das arme Tier blieb noch drei Tage völlig apathisch und musste solange gepäppelt werden.  Somit hatte ich wieder zwei Pfleglinge in meiner Küche.

Durch Böllerei 2018/2019 verletzte Taube
Diese Taube wurde durch die Böllerei verletzt und traumatisiert

Junior – vorerst die letzte kranke Taube aus dem Hofgarten

Nachdem meine kleine Meimei nach Spanien umgezogen war, blieb noch Junior, wieder ein junges „Mädchen“, die Täubin bekam den Namen, da sie die letzte Paramyxovirus-Taube war, die ich noch kurz vor Meimeis Abreise im Hofgarten gesichert hatte. Aus zwei Gründen konnte ich Junior leider nicht mitnehmen: Erstens wusste ich nicht, ob die Täubin andere noch anstecken konnte, zweitens konnte ich nicht einschätzen, inwieweit sie die Strapazen einer solch langen Reise überhaupt durchhalten würde. Junior bekam den Platz von Meimei und erholte sich prächtig. Glücklicherweise war sein kein Sterngucker, daher konnte sie recht bald wieder eigenständig fressen. Auch hielt sich die für Paramyxo-Tauben  oft übliche Dreherei in Grenzen. Direkt an meinem ersten Arbeitstag kamen Junior und die Silvestertaube nach Köln in eine Endpflegestelle.

PVM Taube mit Stofftier zum Spielen
Junior liebte Stofftiere, an die sie sich kuscheln konnte
Taube mit Stofftier als Partner
Manchmal nahm sie ihre Lieblinge auch als Partnerersatz.

Das Beste zum Schluss: Mehr Hilfe gegen den Hunger

Natürlich möchte ich aber auch meine positiven Eindrücke im Januar nicht verschweigen. Bei meinen Rundgängen sah ich alte und neue Futterstellen, die regelmäßig und reichlich bedient werden. Besonders in der letzten Woche, wo es auch bei uns extrem kalt wurde, konnten unsere armen Stadttauben auf die Hilfe von  beherzten Menschen setzen. Und sollte einige von ihnen diesen Artikel lesen, dann sage ich ihnen im Namen aller Tauben dafür meinen HERZLICHEN DANK!